Hallo, erstmal muss ich sagen, euer Forum ist wunderschön. Und ihr seid auch das erste Forum, was einen so tollen öffentlichen Bereich hat! Darf ich euch dann gleich mal ein paar Fragen stellen, die mich schon länger beschäftigen? Woher wisst ihr, dass ihr eine ES habt? Hat es euch wer gesagt? Habt ihr es selbst gemerkt? Wenn ihr es selbst gemerkt habt, wie seid ihr denn dann auf eine ES gekommen und nicht einfach nur auf ein "komisches" Essverhalten? Es ernähren sich doch mit Sicherheit 70% aller Frauen unnormal. Wie habt ihr gemerkt, dass ihr eine ES habt? Und wann entwickelt sich sowas? Also die Erkentniss. Kann man auch mit 26 oder 28 erst merken, dass man eine ES hat? VLG, A.
Hallo, A. :3 Darf ich fragen, warum du wissen willst, woher wir wissen, dass wir eine ES haben (was für 'n Satz |D)? Stellst du dir im Moment eventuell selbst die Frage, ob du betroffen bist?
Hallo Karmah, ja genau deswegen stell ich mir die Frage. Weil ich selbst oft nicht weiss, ernähre ich mich völlig normal, nur das ich damit unzufrieden bin, ist es unnormal... Ich weiss, dass man noch lange keine ES hat, nur weil man sich unnormal ernährt, aber ich tät dem ganzen gern mehr auf den Grund gehen. Ist das ok oder sind die Fragen dann doch zu privat?
Ich muss kurz noch mal etwas erledigen (keine Zigaretten mehr im Haus, ich will 'nen Automaten direkt im Schlafzimmer :scribbles, ich beantworte deine Fragen definitiv, sobald ich wieder zu Hause bin. Nicht, dass du denkst, ich ignoriere dich. :3
Hallo A., vielen Dank für deine interessanten Fragen und für das liebe Kompliment zu unserem öffentlichen Bereich. Wir freuen uns immer riesig wenn sich Gäste an unseren Diskussionen beteiligen oder gar selbst Themen eröffnen. Wir möchten unsere Sicht der Dinge vermitteln und wenn da ein wenig Resonanz kommt, bekommen wir die Bestätigung, dass diese Diskussionsplattform im öffentlichen Bereich nicht sinnlos ist. Viele die sich in dieser "Szene" bewegen, beschweren sich immer lautstark darüber, durch die Medien vorverurteilt oder in Schubladen gesteckt zu werden. Aber kaum einer trägt mal etwas zur Aufklärung bei. Wer echtes Interesse daran hat sich eine eigene Meinung zu bilden, kann das hier tun und auf seine Fragen ehrliche Antworten erwarten. Also kurzum: JA, du darfst uns sehr sehr gerne Fragen stellen. Ich hoffe nur, ich bringe auch anständige Antworten zustande. Die medizinische Diagnose habe ich während meiner ersten Therapie bekommen. Ab da war ich dann also offiziell essgestört. XD Aber man merkt natürlich schon vorher, dass da mit dem eigenen Essverhalten was nicht ganz normal sein kann, wenn man seine Nahrungsaufnahme z.B. auf ein Minimum reduziert oder täglich mehrmals frisst wie ein Scheunendrescher und das Gegessene danach fleissig wieder auskotzt. Ich finde es immer wieder interessant, wie manche Mädchen, die nie eine Therapie gemacht haben, nach drei Monaten Crashdiät inbrünstig davon überzeugt sind nun magersüchtig zu sein. Es stimmt, die Mehrzahl aller Frauen fühlt sich zu dick, ist oft auf Diät und hat ein komisches Essverhalten. Aber es ist ein Unterschied ob die Beschäftigung damit ein Zwang ist oder eben nicht. Jemand mit einer Essstörung KANN sich gar nicht mehr anders verhalten, auch wenn er es gern würde. Wie gern würde ich keine Fressanfälle haben und wie ein "normaler" Mensch drei vernünftige Mahlzeiten am Tag essen? Wie schön wäre es, wenn meine Laune nicht täglich von den Zahlen auf der Waage abhängig wäre? Wie befreiend müsste es sein, diesen enormen Selbsthass nicht zu empfinden? Wie wäre es, sich und seinen Körper nicht zu zerstören? Ein zusätzlicher Aspekt ist, dass eine Essstörung selten eine alleinstehende Erkrankung ist. Ich habe kaum jemanden kennengelernt, der "nur" eine ES hat. Diese ist meist ein Symptom einer schwereren psychischen Störung. Viele ESler leiden an Depressionen, Borderline, Selbstverletzendem Verhalten oder Angststörungen. Eine ES kann ein Ausdruck einer dieser Störungen sein, da sie viel mit Kompensation und Selbstverletzung zu tun hat. Die Erkenntnis hat einiges damit zu tun, ob man sich überhaupt eingesteht ein Problem zu haben. Es gibt sicher Menschen, die das lange Jahre ignorieren und "einfach" damit leben. Zum Beispiel ist es ja so, dass Männer sich seltener Hilfe und Austausch suchen, was nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie so viel seltener betroffen sind. Da ist vielleicht einfach die Schamesgrenze größer oder es wird sich im Kopf überhaupt nicht mit diesem Thema auseinandergesetzt und es wird abgetan. Ich kann mir schon vorstellen, dass man diese Erkenntnis auch erst verhältnismäßig spät entwickeln kann. Üblicherweise wird eine ES im Teenageralter oder Anfang Zwanzig diagnostiziert und wahrgenommen. Das liegt daran, dass sich junge Menschen in dieser Zeit in einer Entwicklungsphase befinden in der sie sich sehr stark mit sich selbst und ihrem Körper auseinandersetzen. Du schreibst, dass dich diese Fragen schon länger beschäftigen. Wie kommt es dazu, dass du dich so mit diesem Thema auseinandersetzt und auf Seiten wie unserer herumstöberst? Ich entnehme deinen Formulierungen jetzt einfach mal, dass du selbst nicht betroffen bist. Liebe Grüße Smera
Karmah, wäre doch ne grosse Marktlücke, die du da gefunden hast Smera, vielen Dank für deine super ausführliche und hilfreiche Antwort. Also erstmal finde ich das mit dem Öffentlichen Bereich super. Eben, es gibt soviele Dinge die über eure "Szene" oder was auch immer berichtet werden, aber ich bin auch der Meinung, man sollte sich eine eigene Meinung bilden oder halt nicht darauf hören. Denn auch die Anonymen Alkoholiker sind keine bösartige Sekte sondern nur eine Selbsthilfegruppe - ähnlich wie das hier. Wie ich hier auf das Forum gekommen bin? Ich habe nach Antworten auf meine Fragen gesucht und habe daraufhin bewusst nach den sog. Ana-Foren gegoogelt und bin dann irgendwann hier auf eures gestoßen. Ich möchte meine Fragen nicht in jedem x-beliebigen Forum stellen, es sollte reflektiert und erwachsen sein, ebenso sollte es einen seriösen Eindruck machen. Daher bin ich hier gelandet. Die Fragen beschäftigen mich, nicht weil jemand in meinem Umkreis komisch ist, sondern weil ich mich komisch finde. So wie ich mich ernähre, wie sehr ich mich damit beschäftige und mir dann doch immer wieder einrede, das sei alles normal. Jede Frau probiert div. Pillen aus, nimmt Appetitzügler, trinkt Sauerkrautsaft etc um etwas abzuführen... Aber dann doch wieder eine Art "Vernunftdenken", das das halt nicht jeder macht. Das das nicht so normal ist, wie ich es mir versuche einzureden. Andererseits habe ich kaum Probleme, öffentlich zu essen. Klar ist Scham dabei, gerade wenn ich mich anschaue, mit dem Essen in der Hand und an mir laufen dünne Frauen vorbei. Oder das permanente schlechte Gewissen beim Essen und dann die Frustration darüber mit mehr Essen zu kompensieren. Aber hat das nicht jeder? Oder wie ist das Gefühl, einfach zu essen und es sich schmecken zu lassen? Was denkt man denn sonst? Ausser, das man das nicht gebraucht hätte und sich am liebsten wieder verstecken möchte? Ja, offiziell wird man das bestimmt nur über eine Therapie herausbekommen, aber jetzt stell dir mal vor, jede Frau geht zu einem Therapeuten, weil sie denkt, sie hätte nun eine ES, weil sie mal eine Wochen nur Möhren gegessen hat... Übertrieben gesagt. Dann wäre kein Platz mehr für die Menschen, die eine Thera bräuchten. "Ich finde es immer wieder interessant, wie manche