Phänomen Sommer-Anorexie

Dieses Thema im Forum "Diskussionen" wurde erstellt von crimson.butterfly, 30. Mai 2011.

  1. ehemaliges Mitglied

    crimson.butterfly

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    Dabei seit 12. Oktober 2009
    Sommerzeit, Bikinizeit.
    Die Frauenzeitschriften quellen über mit neuen Diäten wie "verlieren Sie 10 Pfund in 7 Tagen" (ehrlich jetzt?) oder der "Kartoffel-Diät".
    Auch im TV wird man von Diät-Tipps überflutet. Sonderberichte zu Fitness und Sport, den richtigen Lebensmitteln.

    Und die ES-Foren werden von einer Flut an Bewerbern getroffen.
    Beliebteste Aussagen?
    "Es wird Sommer..in den Wintermonaten habe so zugenommen (die bösen, bösen Plätzchen). Ich MUSS abnehmen. So kann ich mich doch nicht in meinem knappen Bikini in der Sonne räkeln. Da mache ich mich ja lächerlich.
    Achja. Und meine ES habe ich seit 5 Jahren."

    Achja? Du meinst diese saisonbedingte Ana-Hunger-"Ich muss für den Strand fit sein"- Essstörung, die du im Winter einfach mal auf Eis legst? Denn immerhin trägt Frau im Winter ja keinen Bikini um sich in der Sonne zu aalen, warum also dann weiterhin essgestört sein? Ist ja viel zu anstrengend.

    Ja, ein paar Tage lang hungern hilft WUNDERBAR um mal eben wieder in den BIkini zu passen.
    Und das alles dann auch noch eine Essstörung nennen, dass ist die Höhe.
    Sich einem Forum mit wirklich Betroffenen anmelden um mal ein paar Tipps abzugreifen (denn in den tollen Berichten über die Pro Ana Szene hört man ja immer von den tollen Tipps um abzunehmen) ist für mich unverständlich.

    Ich wünschte, ich würde für jede dieser Bewerbungen einen Euro bekommen. Ich wäre reich.

    Wie kann man eine Sommerdiät mit einer Essstörung gleichsetzen?
    Wie kann man der Meinung sein, es sei eine Essstörung nötig nur um in den Bikini zu passen?
    Ist "Ana" für die Ahnungslosen wirklich zu einer Turbo-Diät geworden?
    Es hat fast den Anschein.
    Und wenn ich mir dies bewusst mache, frage ich mich wirklich wie die Menschen an der Spitze der Evolutionskette stehen können.
     
  2. ehemaliges Mitglied

    Enjay

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    Dabei seit 11. März 2011
    Du hast es so gut getroffen. Guter Text und leider sehr wahr
     
  3. Gast

    arnat

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    Du hast Recht. Was mich aber meistens noch viel mehr stört, ist, dass viele Mensche meinen, Essgestört sei man nur, weil man DÜNN sein wollte...

    Als ich in der Klink war, stellte sich für alle Patientinnen, einschließlich mir selbst heraus, dass es nur Thema ist, um die Themen die schwer zu ertragen sind, nicht sehen zu müssen.
    Es ist nicht umsonst eine MagerSUCHT... und ich denke auch nicht, dass jemand, der nur dünn sein möchte, es schafft, bis zu zehn mal fast 20 Euro für Essen auszugeben und sich hinterher zu übergeben- Extra seinen Freund anzulügen, dass man schnell ein Video ausleihen fährt um dann in einer Tiefgarage die Toilette zu benutzen...

    Nein, nur dünn sein führt nicht dazu, dass man sich derart quält.
     
  4. Gast

    Dragonfly

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    Ja, es ist leider sehr traurig, dass sich immer mehr Leute bewusst eine Essstörung zuschreiben und behaupten, an Anorexie erkrankt zu sein, nur weil sie sage und schreibe 1,5 Kilogramm abgenommen haben (Oder dies einfach nur planen). Ich frage mich, wie man sich wünschen kann, ernsthaft KRANK zu werden; wie man sich wünschen kann, dass einen seine Umweld als ernsthaft KRANK wahrnimmt. Das kann doch nicht richtig sein.


