Psychiatrie, Klinik

Dieses Thema im Forum "Diskussionen" wurde erstellt von NothingSpecial, 11. Juli 2011.

  1. NothingSpecial

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    War jemand von euch schon mal in einer Klinik oder in der Psychiatrie? Vielleicht auch als Jugendlicher?

    Hat jemand Lust zu erzählen, wie es so war und warum er da war?
     
  2. Lou
    Gast

    Lou

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    Hallo NothingSpecial :)

    es gibt hier aktuell einen Thread zu diesem Thema, vielleicht hast du ihn ja übersehen, darin gibt es zahlreiche Antworten auf deine Frage ;)

    Liebe Grüße
     
  3. ehemaliges Mitglied

    Lilienne

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    Dabei seit 20. Dezember 2010
    Oh stimmt, Lou hat Recht....

    gleich mal schauen ob ich da schonmal geschrieben habe, nicht dass es doppelt gemoppelt ist x)
     
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  4. NothingSpecial

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    Ja sorry, ich habs überlesen. Tut mir leid.
     
  5. NothingSpecial

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    Ich dachte, dass sich der Thread mit den Therapien nur auf ambulante Theras bezog, aber ich dachte, dass vielleicht Lust hat einen Erfahrungsbericht zu einer Klinik zu schreiben oder so. Ich hab den anderen Thread glaube ich falsch verstanden.
     
  6. Lou
    Gast

    Lou

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    Kann doch jedem mal passieren :)
     
  7. ehemaliges Mitglied

    Lilienne

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    Dabei seit 20. Dezember 2010
    Naja, wenn das hier schonmal speziell ist schreibe ich einfach ^^

    Ich war 2008 für knapp 3 Monate in der Klinik, wegen der ES.
    Bzw. wurde ich zwangseingewiesen weil ich durch Überdosis an AFM in ein künstliches Koma verlegt werden musste.

    Jaa, was soll ich erzählen. Also es hat mir erst echt geholfen. Denke mal es lag vor allem daran, dass ich nicht mehr in meinem Alltag war.
    Allerdings wurde ich dort nicht auf das "Leben danach" vorbereitet und somit wurde ich kurze Zeit später nach der Klinik wieder rückfällig und lebe bis heute damit weiter.
    Ich wurde dort mit knapp 40kg eingewiesen und kam mit 55kg wieder raus.

    Das Programm dort ist echt hart. Erstmal hatte ich am Tag 1std. Einzeltherapie...das wurde dann immer erhöht, dann zum Schluss bis zu 4std. Einzeltherapie am Tag.
    Dazu gabs Gruppentherapie, Maltherapie, Kunsttherapie, Kochtherapie, Sporttherapie und Selbstwahrnehmungstherapie (was mich am meisten schockte).

    Weiß nicht wie genau du was wissen möchtest, könnte darüber bestimmt ne Menge erzählen und würde zu nem ellenlangen text führen Frag einfach, wenn du genaueres wissen möchtest

    Warst du schonmal in einer Klinik?
     
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  8. ehemaliges Mitglied

    Lotti

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    Dabei seit 27. Juni 2011
    Krass. Wie ging es dir damit? War das dann am Ende für dich ok, oder warst du damit unglücklich?
    Aber wenn du ja selber schreibst, dass du hinterher wieder "rückfällig" wurdest, dann scheint das Ganze ja langfristig nicht erfolgreich gewesen zu sein. =(

    Das kann ich mir irgendwie gar nicht vorstellen. Innerhalb von drei Monaten 15kg zunehmen ist ja schon echt eine Leistung. Allein der Gedanke daran würde mir total Angst machen.
     
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  9. ehemaliges Mitglied

    Lilienne

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    Dabei seit 20. Dezember 2010
    Es ging mir gut. Anfangs. Am meisten hat mir die "Selbstwahrnehmungstherapie" geholfen. So konnte ich lernen mich erstens an das Gewicht zu gewöhnen und 2. mich nicht als fett zu sehen. Ich habe mich also als ganz normal betrachtet. Und ich habe dort ja nun nicht ungesundes Zeug gegessen, sondern normal und somit haben sich die Kilos ja auch im ganzen Körper verteilt und war nicht nur am Bauch fett oder so.
    Als ich rückfällig wurde, sah ich mich dann aber wieder als fettes Monster.

