Fürsorge des Umfelds bei Gewichtsabnahme

Dieses Thema im Forum "Diskussionen" wurde erstellt von Natascha, 10. Mai 2015.

  1. Gast

    Natascha

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    Top Poster des Monats

    Ich habe eine Frage, die hier (glaube ich) noch nicht thematisiert wurde.

    Es wird viel darüber gesprochen, ob die Medien und die Meinungen anderer einen (ge)wichtigen Beitrag zur Essstörung bilden.

    Eine andere Frage:

    Mädchen erzählen häufiger, dass sie von ihrem Umfeld nach ihrer Gewichtsabnahme auf einmal bemerkt wurden, gelobt wurde, umsorgt wurden. Nehmen wir mal an, es ist keine Einbildung des Mädchens:

    Warum kümmert sich das Umfeld / die Gesellschaft auf einmal um ein und dieselbe Person bei Gewichtsabnahme fürsorglicher und einfühlsamer, als zuvor?
     
  2. Member

    Eule

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    37 Jahre alt
    Dabei seit 11. Februar 2015
    Hallo Natascha,

    wie schön, dass du zu uns gefunden hast und dich im öffentlichen Bereich austauschst.

    Also, aus meiner Sicht aus gesehen ist es definitiv keine Einbildung. Als ich noch abnehmen konnte und auch viel abgenommen habe, habe ich bei jeder Begrüßung gesagt bekommen:" Hallo, wie geht es dir? Du hast ja wundervoll abgenommen und bist schlank geworden." Das hat sich natürlich toll angefühlt und hat mich total viel motiviert. Aber wie einem das Leben manchmal so mitspielt hat sich alles wieder anders entwickelt...

    Erstmal ist eine Gewichtsabnahme ja durchaus positiv, denn fast die Hälfte ist laut des statistischen Bundesamt bereits übergewichtig. Deswegen ist es wohl verständlich, dass die Mehrheit des Umfeldes es bemerkt und auch lobt und anerkennt.

    Wenn man sich jetzt die andere Seite betrachtet ist Übergewicht meiner Meinung nach immer noch ein Tabu-Thema. Die Angehörigen und vor Allem die Betroffenen sprechen nicht gerne darüber. Für mich wäre es schöner, wenn die Gesellschaft dieses Tabu-Thema durchbricht und auch auf die Betroffenen mit Übergewicht entsprechend einfühlsam reagieren würde. Leider ist das Gegenteil der Fall. Oft begleitet von Mobbing und andere Gemeinheiten sind die Betroffenen allein gelassen. Viele Fressen dann immer mehr in sich rein und finden im Fressen ein kleines Stück vom Glück, welches ihnen sonst verwehrt wird.

    Andere fangen an abzunehmen und bekommen plötzlich anstatt der verhassten Mobbing-Attacken auf einmal Lob, Fürsorge und Aufmerksamkeit. Das kann einem dann helfen wirklich gesund abzunehmen, oder aber auch im Extremfall den Weg in eine Essstörung ebnen.

    Jetzt mal zu deiner Frage warum sich die Gesellschaft sich mehr um die Menschen kümmert die abgenommen haben.
    Ich denke, dass hat zum einem damit zu tun, weil es eben diesem Schönheitsideal der schlanken, starken Frau eher entspricht als eine Zunahme. Auch für die Gesundheit ist eine Abnahme normalerweise besser und wenn jemand in meinem Umfeld etwas erreicht hat, dann möchte ich diesen Menschen natürlich auch loben.

    Ich hoffe ich habe dir deine Frage bisschen beantworten können. Sie ist gar nicht so einfach.
    Ich wünsche dir noch einen schönen, sonnigen Wochenanfang.*blumeschenk*

    Liebe Grüße Eule
     
  3. ehemaliges Mitglied

    Libelle

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    Dabei seit 14. November 2014
    Das finde ich immer noch sehr wichtig zu betonen. Man merkt es schon allein, wenn eine wirklich dicke Person von einem selbst beschrieben werden soll z.B. um sie einem Dritten zu beschreiben. Man sagt einfach ungern, dass die Person dick ist. Dagegen haben die meisten Leute keine Probleme damit, einen anderen Menschen als schlank oder dünn zu bezeichnen. Dick oder gar "fett" haben einfach fast durchweg negative Konnotationen, während dünn und schlank positive haben.

    Ich kann auch nur sagen, dass es definitiv keine Einbildung ist. Ich habe selbst die Erfahrung gemacht.
    Wichtig ist auch zu schauen, wer genau die Komplimente macht. Bei meiner Familie beispielsweise schlägt es schneller in Besorgnis um (vor allem wenn man ja gar nie wirklich übergewichtig war) als bei Freunden. Bei Frauen habe ich oft das Gefühl, dass da ein wenig Neid auch mitreinspielt in die Komplimente: "Oh du hast aber abgenommen" "Deine Arme sind aber dünn geworden". Bei Männern hingegen empfinde ich es meist als "echte" Komplimente.

    Zur Fürsorge: Das ist wirklich gar nicht so leicht zu beantworten. Ich denke, das hat etwas mit der Gesellschaft zu tun, die einfach Übergewicht als etwas schlechtes ansieht und unteres Normalgewicht oder Untergewicht als etwas erstrebenswertes - das Idealbild wenn man so möchte. Und wenn man dahin kommt, wird man wertgeschätzt, weil man etwas tolles erreicht hat.
    Die Fürsorge (eigentlich meiner Meinung nach das falsche Wort) kann gerade bei Familie und Freunden aber dann schnell in Sorge umschlagen, wenn man wirklich zu dünn wird.
     
