Klischees und Irrtümer über Bulimie

Dieses Thema im Forum "Diskussionen" wurde erstellt von Serpentina, 14. Mai 2011.

  1. Gast

    Arnat

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    Top Poster des Monats

    Fuck.. ja, diese Leere.. diese unendliche, innere Leere.. man isst, und isst, und isst und isst... und es ist immer noch so. Man verzweifelt, fühlt sich unzureichend, fühlt sich als Versager, ärgert sich über Gott und die Welt, über diese ganzen Ungerechtigkeiten, über dieses sinnlose Fressen.. schaut sich an und fühlt sich nun auch noch fett..

    Es muss raus..
    diese ganze Aggressionen müssen raus.
    Oh man, ich merke gerade ich bin schon wieder mehr drin, als ich mir selbst zu gestehe..
    Gestern habe ich wieder gekotzt. Und auch wenn man das, was ich esse noch nicht als FA's bezeichnen kann, esse ich nicht weil ich Hunger habe. Ich esse, weil ich nicht weiß was ich sonst machen soll. Weil ich nicht weiß wie ich diese Gedanken aus meinem Kopf bekomme. Diese Aggression.
    Selbstzerstörung. Ja, das betreibe ich gerade. Weil ich Angst davor habe, sowieso zu versagen. Weil ich Angst davor habe, zu verlieren was ich habe.

    Ich sollte mich wirklich darum kümmern endlich wieder Therapie zu bekommen.. :(
     
  2. ehemaliges Mitglied

    Lilienne

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    Dabei seit 20. Dezember 2010
    Da sprichst du mir aus der Seele *sigh*

    Darf ich dich fragen ob du das wirklich vor hast? Willst du damit versuchen gegen deine ES anzukämpfen oder eher die Gründe weshalb du krank geworden bist?
    Du musst natürlich keine zu persönlichen Fragen beantworten, da es hier öffentlich ist, nur damit du es weißt ;)
     
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  3. Gast

    Lotti

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    Top Poster des Monats

    Danke für diesen Text. Einiges war für mich neu.
    Ich kenne außerhalb des Forums niemanden, der unter Bulimie leidet und schon einmal offen mit mir darüber gesprochen hat.
    Ich hatte bisher zwar keine großartig falschen Vorurteile, aber ich kann es (als Anorektikerin) auch nicht wirklich nachfühlen was es bedeutet da richtig tief drin zu stecken. Das werde ich auch nicht können, aber ich kann versuchen es zu verstehen. Und dazu ist es gut, wenn jemand mal offen und ehrlich darüber spricht.
    Danke.
     
  4. Gast

    Capricorn

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    Top Poster des Monats

    Schlimm finde ich es, wenn sogar Ärtzte an diese Vorurteile glauben. Als Jugendliche wurde mir von einem Ärtzt gesagt, du Bulimie?, so schlimm kann es nicht sein, du siehst doch viel zu "fest" im Sinne von dick, dazu aus. Das hat mich damals sehr verletzt und somit war das Thema darüber sprechen für mich für lange zeit erledigt.
     
  5. Sonnenschein

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    Top Poster des Monats

    Hallo,

    genau vor solchen Vorurteilen habe ich Angst. Und aus der Angst vor diesen Vorurteilen habe ich mich noch niemandem geöffnet!
    Und Ich denke auch das selbst die Ärzte ja "nur" Menschen sind, daher werde auch sie Vorurteile haben. Alle!
    Ich könnte auch ruhig noch abnehmen ohne einen zu niedrigen BMI zu haben. Aber es geht ja garnicht um den BMI, das versteht nur kein Aussenstehender - habe ich das Gefühl.

    Gefühl-darum geht es. Man fühlt sich alleine, unfähig, ägstlich, ärgerlich, agressiv oder sonst wie und weiß einfach nicht wie ,an es verarbeiten soll.