    Naja, das ist normal, dass du dann extrem zunimmst. Aber das lernst du da auch damit umzugehen. Erstmal sollst du 700g pro Woche zunehmen und irgendwann 1,2kg pro Woche bis zu einem bestimmten Gewicht. Bei mir waren es damals 15kg insgesamt, die ich zunehmen sollte.
     
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  10. Lou
    Gast

    Lou

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    War es dann dort so dass du mindestens so und so viele Kalorien am Tag essen musstest, wenn ja, wie viele? Oder haben sie dir einfach gesagt, was und wie viel du davon essen sollst?

    Ich hab wirklich Respekt davor, dass du es schon mal versucht hast, das hat bestimmt richtig viel Überwindung gekostet. Das du rückfällig geworden bist, ist nicht so schlimm, es klappt ja nicht alles gleich beim ersten Mal. Hauptsache du hast es schon mal versucht und bist einen Schritt in Richtung "normales" Leben gegangen und wie ich hier heraus lesen konnte, bist du wirklich bemüht gegen deine Krankheit anzukämpfen, so gut es halt geht. Das find ich toll!

    Mir fällt gerade auf, dass ich es immer bewundere wenn andere in Therapie gehen und was gegen ihre Krankheit unternehmen möchten, aber selbst bin ich nicht stark genug/mein Willen ist nicht groß genug. Blöd. Naja, vielleicht irgendwann.
     
  11. ehemaliges Mitglied

    Lotti

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    Dabei seit 27. Juni 2011
    Damit bist du definitiv nicht alleine.
    Ich finde es auch immer bewundernswert wenn jemand ernsthaft den Entschluss fasst sich Hilfe zu suchen.
    Auch wenn ich es mir selber gerade überhaupt nicht vorstellen kann.

    Ich hätte auch viel zu sehr Angst davor, dass ich mich dann ohne Essstörung total leer fühle...

    Lilienne, was ist denn Selbstwahrnehmungstherapie? Was macht man da genau?
     
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  12. ehemaliges Mitglied

    Lilienne

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    Dabei seit 20. Dezember 2010
    Also mir wurde direkt nie gesagt, wie viele Kcal ich am Tag essen musste. Auf meinem Essensplan stand aber neben jeder Mahlzeit die Kcal-Anzahl. Zusammengerechnet musste ich am Tag um die 2500-3000kcal am Tag essen. Irgendwann dann etwas weniger. Jenachdem wie viel ich dann zugenommen habe.

    Oh das täuscht *hihi*
    Nee, ich versuche es gar nicht. Will ich auch nicht und habe keine Kraft und auch den Mut nicht dafür. Ich versuche mit Hilfe meiner ambulanten Therapie mit meiner Vergangenheit und meiner Umgebung umgehen zu können. Aber die ES will ich nicht wegtherapiert bekommen (klar irgendwo im innersten vllt, aber nicht bewusst).


    Ich auch. Es ist echt nicht leicht und ein harter Kampf.

    Uff, da gabs viele "Übungen".
    Z.B. bekommst du ein langes Band und sollst z.B. abschätzen wie lang das Band sein sollte, damit es perfekt um ein Glas passt (ohne vorher zu testen)... versteht einer was ich meine?
    Das machst du mit mehreren Sachen (wie Vase, Türgfriff, an anderen Personen usw.) und dann auch an dir.
    Bei anderen Menschen und Gegenständen konnte ich das immer perfekt einschätzen. Aber wenn ich das z.B. bei meinem Oberarm schätzen sollte, war das Band viiieeeel zu lang.
    Oft musstest du in Unterwäsche in einem Raum voller Spiegel stehen und dich haar genau beschreiben und sowas. Dazu wurde dir halt ne Menge erzählt (Therapie halt).
    Am Anfang wurde ein Foto gemacht. Das wurde bearbeitet.
    Da wog ich 40kg und die haben es dann mit jeweils 15kg und 5kg weniger gemacht. Also gab es insgesamt 21 Bilder (wovon mir aber immer nur 10 gezeigt wurden). Da sollte ich "raten" welches Bild ECHT ist, also unbearbeitet.
    Natürlich habe ich immer das fetteste Bild genommen.
    Mit der Zeit konnte ich mich aber immer besser einschätzen und kam meinem Bild immer näher.