    Umso schlimmer ist es für diejenigen, die wirklich betroffen sind: Letztlich werden die durch dieses "Ana" Phänomen nämlich immer weniger ernst genommen und die Anorexie wird innerhalb der Gesellschaft immer mehr als Sommer- und Volks- bzW gar Trendkrankheit dargestellt, und nicht mehr als tatsächliche psychische Störung und Sucht.

    Und ich finde, dass man die Tragik erkennt, wenn man diejenigen betrachtet, denen man nicht hilft und deren Krankheitsbild man nicht erkennt.
     
  5. ehemaliges Mitglied

    Breezy

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    Dabei seit 26. August 2010
    Ein super Text!!! Hut ab, du hast es mal wieder 1a getroffen!

    Mich kotzt es auch an.. Immer wenn mal jemand abnimmt, z.B. eine Freundin, schreit gleich alles los "Die ist magersüchtig, guck mal wieviel die abgenommen hat!". Das KOTZT mich so an. Es gibt auch Menschen die einfach nur eben mal abnehmen, wirklich nur abnehmen. Dann wird sofort mit Krankheiten um sich geschrien, was diese Krankheit aber wirklich bedeutet, davon hat doch kaum einer eine Ahnung!
    Die die wirklich erkrankt sind, dürfen sich dann behinderte Sprüche anhören "Jetzt hör doch mal auf mit dem Scheiss" oder sonstiges. Dabei weiss eigentlich niemand, was für ein Leid dahinter steckt! Würde so eine Wannabe auch nur 1 Tag in einem Menschen sein der WIRKLICH Anorexie oder Bulimie hat, sie würde sich wünschen nicht auch nur einmal sowas in den Mund genommen, geschweige denn gedacht zu haben, dass sie gerne diese Krankheit hätte, nur um abzunehmen!
     
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  6. Gast

    Dragonfly

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  7. Gast

    Lotti

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    Der Text trifft es wirklich gut.

    Es ist ja leider tatsächlich so, dass Magersucht mehr und mehr als eine tolle Möglichkeit zum Abnehmen verkauft wird. Und es gibt bestimmt Mädels, die wissen es einfach nicht besser.
    Es werden in den Medien bei Berichterstattungen über Anorexie ja auch häufig Bilder von schlanken Frauen gezeigt, die "einfach nur hungern, damit sie in eine Size 0 Jeans passen". Und da es nunmal dem heutigen Schönheitsideal entspricht schlank zu sein, versuchen viele Frauen das auch irgendwie zu erreichen.
    Und dann wirken diese ganzen ach so tollen, Pro Ana Websites ja erstmal wie ein idealer Weg.
    Und wenn die ersten Kilos erstmal verschwunden sind, dann bekommt man ja meistens auch Anerkennung und Lob von seinen Mitmenschen. Das kann gerade zu Beginn sehr motivierend sein.
    Da steht ja auch nichts davon, dass es dich irgendwann kaputt machen wird, dass du deine Freunde anlügen musst, oder dass du dich so sehr isoliert, dass du bald überhaupt keine Freundschaften mehr hast. Von den gesundheitlichen Einschränkungen und Konsequenzen brauch ich wohl gar nicht erst anzufangen...

    Mich wundert es leider überhaupt nicht, dass es gerade im Sommer vermehrt dazu kommt, dass bei einigen die "Sommer-Anorexie" ausbricht.
    Und wenn ich mir anschaue welche dummen Sprüche, sich übergewichtige Frauen manchmal anhören müssen, dann weiß ich nicht, ob ich als Teenager vielleicht nicht ganz ähnlich gehandelt hätte...