    LG
     
  6. Gast

    Painless

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    Top Poster des Monats

    Ja, da kann ich mich dir nur anschließen, Sonnenschein. Als ob sich bei einer Essstörung alles nur ums Gewicht handeln würde (klar tut es das irgendwie zwangsläufig auch tagtäglich)... Es geht doch bei einer solchen Erkrankung um so viel mehr. Viele begreifen leider auch noch gar nicht, dass eben auch Essstörungen eine psychische Krankheit sind und nicht nur eine "Phase im Schlankheitswahn"....
     
  7. Gast

    Lotti

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    Top Poster des Monats

    Richtig verstehen kann man es als außenstehende Person wahrscheinlich auch gar nicht. (Aber Unverständnis und dumme Vorurteile sind zwei verschiedene Dinge.)
    Das merke ich auch an mir selber, ich kann natürlich ahnen wie beschissen es euch gehen muss, wenn ihr Bulimie habt (ganz egal wie hoch oder niedrig der BMI ist), aber wirklich nachfühlen kann ich es natürlich nicht.
    Anorexie ist da doch nochmal ein stück weit was anderes, zumindest für mein eigenes Gefühl. Die Ursachen mögen vielleicht ähnlich sein, aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen mit Absicht zu erbrechen. Ich mache dann eher übertrieben viel Sport. (Ich weiß, dass kann auch ein Zeichen von Bulimie sein, aber ich esse vorher nicht übermäßig, sondern will lediglich das normale (geplante) Essen damit wieder loswerden.)

    Klar, ich versuche euch zu verstehen und ich würde auch ganz bestimmt niemanden sagen: "hey, ist doch nicht so schlimm". Denn ich weiß eben nicht, wie schlimm es wirklich ist...
    Trotzdem bin ich meilenweit davon entfernt wirklich darüber "urteilen" zu können.

    Mit der Magersucht ist es ja ähnlich, da gibt es so viele unpassende Vorurteile und so viele stumpfsinnige Menschen, die es noch nicht einmal verstehen WOLLEN. Sondern lieber einen dummen Spruch darüber reißen und sich dabei vielleicht sogar noch toll vorkommen.
    Und das kann verdammt weh tun...

    Gute Nacht,
    Lotti
     
  8. Gast

    synthia

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    Top Poster des Monats

    Super Text! Ich finde du triffst es mit jedem Wort ins Schwarze.
     
  9. ehemaliges Mitglied

    Lilienne

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    Dabei seit 20. Dezember 2010
    Ich wünschte jeder hätte diese Einstellung, der mit Bulimie nichts/kaum/wenig anfangen kann.

    Andersrum natürlich auch. Ich konnte mir auch oft von Leuten anhören, dass Magersüchtige selbstverliebt, zickig und arrogant sind.
     
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  10. Gast

    Assur

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    Top Poster des Monats

    "du Bulimie?, so schlimm kann es nicht sein, du siehst doch viel zu "fest" im Sinne von dick, dazu aus"

    Das wäre für mich furchtbar gewesen! Ich habe sowieso ständig das Gefühl versagt zu haben, weil ich es nicht schaffe so zu essen wie früher. Wenn da dann noch jemand kommt und mir sagen will, dass ich unnötig rumheule, dann würde ich mir ja vorkommen wie der letze Versager! Überhaupt ist das doch alles ein Witz: überall hört man "öffne dich, nimm hilfe an, warte nicht, bis es zu spät ist, bla bla", wenn man dann aber seinen Mut zusammennimmt und den Mund aufmacht, dann wird man nicht ernstgenommen. Das ist alles so geheuchelt. Erst, wenn kein Mensch mehr übersehen kann, dass was nicht stimmt, kommen sie auf die Idee zu Helfen.
    Als ich eine Zeit lang relativ schnell 10 kg abgenommen hatte kamen alle möglichen Leute und wollten mit mir darüber reden. Jetzt wo man quasi zusehen kann wie ich jeden Tag fetter werde, kommt kein Mensch auf die Idee mal nach zu fragen. Nicht das icht das will, aber das zeigt doch: solage alles in Ordnung scheint, können wir auch fröhlich so weiter machen. Ehrlichgesagt ging es mir (und ich kann mir vorstellen bei vielen mit einem ähnlichen Problem ist es so) wesentlich besser, als ich noch hungern konnte. Mitlerweile habe ich schon Angst davor raus zu gehen!
    Ich könnte mich gerade so über diese veramerikanisierte Gesellschaft aufregen -.-
     