    Joar, so viel zur Selbstwahrnehmungstherapie. Da gabs echt gute Übungen, sodass man echt gesehen hat wie du dich siehst und wie du wirklich aussiehst.
     
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  13. ehemaliges Mitglied

    Breezy

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    Dabei seit 26. August 2010
    Das mit der Selbstwahrnehmungstherapie find ich krass. Hab das mal im TV gesehen. Es ist wirklich so unglaublich und erschreckend, wie falsch man sich selbst sieht und einschätzt.
     
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  14. ehemaliges Mitglied

    Lotti

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    Dabei seit 27. Juni 2011
    Danke für deine Antwort. Jetzt kann ich mir auch unter Wahrnehmungstherapie etwas vorstellen.

    Das mit den Bildern ist ja abgefahren. 40kg und dann nochmal 15kg weniger auf dem Bild. Ich weiß ja nicht wie groß du bist, aber 25 kg, das muss ja echt übel aussehen.
    Sah das nicht furchtbar aus?

    Aber ich kann schon nachvollziehen, dass solche Übungen ganz hilfreich sein können um erstmal zu erkennen wie verschoben die eigene Wahrnehmung sein kann.
     
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  15. maybe<tomorrow

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    Lilienne, deine Klinik scheint sich wirklich mit Essstörungen auszukennen, da hattest du viel Glück, auch wenn die Erfolge nicht angehalten haben.

    Ich habe leider sehr gegenteilige Erfahrungen gemacht.
    War zweimal in einer Kinder- und Jugendpsychatrie (einmal offen, einmal geschlossen), zwar nie direkt wegen der ES, aber hab es ja bei den anderen Patienten miterlebt und eine davon war auch lange Zeit meine beste Freundin.

    Richtig Gesprächstherapie gab es eigentlich gar nicht. Wenn man Glück hatte 1-2mal die Woche ein Arztgespräch.
    Es ging hauptsächlich darum, die Leute vollzustopfen. Wer nicht freiwillig isst, bekommt eben eine Sonde.. :(

    Bulimiker mussten eine Stunde nach dem Essen auf dem Gang sitzen und Zeit tot schlagen, Anorektiker im Bett liegen.

    Die Musiktherapeutin wusste selbst nie was mit uns anzufangen und Beschäftigungstherapie (da wurde gebastelt oder gemalt) war dazu da uns zu beschäftigen und sonst zu nichts. Und ja, mehr Therapie gab es nicht.
    Auf der Geschlossenen sah es sogar noch schlechter aus, da gab es nur Ergotherapie, was eigentlich das gleiche wie Beschäftigungstherapie war.
    Ach ja, und Sporttherapie gab es noch. Auch das hat den Zusatz "Therapie" nicht verdient.

    Und die Pfleger waren alles andere als besonders qualifiziert. Teils verletzende oder demütigende Aussagen waren durchaus öfter mal drin. (Konkrete Beispiele fallen mir allerdings gerade nicht ein..)


    Ich will euch damit keine Angst machen, sondern nur zeigen, dass es auch ganz anders sein kann.
    Es gibt eben gute und schlechte Kliniken.
    Auf Essstörungen spezialisierte Psychosomatische Kliniken sind oft die bessere Wahl als reine Psychatrien.
     