Mädchen, die nie eine Therapie gemacht haben, nach drei Monaten Crashdiät inbrünstig davon überzeugt sind nun magersüchtig zu sein. " Glauben denn soviele sie seien Magersüchtig, weil sie mal auf Schlag viel abgenommen haben oder über einen gewissen Zeitraum wenig essen? Schlimm, aber irgendwie wird eine Victoria Bakham (oder so ) ja auch nicht als "schlimm" dargestellt, oder täusch ich mich? Ich persönlich finde sie rein optisch toll auch wenn ich mir durchaus bewusst bin, dass sie zu dünn ist. Aber ich bin Ende 20 und habe vielleicht schon dieses "bewusste denken", aber doch keine 16jährige, oder? (ja, man kann auch nicht alle über einen Kamm scheren)
So. *Zigarette anzünd* Meiner Absicht zufolge variiert die Dauer der Realisation einer Essstörung vom Typ eben jener ab. Ich bin bulimisch (F50.3, atypisch); man weiß recht schnell, dass irgendetwas nicht stimmen kann, wenn man sich den Finger in den Hals steckt, obwohl ich mir anfangs auch eingeredet habe, dass das nur eine ... wie will ich sagen ... Notlösung sein soll. Nun ja, hat nicht wirklich funktioniert. Ich denke, bei einer Anorexie dauert es länger, bis man sich ihrer bewusst wird, weil man sich anfangs einredet, dass man bei einer "Diät" ja immer weniger essen darf/muss/soll/wasauchimmer als sonst. Stichwort FdH. Irgendwann verrennt man sich aber so in seiner "Friss die Hälfte"-Mentalität, dass man gar nicht bemerkt, dass man mittlerweile nur noch ein Zehntel von dem zu sich nimmt, was eigentlich als "normale" Kalorienanzahl gilt. Und ich denke auch, dass es bei der Binge Eating Disorder, der "Fresssucht", ähnlich aussieht. Schokolade gilt allgemein als Seelentröster bei allem möglichen und unmöglichen Kummer; hat man sich als Kind ein Knie aufgeschlagen, kriegt man ein Pflaster, einen Kuss und einen Keks; nenn mir ein Hollywoodschmalzliebesdrama, in dem man die Protagonistin nicht früher oder später ganze Eispackungen verschlingend mit tränenüberströmten Gesicht im Bett sitzen sieht, weil ihr Liiiebster sie nicht anruft. Ich glaube, auch hier wird man sich seinem Problem nicht unbedingt schnell bewusst, weil Lebensmittel, wie der Name suggeriert, zum Leben gehören, und wenn man mal über die Stränge schlägt, weil es einem scheiße geht und man sich etwas gönnen will - na und? Kann man sich doch mal erlauben. Und wieder. Und dann noch einmal. Und ein letztes Mal. Für heute. Der Bulimie wird man sich meiner Ansicht nach schneller bewusst, weil man wirklich etwas tut, das gegen die Natur geht. Sich den Finger in den Hals zu stecken gehört nicht unbedingt zum normalen Verhalten einer Frau wie eine Diät oder die Tröstschokolade. Ich denke, auch mit 26 kann man noch Essstörungen entwickeln, bei einer Freundin meiner Eltern hat es mit 40 angefangen. Es ist untypisch, dass sich solche Dinge so spät entwickeln, aber wenn man durch ein Ereignis traumatisiert wird oder einem die Kontrolle über sein Leben entgleitet, sucht man sich einen anderen Bereich, den man kontrollieren kann, in diesem Fall das Essen. Ich gebe dir Recht, dass irgendwie alle Frauen ihren persönlichen Knacks haben, was das Essen angeht, aber ich kann dir nicht sagen, wann dieser Knacks in eine Essstörung umschlägt. Hast du Angst vor dem Essen oder dem, was es aus dir machen könnte? Ergreifst du Gegenmaßnahmen wie Erbrechen, Abführmittel oder exzessiven Sport, nachdem du gegessen hast? Schämst oder hasst du dich, nachdem du gegessen hast? Beherrschen Essen und Gewicht deine Gedanken? Planst du genau, was du isst, und bestrafst dich, wenn du dein Limit an Kalorien überschreitest, oder isst du extrem unkontrolliert und mit "Jetzt ist eh alles scheißegal"-Einstellung, wenn du damit anfängst? Hast du noch ein "normales" Hunger- und Sättigungsgefühl?