  11. ehemaliges Mitglied

    Lotti

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    Dabei seit 27. Juni 2011
    Das kenne ich auch ein bisschen.
    Ich hatte immer mal wieder sichtbare Gewichtsschwankungen und als ich ziemlich viel abgenommen habe, da wurde ich in der Schule auch manchmal darauf angesprochen. Ich hatte sogar eine Lehrerin, die mir gegenüber mal ihre Sorge geäußert hat.
    Als ich dann wieder etwas zugenommen habe, war das Thema plötzlich vom Tisch. Ich weiß nicht, ob meine Mitschüler damals an eine "Spontanheilung" geglaubt haben, oder ob sie einfach nicht weiter fragen wollten.

    Aber ich selber finde es schon immer ein wenig komisch, wenn ich bei anderen Leuten mitbekomme, dass sie gewichtsmäßig total unstabil sind. Und ich habe auch schon Freunde von mir mal darauf angesprochen. Ohne, dass ich irgendwie nerven wollte. Sondern einfach um die Person wissen zu lassen, dass es mir nicht egal ist.

    Und als bei mir in der Schule einige Leute einfach nur gesagt haben, dass ich zu dünn bin; da hab ich mich irgendwo auch ein bisschen gefreut, weil ich gemerkt habe, dass es den anderen eben doch nicht so egal ist, wie ich bis dahin dachte.
    Auch wenn ich das in der Situation natürlich nicht zugeben wollte und allen Leuten immer wieder versichert habe, dass alles ok ist und es mir gut geht. (Da bin ich total hin und her gerissen...)

    Liebe Grüße,
    Lotti
     
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  12. Gast

    Lily

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    Top Poster des Monats

    Hey, ich hoffe es macht nichts, wenn ich das Thema wieder aufgreife :)

    Ich kenne das auch mit dem Unverständnis und der Ignoranz. Damals in meiner krassesten Zeit, also vor etwa 6 Jahren (da habe ich innerhalb kürzester Zeit fast 15kg abgenommen) hat mich mal eine gute Freundin drauf angesprochen und mein bester Freund, dem ich mich dann irgendwann anvertraut habe, wollte mich buchstäblich in eine Klinik schleifen.. Ich war gerührt und habe mich teils gefreut, weil ich denen doch nicht so egal war wie ich dachte. Aber ich hörte auch Sprüche wie: "Lass es doch einfach sein (klar, als wenn man mal eben aufhören könnte zu hungern und zu kotzen)" und du siehst doch toll aus, du hast es doch gar nicht nötig"....

    Als ich dann schwanger wurde, hat es niemanden mehr interessiert. Mit 10kg mehr dachten wohl alle, ich wäre "geheilt".. Naja, ich bin nicht ganz unschuldig daran, ich habe allen auf die Nase gedrückt, dass ich wieder normal esse und es mir wieder gut geht...

    Und jetzt, wo ich wieder relativ schnell abgenommen habe und meinen "gesunden" BMI bald unterschritten habe, merkt es gerade mal mein Freund (finde ich auch in Ordnung, wäre schlimm wenn es ihm egal wäre) und meine Freundin von damals.. Jetzt sitze ich wieder zwischen 2 Stühlen und das macht mich gerade etwas fertig..
     