    Nachdenkliche Grüße,
    Lotti
     
  8. ehemaliges Mitglied

    weakling

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    Dabei seit 4. Januar 2011
    Recht hast du! Und vor allen Dingen würde diese Wannabe schockiert feststellen, dass sie als Bulimikerin vielleicht gerade in der Bikinizeit zunimmt oder als Magersüchtige schon viel zu dünn für einen Bikini ist. :worryy:
     
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  9. ehemaliges Mitglied

    crimson.butterfly

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    Dabei seit 12. Oktober 2009
    Ach was. Die wollen doch alle nicht SO dünn sein (weißt ja, "ich bin gegen ATTE" )

    Kann man ja locker aufhören wenn man ´ne "Modelfigur" hat.
    Anorexie hat ja ´nen On/Off-Schalter.
     
  10. Gast

    Arnat

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    Ja... und vor allem erreicht man die Model - Figur auch so leicht, wenn man eine Essstörung hat.
    Haha.. man steht dann plötzlich vorm Spiegel und glaubt allen Menschen um sich herum, dass man gaaaaanz toll aussieht.. und ist dann voll zufrieden mit sich selbst... ;)
     
  11. ehemaliges Mitglied

    Breezy

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    Dabei seit 26. August 2010
    Jap, so siehts aus. Auf einmal findet man sich wunderschön und ist total zufrieden mit sich selbst. *genervt*
     
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  12. Gast

    Dragonfly

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    Richtig!
    Es ist echt schockierend, dass viele 16/17 Jährige tatsächlich genauso denken
     
  13. ehemaliges Mitglied

    crimson.butterfly

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    Dabei seit 12. Oktober 2009
    Noch viel schockierender finde ich, dass ERWACHSENE Menschen nun ALLE Essgestörten dieses Denken vorwerfen.
    Und ihnen womöglich noch die Schuld geben das diese Kinder so denken.
     
  14. Gast

    Arnat

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    Das eigentlich Schade an dem Ganzen ist, dass es so schwer ist, sich selbst zu akzeptieren wie man ist. Mit sich selbst zufrieden sein... das habe ich noch immer nicht gelernt- auch wenn es schon viel besser geworden ist.
    Aber ein wenig Schuld hat die Gesellschaft in meinen Augen schon auch.
    Perfekt sein in den vielen Rollen die wir heute spielen müssen, um als "erfolgreich" zu gelten, verlangt einem allerhand ab. Vor allem jungen Mädchen, die ja noch kaum Vorbilder dafür haben jedoch das Idealbild überall in den Medien mitbekommen. Damit meine ich das Bild von der:

    - beruflich erfolgreichen Frau die es in Spitzenpositionen schafft und zudem
    - bildhübsch und gebildet ist, immer Sport treibt und
    - dabei noch eine gute Liebhaberin, die immer ein offenes Ohr für ihren Mann hat und trotz der Härte die sie im Beruf ausstrahlt was weibliches hat
    - und ab besten noch mindestens drei Kinder bekommt, für die sie immer da ist und die sie ganz toll fördert und natürlich sind die Kinder nicht den ganzen Tag in Betreuungseinrichtungen

    JAAAAAA...klar.. zeig mir eine Frau, die das hin bekommt, und nicht genügend Geld hat um sich ein Aupair Mädchen, eine Putzfrau und am besten gleich noch genügend Aufputschmittel leisten kann.
    Und wenn man diese Ziele versucht zu erreichen, weil man das Gefühl hat, sonst nichts wert zu sein, kann man nie zufrieden mit sich selbst sein.

    Soviel dazu... und natürlich ist das nicht der einzige Grund, der zu einer Essstörung führen kann, aber es kann ein Grund sein. Familiäre Strukturen usw. sind da auch nicht ohne Belang.

    So.. wollte das mal loswerden
     
  15. ehemaliges Mitglied

    Breezy

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    Dabei seit 26. August 2010
    Klar, man bekommt überall das Idealbild einer Frau vorgeführt. Egal wo man hinschaut..
     
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  16. Gast

    SAMIRA

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    Sommer-Anorexie..