  16. NothingSpecial

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    Das hört sich schlimm an. Da kommt man ja kränker wieder aus der Klinik als man hingegangen ist. :( Eine Freundin von mir war vor Jahren in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Kassel und da lief das alles anders. Da hatte man mehr Therapien und man konnte auch immer mit den Pflegern reden, wenn es einem nicht gut ging.

    Naja, ich bin jedenfalls der Meinung, dass Kliniken, egal welche, nichts mit der Realität zu tun haben und ob der Aufenthalt etwas gebracht hat oder nicht, entscheidet sich sowieso erst, wenn man wieder in seinem alten Umfeld ist.
     
  17. Gast

    Summerrain

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    Sag mal, Lilie, du schreibst ganz am Anfang etwas von einer Überdosis von AFM. Kannst du mir kurz erklären, wofür die Abkürzung AFM steht? (vielleicht steh ich auch einfach auf dem Schlauch?!)

    Finde es auch ziemlich heftig, wenn du von 40 auf 55kg zunehmen musstest. Woran machen die das denn fest wie viel jemand zunehmen muss?
    Gehen die nach dem BMI?
    Wenn ich überlege, dass ich 2500kcal am Tag essen soll bekomm ich Magenkrämpfe.
    Hab ja jetzt schon wieder Gewissensbisse bis zum Umfallen, weil es heute sicherlich um die 1500kcal waren :weinen:

    NothingSpecial, die Klinik ist ja eher Hölle als Klinik. *o-m-g*
    Dass viele Kliniken nicht auf das Alltagsleben vorbereiten habe ich auch schon oft gehört. Von daher denke ich ist es auf langfristige Zeit gesehen wohl auch sinnvoller in einer Art betreutem Wohnen zu leben. Bevor man wieder auf die Gesellschaft "losgelassen" wird und all die leckeren Nahrungsmittel im Regal lächeln. (oder eben nicht lächeln und eher schlechtes sagen)

    Ich muss gestehen, ich hätte Angst in eine Klinik zu gehen.
    Allein schon, weil man seinem sozialen Umfeld, dann von seinem Problem erzählen müsste. Wohin sonst sollte man einige Wochen einfach verschwinden.
     
  18. NothingSpecial

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    Davor hab ich auch den totalen Horror. Erstmal wissen dann tatsächlich alle, was mit einem los ist und ich hätte dann auch echt Angst davor, dass dann vielleicht doofe Kommentare oder so kommen beim Essen oder dass man eben schon unter ständiger Beobachtung steht, wenn man komisch isst und Ausreden glaubt einem ja dann auch niemand mehr.

    Und vor dem Heilungsprozess hab ich auch Angst. Einem gehts ja dann in der Klinik schon schlechter als zu Hause. Mein Psychologe hat es immer mit einer OP verglichen. Danach gehts einem auch schlecht, aber nur damits einem dann nach dem Heilungsprozess wieder gut geht. Ich habe einfach vor dem ganzen Heilungsprozess Angst. Eben dass ich aus der Nummer dann nicht mehr herauskomme.
     
  19. ehemaliges Mitglied

    maybe.tomorrow

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    Dabei seit 27. Juli 2011
    AFM sind übrigens Abführmittel.

    Uns wurde immer vorgeschlagen, wir sollen sagen, dass wir wegen einer Stoffwechselstörung in ein Krankenhaus mussten. Depressionen sind ja tatsächlich eine Stoffwechselstörung im Gehirn, von daher nicht mal sooo sehr gelogen.

    Ich war allerdings immer ehrlich, auch, da es eh schon jeder wusste.
    Und meine psychischen Probleme waren auch nicht gerade ein Geheimnis.
     
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  20. Gast

    Tara

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    Ich hab auch Angst mich in eine Therapie zu machen. Habe mich in der letzten Zeit erkundigt ... aber ich glaube, dass ich im Moment keine Hilfe annehmen kann.

    Hier ein Auszug aus meinem Brief an eine Beratungsstelle

    In meinem Kopf ist immer noch drin, dass es ja so schlimm nicht ist, weil ich halt nicht dünn bin.