Austauschjahr, Essstörung und Ich

Dieses Thema im Forum "Diskussionen" wurde erstellt von Haven (unregistriert), 16. Oktober 2014.

  1. Haven (unregistriert)

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    Guten Morgen euch allen:*


    Dies ist mein erster Beitrag in diesem Forum und ehrlich gesagt bin ich etwas nervös, einfach weil ich sonst nur im Stillen mitlese.
    Zu Beginn würde ich gerne etwas über mich erzählen und warum ich hier bin.:)
    Momentan bin ich in Kanada und verbringe in der Fremde ein
    Austauschjahr. Wie ihr euch vielleicht denken könnt, bin ich dadurch recht einsam und suche irgendwie Kontakt zu Gleichgesinnten.
    Ich war schon in mehreren Ana-Foren registriert. Doch diese wurden leider immer wieder gelöscht und irgendwann hörte ich deshalb auf, mich erneut zu bewerben.
    Nun aber mehr zu mir:
    Leider werde ich erst in 8 Wochen 18, bin also 17, komme aus der Schweiz und habe neben Depressionen auch seit ca 2 Jahren SVV und eine Essstörungen. (ob da noch mehr ist, weiss ich nicht, da ich schon länger nicht mehr in Therapie war)
    Das alles, zusammen mit meinem nicht gesellschaftlich kompartiblen Charakter, lässt mich hier ziemlich durchdrehen. Nicht, dass es daheim besser wäre..
    Wenn ich nicht durch Zufall kurz vor meiner Abreise meinen Freund kennen gelernt hätte, würde ich genauso zurückgezogen leben.

    Macht jemand von euch vlt momentan auch ein Austauschjahr? Und wenn ja, wie geht's euch mit eurer Es dort?

    Danke fürs Durchlesen. Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.<3
    Ich hoffe, hier irgendwann Anschluss zu finden. Wäre traumhaft.


    Liebe Grüße eure Heaven
     
  2. Newbie

    Aimee

    Expand Collapse

    44
    105
    Dabei seit 28. Januar 2014
    Hallo Heaven.

    Wow, du bist aus der Schweiz? Ich komme ebenfalls aus der Schweiz.

    Ich selbst mache kein Austauschjahr, hätte gerne eines gemacht, das klingt sicher interessant und das ist eine neue Erfahrung die sich sicher lohnt, leider habe ich mich durch meine Ängste meine Gewohnheiten und die Umgebung zu verlieren nie in dem Thema vertieft. Was meinst du denn mit gesellschaftlich unkompatibel? Bist du etwa auch schüchtern?
    Das zum Beispiel war einer der Gründe, weshalb ich nie ein Austauschjahr gemacht habe, weil ich mich eher vor Menschenkontakt zurückziehe.

    Ist deine Essstörung denn durch die Veränderung schlimmer oder besser geworden?
     
    Collapse Signature Expand Signature
  3. Heaven (unregistriert)

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    Antwort

    Hallo Aimee

    Erst Mal danke für deine Antwort!
    Freut mich, mal eine Schweizerin kennen zu lernen. Das habe ich in zwei Jahren Ana so selten gehabt.:D