Deine Erklärungen für das Merken einer Essstörung klingen nachvollziehbar. Ich versuch mich mal an deinen Fragen: Hast du Angst vor dem Essen oder dem, was es aus dir machen könnte? Angst VOR dem Essen weniger, eher vor dem, was es auch mir macht. Was es in mir macht. Wie ich aussehe, wenn ich esse. Verfressen, unfähig mich zusammen zu reissen. Ergreifst du Gegenmaßnahmen wie Erbrechen, Abführmittel oder exzessiven Sport, nachdem du gegessen hast? Ich habe Abführmittel genommen. Ist aber nun schon ca 2 Jahre her. Das ist alles. Ich fühle mich einfach schrecklich, ich habe den Drang mich zu bestrafen, aber gleichzeitig wahnsinnige Angst davor, das jemand sieht, was ich tu. Wenn ich mich übergeben würde, würde das mein Freund merken. Wenn ich mich verletzten würde (wonach mir des öfteren ist), würde er es sehen. Wie soll ich das dann erklären? Nur aus diesen Gründen versuche ich mich zurückzuhalten. Aber der Frust in mir drin wird schlimmer. Dann endet oft alles in einer egal stimmung und ich esse noch mehr. Schämst oder hasst du dich, nachdem du gegessen hast? Ja. Aber nicht immer. Es gibt Zeiten, da bin ich sogar stolz auf mich und zwar, wenn ich das schaffe zu essen, was ich mir vorgenommen habe. Wenn ich z.b. wirklich mal Frühstücke, dann vielleicht 3h später eine Banane esse und dann gegen 13 Uhr mittag. Dann schäm ich mich nicht, weil dann ist alles kontrolliert und in Ordnung. Dann war alles richtig. Draussen zu essen - es hält mich nicht davon ab, aber ich schäme mich. Oftmals schieb ich mir Dinge vom Bäcker mit 3 Bissen runter, damit mich nur keiner essen sieht. Beherrschen Essen und Gewicht deine Gedanken? Ich denke viel drüber nach. Denke nach, was ich morgen esse, wann ich es esse, wie ich es esse. Denke nach, wie ich den Tag morgen ohne gefresse überlebe, damit er nicht so endet wie der heutige. Ich setze mir Ziele, wahrscheinlich zu grosse, unerreichbare Ziele. Planst du genau, was du isst, und bestrafst dich, wenn du dein Limit an Kalorien überschreitest, oder isst du extrem unkontrolliert und mit "Jetzt ist eh alles scheißegal"-Einstellung, wenn du damit anfängst? Ich plane genau was ich esse. Ich mache mir schon am Vortag Gedanken darüber und am Morgen entscheidet die Waage, wie es weitergeht. Heut morgen zum Beispiel. Ich wollte "normal" essen um von diesem gefresse loszukommen, Brot zum Frühstück und Mittag, zwischendrin etwas Obst. Dann heut morgen die Waage. Zugenommen, über zwei Kilo in einer Woche. Dann habe ich nur Obst mitgenommen. Das hatte ich aber bis zum Mittag leer und dann hat mein Chef seinen Geburtstag gefeiert, mit Leberkäse. Ich mag das Zeug gar nicht, schmeckt wie Gummisohle, aber ich hab trotzdem ein Brötchen mit Leberkäs gegessen. Nun ist alles vorbei und seit ich zu Haus bin, habe ich noch Eclair gebacken und schon zwei gegessen. Ohne Zucker wären die garantiert gar nicht so schlimm, ist ja nur Eiweiss, aber mit 200g Zucker an 4 Eiweiss geht das gar nicht. Und ich ess und ess und ess. Und desto mehr ich esse, desto wütender und enttäuschter werde ich und ich esse weiter. So gehts mir öfter die Woche. Hast du noch ein "normales" Hunger- und Sättigungsgefühl? Ich weiss es nicht. Ich glaube ich habe ab und an Hunger, aber der Magen knurrt nur sehr selten. Weiss nicht, ob das dann trotzdem noch ein Hungergefühl ist oder nicht mehr das Gefühl, etwas essen zu wollen, sich es zu verbieten um dann doch zum Kühlschrank zu gehen und das doppelte zu essen.