    Das stimmt. Arnat, Du triffst die Beschreibung auf den Kopf. Grad bei Frauen ist es schlimm, was wir alles können und wie wir sein müssen. Denkt mal an die Männer: wenn ich an meinen Job denke - die Männer, die eine ähnliche Position wie meine haben, haben sicher nicht mal die Häfte an Aufwand, Arbeit und Engagement gezeigt. Das kann man natürlich nicht pauschalisieren!! Aber wir Frauen müssen - das finde ich - schon sehr viel können und leisten.

    Und vor allem "Sein": schlank, sportlich, intelligent, ehrlich, verantwortungsbewusst, familiär, hilfsbereit.. die Liste hat kein Ende. Und dann ist man nicht Perfekt, nein nein. Dann hat man die Basis hinter sich gebracht - das alles ist nämlich selbstverständlich! Oh man, wenn das so weitergeht.. :(

    Zum Thema der Sommer-Anorexie: da schließe ich mich Euch an. Ich hätte echt nicht gedacht, dass wirklich so viele Bewerbungen in diesem Sinne kommen. Das ist schrecklich. Hätte ich nicht gedacht!! Vielleicht gibt´s bald auch Sommer-Krebs. Makabar, aber mal ehrlich.. Denken wirklich Menschen, im Sommer gehe ich in ein Forum und da bekomme ich ein paar Diät-Tipps von Magersüchtigen?? HILFE!
     
  17. ehemaliges Mitglied

    Pearl

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    Dabei seit 3. Dezember 2010
    Ne ich glaube nicht mal, dass die denken, dass es geil ist von Essgestörten (hier hier sind lange nicht alle magersüchtig!) Tipps zu bekommen sondern weil ich überzeugt davon bin, dass man eine echt Essstörung nicht ernst nimmt, wenn man keinen Berührungspunkt damit hat. Die denken, in meinen Augen, dass wir so sind wie die und in zwei wochen essen wir genüßlich, ohne uns den Kopf zu zerficken, eine Pizza mit unseren Freunden
     
  18. Gast

    SAMIRA

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    Top Poster des Monats

    ..

    ..stimmt auch wieder!! :((
     
  19. ehemaliges Mitglied

    Lilienne

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    Dabei seit 20. Dezember 2010
    Der Text ist mal wieder gut getroffen.

    Vergleicht man eine "Ana" mit einer Essgestörten wird sich die "Ana" wohlfühlen, wenn sie abgenommen und eine tolle Figur erreicht hat und die Essgestörte, die vllt sogar auch eine tolle Figur hat? Die fühlt sich trotzdem unwohl,hässlich und eklig.
     
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  20. Gast

    Lotti

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    Top Poster des Monats

    Bei mir ist es aber tatsächlich so, dass ich momentan ein Körpergewicht habe mit dem ich einigermaßen zufrieden bin. Das heißt leider nicht, dass das alles ganz toll und super ist, aber ich fühle mich auch nicht permanent hässlich und ekelhaft. Ich hab mich aber gewichtsmäßig doch mittlerweile so eingependelt, dass ich sagen würde es soll aus Vernunftgründen nicht mehr weniger werden... aber auch nicht mehr.
    Und daran versuche ich mich dann auch zu halten. Wenn es gar nicht mehr anders geht, dann kommt es auch schon mal so weit, dass ich nen Becher Sahne trinke, weil das irgendwie immer noch besser funktioniert als was zu essen. Und ich will mit meinem Gewicht nicht mehr total abstürzen.
    Toll ist das sicherlich nicht, aber für mich eben hilfreich.

    Und jetzt sagen vielleicht wirklich einige ich bin bekloppt, aber:
    Vielleicht hab ich aber auch tatsächlich irgendwie Züge von ner "Ana", denn ein Stück weit identifiziere ich mich schon über die Essstörung. Das gehört einfach schon so viele Jahre dazu, dass ich momentan glaube, als gesunder Mensch würde mir wirklich etwas fehlen. =( Dann würde ich meinen Kontrollzwang anders ausleben...