    Na ja, das mit dem Austauschjahr ist so eine Sache. Anfangs hatte ich mir damit einen Fluchtort von meiner Heimat und gleichzeitig einen Rückfall in die Anorexie erhofft. Dementsprechend war es mein Ziel, mich damit zu überfordern und zu zerstören.
    Ich kam nämlich von Ednos zu Ana und fiel dann zurück zu Ednos, obwohl ich nichts mehr wollte, als Ana zurück zu bekommen. (Klingt dämlich, aber ich denke, ihr versteht das noch am ehesten.)
    Als ich dann meinen Freund 4 Monate vor meiner Abreise kennen lernte, kam ich das erste Mal seit 7 Jahren daheim wieder unter Menschen und kam dementsprechend selbstbewusster, aber traurig, hier an. Ich wollte dann verständlicherweise nicht mehr weg, aber ich hatte keine Wahl mehr.
    Anfangs liefs hier auch noch richtig gut. Ich lernte viele Leute kennen, fand "Freunde" und war oft draussen. Ich dachte, dieses Jahr wird anders und ich könnte es alleine schaffen mich zu integrieren, ohne meinen Freund.
    Tja, daraus wurde dann doch nichts mehr. Nach zwei Wochen hatte ich meine "Freunde" vergrault und stehe wieder alleine da.
    Um diese ganze Situation mir so angenehm wie möglich zu gestallten, ziehe ich mich freiwillig in meine Traumwelt zurück. Ich passe einfach nicht zu diesen Leuten, so wie ich zu fast niemandem passe.
    (Ich mache es mir vielleicht etwas zu leicht, nicht um meine "Freunde" hier zu kämpfen. Aber ich traue mich nicht, weil ich es sowieso wieder falsch machen würde. Und ausserdem will ich sie nicht mit meiner Anwesenheit nerven. Ja, ich bin zu eingeschüchtert, nachdem sie mich für einen winzigen Fehler so "hart" angefahren haben.)

    Mit dieser Taumwelt rutschte ich schon das erste Mal in die Anorexie und ich bin irgendwie hoffentlich wieder dran.
    Dieses ständige Versagen, Fressen, sich hassen, halte ich auf Dauer nicht aus.
    Von dem her ist die Es weder besser noch schlimmer geworden. Es ist viel mehr so, dass ich zum ersten Mal wieder das Gefühl habe, zu meinem verlorenen Ich mit Ana zurückzukehren. (Damit werde ich zwar alle in der Schweiz enttäuschen, die dachten, es ginge mir besser und das mit der Anorexie wäre abgeschlossen. Aber meine Familie hat mir eh nie zugehört und die Zeichen von Ednos völlig misachtet.)

    Ich hoffe, der Text war nicht zu lange oder zu verwirrend. Ich muss mir das ganze einfach Mal von der Seele reden. Aber du, bzw ihr alle könnt mich gerne alles fragen.:)


    Danke fürs Durchlesen!
    Heaven<3
     
  4. Gast

    loleduc

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    Auslandaufenthalt

    Ich komme auch aus der Schweiz. Umgebung Glarus und ihr? Momentan bin ich noch bis Januar im Ausland. Meine ES hat sich hier wider neu aufgebaut. Ich bin froh, hier habe ich mehr Disziplin weil ich oft einsam bin
     
  5. Heaven (unregistriert)

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    Antwort

    Heii :)

    Ich bin im Kanton Bern aufgewachsen, lebe jetzt aber schon einige Jahre im Aargau. Meine Mutter kommt allerdings aus Bayern und seit dem Umzug wurde Deutschland meine Heimat. Ich habe mich zu lange nicht im Aargau eingelebt. (Hat sich auch nur durch meine Beziehung geändert.)

    Meine ES ist seit der Abreise wieder schlimmer geworden, gerade weil mir hier auch schwer tu bezüglich Integration.
    Ausserdem macht mich meine Beziehung fertig und ich habe meinen Körper echt gehasst, bevor ich abflog. Das tu ich zwar immer noch, aber seit ich hier mit Joggen begonnen habe, wird's besser. Am Sportverhalten merke ich momentan die ES am deutlichsten, weil ich hasse Sport echt über alles.
    Ausserdem kann ich es mir hier auch nicht erlauben, zu viel zu schnell abzunehmen oder sogar gemeinsame Mahlzeiten ausfallen zu lassen. Aber in über sieben weiteren Monaten lässt sich da noch viel verändern.
    Die lange Zeit für Veränderungen und das Pflichtbewusstsein meinen Gasteltern gegenüber lässt mich hier noch ein wenig essen.

    Aber gerade Tage mit Beziehungsproblemen lassen mich wieder so richtig durchdrehen und depressiv werden.