Ohne dir eine Diagnose ausstellen zu wollen - oder zu können -, muss ich sagen, dass das nicht mehr unbedingt nach "normalem Essverhalten mit ein paar Ticks" klingt. Eher in Richtung EDNOS (Eating Disorder Not Otherwise Specified, also eine Essstörung, die nicht weiter eingegrenzt ist). EDNOS zeichnet sich dadurch aus, dass die Betroffenen definitiv nicht normal essen, aber dennoch nicht in die "klassischen Schubladen" wie Anorexie oder Bulimie passen, weder typisch noch atypisch, sondern eher eine Mischform aus sämtlichen Essstörungen sind, die unter der Sonne so existieren - salopp gesagt. Bei dir wären das beispielsweise die Hungerphasen bzw. das Aufnehmen geringer Kalorienmengen und die strenge Planung der Nahrungsaufnahme (Anorexie), die Fressanfälle (BED) und der frühere Abführmittelmissbrauch (Anorexie/Bulimie). Dazu die Gefühle, die du in Bezug auf Essen beschreibst sowie die Tatsache, dass nicht dein Hunger, sondern deine Emotionen deine Nahrungsaufnahme bestimmen ... kenne ich. Deine Aussage, dich nach dem Essen verletzen zu wollen, macht mir ehrlich gesagt wirklich große Sorgen ... Ich werde dir nicht sagen: "OMG, DU MUSST SOFORT ZU EINEM PSYCHIATER UND DIR HELFEN LASSEN, BLAHBLAHBLAH!!" Wer bin ich schon, dir das zu sagen? Es wäre Heuchelei, ich hielte mich ja selbst nicht an meinen Rat. Ich bitte dich nur, die Erkenntnisse, die du aus diesem Gespräch vielleicht gewonnen hast, zu reflektieren und dann zu entscheiden, wie du weiter vorgehen willst. Diese Entscheidung kann dir niemand abnehmen und auch nicht aufzwingen, der Wille, wieder gesund zu werden, muss von dir selbst kommen. Du bist hier immer willkommen, wenn du Rat brauchst oder Fragen hast, notfalls kannst du mir auch eine eMail schreiben, wenn du deine Sorgen nicht im öffentlichen Bereich posten möchtest.
Es gibt leider ohnehin schon zu wenig Therapieplätze. Andererseits sollte auch niemand seine eigenen Bedürfnisse zurückstellen, nur weil er meint, dass andere eher Hilfe benötigen. Wo käme man denn da hin? Das mit der Therapie ist immer so eine Sache, gerade wenn es um Essstörungen geht. In der Vergangenheit habe ich selbst erfahren und auch von anderen hier mitbekommen, dass jahrelange Therapie manchmal kaum Erfolg zeigt. Es muss jeder für sich selbst herausfinden, ob ihm die Thera eine Hilfe sein kann. Vielleicht kommt es auch immer auf den Lebensabschnitt an, in dem man sich gerade befindet. Die Klinik hat mir schon einmal das Leben gerettet, also werde ich Therapie an sich sicher nicht verteufeln, allerdings sie ist eben auch nicht immer das Gelbe vom Ei und die erhoffte Wunderlösung. Du würdest nicht fassen, was bei uns teilweise für Bewerbungen reinschneien. Worauf du jetzt mit Victoria Beckham hinaus willst, habe ich nicht so ganz verstanden. Danke für deine Beiträge, Karmah. Ich stimme dir da in deinen Ansichten im ersten Beitrag sowie deinen Interpretationen und Ratschlägen im zweiten Beitrag vollkommen zu. (Mal wieder - Heiliges Kaninchen, wie ist das langweilig!) Du hast jedenfalls damit schon alles gesagt, was ich jetzt auch geantwortet hätte.