  4. Gast

    Natascha

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    Top Poster des Monats

    Hallo ihr Lieben,

    ich danke euch für die schnellen Rückmeldungen.

    Ich habe mir gestern noch ein paar Gedanken zu dem Thema gemacht und habe nochmal etwas in meiner Vergangenheit gekramt.
    Ich musste bereits sehr früh Erwachsen sein und viel zu viel Verantwortung übernehmen. Meine Mutter war da eher das Kind und ich die Mutter. Irgendwann wurde mir schließlich alles zuviel. Mehr unbewusst entschied ich mich zu meinem sonst schon gestörten Essverhalten, noch weniger Nahrung zu mir zu nehmen und noch mehr Sport zu treiben.
    Neben einem schnellen Gewichtsverlust passierte noch etwas: Meine Mutter sah mich als zerbrechliches Kind und nahm mir Aufgaben und Verantwortung ab, damit ich wieder zu Kräften kommen kann, wie sie es heute benennt.
    Wenn mir heute etwas über den Kopf wächst, ist der Impuls zu noch drastischeren Abnehmmethoden viel stärker.

    Kann es also sein, dass deshalb soviel Fürsorge bei Abnahme erfolgt, weil man zerbrechlicher und schließlich in der Gestalt auch kindlicher wirkt?
     
  5. ehemaliges Mitglied

    Libelle

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    Dabei seit 14. November 2014
    Ja klar, das macht schon Sinn. Ein Therapeut hätte es dir wahrscheinlich auch nicht besser erklären können.
    Ich musste auch schon als ich kleiner war relativ Erwachsen sein. Meine Mama war alleinerziehend und ich war ein "Schlüsselkind" (so nennt man das glaube ich), habe auf meine kleinere Schwester aufgepasst, Schulaufgaben immer alleine gemacht etc. Ich würde nicht sagen, dass es deshalb bei mir zur Essstörung kam, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es hätte passieren können, so wie du das bei dir eben beschrieben hast.
     
  6. Gast

    Natascha

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    Top Poster des Monats

    Ich glaube nicht, dass allein eine Überforderung zu einer Essstörung führt, zumindest nicht als alleinige Ursache. Da muss schon einiges mehr hinzukommen.

    Dennoch löst eine Gewichtsabnahme in Kombination mit zu viel Verantwortung oftmals eine Entlastung durch das Umfeld aus.

    Bei mir kam auch mehr hinzu, als "nur" eine Überforderung, aber das habe ich bereits in der Bewerbung beschrieben.

    Tatsache ist für mich, dass eine Gewichtsabnahme immer eine erstrebenswerte Faszination bei mir und vielen anderen auslöst, ohne dass ich dafür, eine tatsächliche Erklärung habe.
     
  7. Member

    Eule

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    37 Jahre alt
    Dabei seit 11. Februar 2015
    Hallo Natascha

    Wie schön, dass du dich bei uns beworben hast und dich so sehr für das WoP interessierst und auch schon eine Menge im öffentlichen Bereich geschrieben hast. Ich bin sehr neugierig dich kennen zu lernen. Leider haben wir bereits seit 19. März einen Aufnahmestopp.

    Siehe auch hier die offizielle Meldung von Smera:
    http://wayofperfection.org/forum/offentlicher-bereich/9613-aufnahmestopp.html

    Das stimmt total. Als ich damals in meiner Ausbildung schnell viel abgenommen habe, hatte auf einmal sogar mein Chef Rücksicht auf mich genommen und fing auf einmal an mich mit Samthandschuhen anzufassen. Ich sollte zum Beispiel die schwere Hardware nicht mehr tragen oder habe auf einmal Verstärkung bekommen wenn es darum ging Systeme auszuliefern. Das war davor nicht so.
     
  8. Gast

    Natascha

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    Top Poster des Monats

    Hallo,
    bzgl des Aufnahmestops weiß ich Bescheid. Hatte ich bereits vor Absenden der Bewerbung gelesen. Dennoch wollte ich mich bewerben und würde mich freuen, wenn ich mich bei Zeiten vorstellen könnte.
    Liebe Grüße
     
  9. ehemaliges Mitglied

    Libelle

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    Dabei seit 14. November 2014
    Liebe Natascha,

    ich freue mich, dass du dich bei uns beworben hast! Ich finde es auch immer schön, wenn sich Bewerber schon am öffentlichen Bereich beteiligen, dann kann man sie schon etwas besser kennen lernen und kann sich schon mal ein Bild machen - zumindest einen ersten Eindruck ;)

    Sobald der Aufnahmestopp aufgehoben ist (wird bestimmt nicht mehr lange dauern), bin ich schon sehr gespannt auf deine Bewerbung *hihi*

    Alles Liebe

    Libelle
     
  10. Gast

    Natascha

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    Top Poster des Monats

    Jippie.
    Ich würde mich auch sehr freuen. Aber macht euch keinen Stress. Mein Interesse erlischt nicht binnen ein paar Wochen.
    Liebe Grüße