    Schönen Tag euch<3
    Heaven
     
  6. Gast

    Tinkerbell

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    Hallo,

    eigentlich passe ich nicht wirklich in dieses Forum, weil ich gar nicht essgestört bin. Ich bin eigentlich nur hier, weil sozusagen eine Freundin von mir Bulimie hat und ich im Internet nach Hilfe gesucht habe, deshalb kann ich streng genommen nicht wirklich mitreden. Trotzdem habe ich gerade das Bedürfnis, hier zu antworten, also vielleicht interessiert es hier ja doch jemanden :)

    Mit 16 habe ich ein Auslandsjahr in Südfrankreich gemacht. Ich war immer sehr schlank, bis ich 15/16 war auch sehr, sehr dünn und wurde von meinen netten Klassenkameraden "Skelett" genannt und so. Das hatte aber nur mit meinem Stoffwechsel zu tun, nicht mit meiner Ernährung. Dadurch, dass alle mir gesagt haben, wie eklig das aussieht, dass meine Knochen überall so rausstehen, hatte ich immer das Gefühl, mein Körper wäre falsch. Ich habe versucht, zuzunehmen, aber egal was ich gegessen habe - ohne Erfolg. Bevor ich dann nach Frankreich fuhr, bekam ich plötzlich dauernd Sprüche zu hören von wegen "Da wirst du bestimmt total fett, Blabla, da musst du aufpassen, französische Küche" und "Iss nicht so viele Süßigkeiten" und "Na, ist das an deinem Arm da Schwabbel?"
    Ich denke, das sollte Spaß sein, aber ich habe das voll ernst genommen, mir Gedanken darüber gemacht und war völlig verwirrt. Alles an meiner Figur schien falsch zu sein - zu dick und zu dünn gleichzeitig? Wie soll das denn gehen?
    In Frankreich angekommen, hatte ich plötzlich total Angst, wirklich fett zu werden. Ich schrieb mir seitenlange Kalorientabellen aus dem Internet ab, rechnete jeden Abend die Kalorien aus, die ich gegessen hatte... Am Anfang war alles noch ganz easy: 2000 kcal waren mein Limit, weil man so viele ja anscheinend braucht. Aber dann fing ich an, immer die Kalorienzahl vom Vortrag zu unterbieten und mich heimlich zu wiegen, sobald meine Gastfamilie nicht da war. Ich habe mich da einsam und unverstanden gefühlt, meine Gastfamilie hat nie etwas mit mir unternommen, kaum mit mir geredet, sich kaum für mich interessiert und da ich sehr schüchtern bin bzw zu dem Zeitpunkt besonders war, hatte ich große Schwierigkeiten damit, in der Schule Leute kennenzulernen. Ich zog mich sehr zurück und war nach 1-2 Monaten bei 8 kcal am Tag angekommen. Zu dem Zeitpunkt wurde mir klar, dass das irgendwie nicht mehr normal ist.

    Mein Glück war, dass ich in meiner Gastfamilie die Mahlzeiten nicht ausfallen lassen konnte, außerdem lernte ich im Internet sehr nette Leute kennen, die mich verstanden und mir Mut gaben. Zum Glück konnte ich nach und nach von allein anfangen, wieder normal zu essen, bin einer ES also sozusagen gerade nochmal von der Schippe gesprungen.

    Ich glaube, das hat wirklich viel mit Einsamkeit zu tun, und auch mit dem Selbstwertgefühl im Allgemeinen. Bin jedenfalls sehr froh darüber, dass ich in dieser Phase (die es ja bei mir wirklich nur war) nicht zu Hause war, sonst wäre das vermutlich anders ausgegangen. Einmal hatte ich auch einen richtigen FA als meine Oma mir Weihnachtskekse geschickt hat und dann habe ich ganz verzweifelt versucht, sie zu erbrechen. Als das nicht ging, habe ich einen Liter O-Saft getrunken und es nochmal versucht. Aus welchem Grund auch immer hat es wieder nicht geklappt, ich habe viel geweint, aber heute bin ich so froh darüber.