Hallo A., vielen Dank für deine Komplimente an unseren öffentlichen Bereich und für dein Interesse. Ich finde es auch toll, wenn Gäste ernstgemeinte Fragen stellen und Interesse zeigen, das zeigt mir dann, dass es doch noch Menschen da draußen gibt, die uns nicht bloß in irgendwelche Schubladen stecken und es dann dabei belassen. Wie es Karmah und Smera schon gesagt haben, lässt sich deine Frage nicht auf den Punkt genau beantworten, da man es nicht pauschalisieren kann. Bei vielen Essgestörten und auch bei mir begann die ES aus psychischen Gründen und das Hungern und Kotzen (bei vielen anderen auch das Fressen) dienten mir als Ventil für Stress, Druck und Frust. Es gibt allerdings auch andere Betroffene, die schlichtweg der Kontrollverlust einer Diät etc. in die ES geführt hat. So richtig bewusst es mir aber auch erst später und zwar zu dem Zeitpunkt, indem ich Nachts weinend im Bett lag und mir gewünscht habe ein normales Mädchen mit normalem Essverhalten sein zu können. Und zu dem Zeitpunkt, wo es mir egal wurde was ich meinem Körper und mir antat, als ich trotz Nächte voller Todesangst nicht damit aufhören konnte. Ansonsten kann ich meinen beiden Vorposterinnen nur beipflichten. Ich hoffe, dass wir dir helfen konnten! LG Aurora
Hallo Mädels, ich vermisse euch so! Wie geht es euch? Ich bin in letzter Zeit wieder oft auf eurer Seite ... Ich überlegte lang, ob ich mich hier melden soll, aber ich kam zu dem Entschluss, es wird mir schon niemand den Kopf abreissen Ich hoffe es geht euch gut. Bei mir läuft alles etwas aus dem Ruder, aber ich rede nicht darüber, würde eh niemand verstehen. Ich drück euch! A.
<OT> Magst du mich vielleicht heiraten? </OT> Also ich bin der Meinung, grundsätzlich noch nie normal gewesen zu sein... als Kind hatte ich Phasen, da habe ich nur gegessen wie ein Spatz, in meiner Pubertät war ich nur mit mindestens einem Döner am Tag glücklich... wann genau das ganze wirklich außer Kontrolle geraten ist, kann ich garnicht mehr so genau sagen... bewusst wurde ich mir der Tatsache irgendwann vor 3 Jahren oder so, als ich ungewöhnlich klar im Kopf nackig vorm Spiegel stand und mir plötzlich nur dachte WTF!?
Wie Karmah schon geschrieben hat: eine ES kann sich auch noch mit 40 einstellen. Und auch in dem Alter kann man noch blind genug sein, es selbst zu merken. Bei mir war es so, dass ich einfach mal ein bisschen abnehmen wollte. Ich habe mir ein Zielgewicht gesetzt, habe es erreicht, habe mir das nächste gesetzt und so ging es weiter. Ich fand es klasse, dass ich in relativ kurzer Zeit fast 25 Kilo runter hatte, fand es "stark" täglich nur 300-500 Kalorien zu essen. Mich hat nur genervt, dass alle Leute um mich rum immer mehr damit anfingen, was von "krankhaft", "ungesund", "nicht mehr schön" und am Ende ganz klar von Magersucht zu reden. Ich dachte: "Alles nur Neid!" Meine Partnerin hat mich aber irgendwann zu einer Beratungsstelle gezerrt (mit der Drohung, bei Weigerung auszuziehen). Ich fand das natürlich völlig lächerlich obwohl mir dort auf den Kopf zugesagt wurde, dass ich magersüchtig, sei. Meine mangelnde Krankheitseinsicht passte da nur zu gut. Als ich anfing zu kotzen fand ich das anfangs auch nicht soooo schlimm ... ich würde das ja nur ab und zu mal machen, wenn der Hunger zu mächtig geworden war. So hat sich dann die Magersucht schleichend in eine Bulimie verwandelt. Ich habs nicht gemerkt. Erst als wegen übler Magenbeschwerden der Leidensdruck richtig groß wurde bin ich zu einer Therapiestelle gegangen. Diagnose: Bulimie mit Anorexie und der Vorgeschichte. Auch heute habe ich noch Schwierigkeiten, mich als "krank" zu bezeichnen obwohl diese Scheiße mein ganzes Leben beherrscht und versaut und ich unfähig bin, davon weg zukommen. Was ich mich gefragt habe ist, warum achtest du denn eigentlich so auf deine Ernährung? Fühlst du dich zu dick? Bist du vielleicht ein bisschen dick und möchtest abnehmen? Ich denke, es ist ja nichts Schlimmes, sein Essverhalten von einem ungesunden in ein gesundes umzustellen, glaube aber dass es effektiver ist, sich dabei professionell helfen zu lassen. Sonst macht man evtl. zu leicht solche Fehler wie "nur Obst mit zu nehmen und am Mittag Heißhunger zu haben". Je öfter einem das passiert, umso frustrierter wird man und am Ende hasst man sich für seine Schwäche. Sei mir nicht böse, falls ich völlig daneben liege.