  13. ehemaliges Mitglied

    Lilith

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    Dabei seit 26. Juli 2011
    Stehe ein wenig auf dem Schlauch. Wie meinst du das?

    Also ich persönlich finde es gut, wenn andere denken, mir ginge es gut. Ich möchte normal behandelt werden. Ich will nicht als die Essgestörte abgestempelt werden. Und erst recht nicht als die Bulimikerin.
    Finde sowieso, dass mit Bulimie immer sehr abwertend umgegangen wird. So nach dem Motto "Die ist ja nur dünn, weil die immer kotzen geht. Lächerlich so etwas."
    Da denke ich immer: wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten.
     
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  14. ehemaliges Mitglied

    Lindsay

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    Dabei seit 14. Mai 2009
    AMEN.
     
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  15. Gast

    Philea

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    Top Poster des Monats

    Ich hab das Gefühl das Leute einen immer für Widerwärtig halten, nur weil man kotzt.
    Selbst wenn die Menschen es nicht wissen und ich vom Klo komme, habe ich immer das Gefühl angestarrt zu werden.. Ganz gruselig.
     
  16. ehemaliges Mitglied

    Lindsay

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    Dabei seit 14. Mai 2009
    OMG. Ja so geht es mir auch (was geht die denn direkt nach dem Essen auf die Toilette)....aber natürlich besonders bei denen die es wissen. Ich kann nicht auf die Toilette ohne danach nen besorgten bis misstrauischen Blick zu bekommen......ARRRRRGH. Ich hasse das.
     
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  17. Gast

    Philea

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    Top Poster des Monats

    Du hast es auf den Punkt gebracht. Da ich nur mit meinem Freund zusammen wohne, geht es noch. Ich finde meistens immer Mittel und Wege, damit er es nicht so merkt. Meistens ist es Bad aufräumen oder Putzen :D Das ist der Vorteil das wir in einem Haus leben wo viel Platz ist.
     
  18. Gast

    Lily

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    Top Poster des Monats

    @Lilith: Ich sitze in dem Sinne zwischen zwei Stühlen, weil ich bei Gesprächen mit meinem Freund darüber immer ein schlechtes Gewissen bekomme. Er denkt, ich könnte bei 50kg einfach so aufhören *grml* Obwohl ich ihm immer und immer wieder versuche zu erklären, dass es nicht so einfach ist wie er glaubt.
    Und ich denke in solchen Momenten immer, wie egoistisch ich doch bin und dass ich mich eigentlich zwischen meiner Essstörung und meiner Familie entscheiden müsste... Aber nach fast 10 Jahren ist das ein Ding der Unmöglichkeit, meine ich.


    Deswegen warte ich immer (wenn ich WIRKLICH nur aufs Klo muss) nach dem Essen etwas... Sonst bekomme ich wieder sowas wie Verfolgungswahn..
     
  19. ehemaliges Mitglied

    Lilith

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    Dabei seit 26. Juli 2011
    Oh ja, beides kenne ich auch nur zu gut. Mache mir auch häufig Selbstvorwürfe, wie egoistisch ich bin und warum ich es nicht schaffen kann; meinen Lieben zuliebe.

    Und ich kann auch nicht direkt nach dem Essen nur aufs Klo. Schieb da auch immer Paras und warte solange, bis ich fast platze.
     
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  20. ehemaliges Mitglied

    crimson.butterfly

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    Dabei seit 12. Oktober 2009
    Allerdings.. das finde ich auch furchtbar.

    Ich trau mich, wenn jemand zu Hause ist, auch nicht sofort nach dem Essen auf die Toilette zu gehen..eben weil ich Angst habe meine Eltern begreifen das ich wieder (immernoch) kotzen gehe.

    Und während ich dann versuche noch abzuwarten werde ich immer irrer. Weil ich das Gefühl habe, mit jeder Minute die verstreicht werden meine Oberschenkel fetter.
     
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