    Auch wenn ich ja nicht wirklich Ahnung habe, ich wünsche euch Allen, dass ihr es schafft, glücklich zu sein, mit welcher Ernährung auch immer.

    Love,

    Tinkerbell
     
  7. Heaven (unregistriert)

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    Antwort

    Guten Abend :*

    Inzwischen bin ich an einem Punkt, wo ich diesem Jahr so wahnsinnig dankbar bin!!
    Es ist für mich einfach alles super gelaufen, auch wenn viel nicht leicht war. Ich lerne so viel über mich,
    darüber, wie ich leben will, wie ich mich fühlen will, wie ich aussehen will, einfach für jeden Aspekt hat sich meine
    Ansichten verändert.
    Ich bin inzwischen 18 und eigentlich warte ich schon seit Jahren, um mich hier registrieren zu können, aber irgendwie, dadurch, dass ich nun auch ein normales Umfeld habe, habe ich nicht so das Bedürfnis. Vielleicht wenn ich mein ganzes Leben hier hinter mir lassen muss und wieder heim gehe...
    Ich wünschte einfach, dass dieser Moment niemals kommen würde.
    Abgesehen von meinen super Freunden und dem Zugehörigkeitsgefühl, dass ich hier zum ersten Mal habe,bin ich auch verliebt und in einer total entspannten Beziehung. <3
    Für mich war dieses Jahr kein Schritt zurück in die Essstörung, sondern riesiger Sprung in eine glückliche Zukunft.
    Zwar rate ich niemandem, der instabiel ist, das zu riskieren, aber für solche unter euch, die sich verändern wollen und ihr Leben ändern wollen, kann ich das nur empfehlen.
    Gerade weil jeder andere Austauschschüler genauso alleine ist, wie ich es war, wird der Gruppenzusammenhalt so stark. Man kann auf Leute zugehen, ohne Angst zu haben, da man eh wieder heim fliegt. Man kann sich neu erfinden und einfach ausprobieren. Man hat ja nichts zu verlieren.
    Und zumindest in Kanada, BC, stosse ich bezüdlich ritzen und ES auf so viel Verständnis!! Die Leherer, bzw die Schule will einem wirklich helfen. Ich habe einen super Vertrauenslehrer, mit dem ich über alles reden kann! Auch das Programm, dass alles hier für die Austauschschüler organisiert, hilft mir. Ich hatte da natürlich auch sehr viel Glück, aber auch wir können das ja Mal haben.
    Von dem her kann ich so ein Abenteuer jedem nur ans Herz legen, der die Chance hat und auch positiv etwas verändern will.<3

    Es ist nicht nur leicht, aber es gibt ja immer noch das zuhause, welches ich hier auch zu schätzen lernte!!

    Liebe Grüsse Heaven
     
  8. ehemaliges Mitglied

    Libelle

    Expand Collapse

    0
    0
    Dabei seit 14. November 2014
    Liebe Heaven,

    Wow das klingt toll! Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass es immer so bleibt! *herzig*

    Ich kann jedem eigentlich auch nur ein Auslandsjahr/semester empfehlen, vor allem der Erfahrung wegen. Allerdings ist für mich die Freundschaft eher die negative Seite.Man lernt zwar viele neue Leute und Freunde kennen, aber wenn man abreißt verliert man diese gute und tollen Bekanntschaften meistens. Mir fällt Abschied immer sehr schwer, deshalb trifft es mich jedes Mal erneut ziemlich hart. Ich finde das sollte man also auch berücksichtigen. Gerade Australien, Amerika ist ja schon ziemlich weit weg, sodass man nicht einfach mal so rüberfliegen und sich treffen kann.

    Liebe Grüße

    Libelle
     
Die Seite wird geladen...