Hallo Leute Als ich dieses Bild gesehen habe musste ich sofort an die WOPies (und alle anderen die im ÖB rumstöbern ) denken: Ich weiß, dass niemand hier denkt, dass das Gewicht "nur eine Zahl" ist, ich selbst tue es auch nicht. Trotzdem wollte ich es (vielleicht als kleine Aufmunterung?) mit euch teilen Wünsch euch allen eine gute Nacht
Vielen Dank für das Bild; gefällt mir sehr gut. Ist es dir recht, wenn ich es kopiere? Natürlich bedeutet diese Zahl wohl für uns alle viel mehr, als sie eigentlich bedeuten sollte, und das ist traurig, denn genau das, was das Bild beschreibt, ist doch eigentlich viel wichtiger. Theoretisch wissen wohl die meisten essgestörten Menschen, dass sie mehr wert sind als eine Zahl auf der Waage, aber wir fühlen eben anders, und gegen Gefühle ist der Verstand sehr oft ziemlich machtlos, denn eine Essstörung ist keine Demokratie, sondern eine gnadenlose Diktatur. Dir auch eine gute Nacht.
Danke - habe ich soeben getan (ich sollte es mir an den Kühlschrank hängen und mich daran erinnern, wenn die Angst vor dem Zunehmen mal wieder unüberwindbar scheint).
Ich denke bei so etwas immer darüber nach, was wohl wäre, wenn wir NIE Waagen erfunden hätten? Oder zumindest nie Waagen für Menschen. Die Menschen früher haben sich wohl nicht so sehr um Zahlen gekümmert. Aber die Idee auf dem Bild ist wunderschön. Dadurch wird aus etwas so unangenehmem wie der Waage doch noch etwas zumindest teilweise angenehmes. Ich kann mir gut vorstellen, schöne Affirmationen darauf zu schreiben. So kann man vielleicht auch der ein oder anderen 'Nach-wiegen-Depression' ausweichen. Werde ich morgen mal mit meiner Waage versuchen!
Auch wenn ich keine Waage habe und froh bin, mein Gewicht nicht genau zu kennen, bin ich doch auch dankbar, dass die Personenwaage erfunden wurde - stell dir mal vor, du musst operiert werden. Wie soll der Anästhesist die exakte Dosierung der Narkose berechnen, wenn er dein Gewicht nicht kennt? So ganz ohne Waagen wären die Naturwissenschaften in der Form, wie wir sie kennen, nicht denkbar. Ich glaube nicht, dass die Existenz der Waage an sich das Problem ist, sondern der Umgang mit diesen Zahlen. Eine Waage sagt rein gar nichts über einen Menschen aus, und trotzdem hat das, was sie anzeigt, schrecklich viel Gewicht (was für ein Wortspiel!). Es ist wie bei so vielem: wir können diese Dinger nicht abschaffen, aber wir können lernen, damit so umzugehen, dass sie uns nicht schaden.
Das stimmt wohl. Wenn es die Waage nicht geben würde, dann würden wir uns am Maßband messen und vergleichen. Wo kommt diese blöde Vergleichskultur nur her? Immer dieses 'Ich bin besser' oder 'Sie ist besser' oder 'Ich will so sein wie Sie'. Die Waage ist für mich wie ein Symbol für schlechte Laune. Vielleicht sollte ich sie wohl einfach wegschmeißen...
Darwin hätte es wohl 'Survival of the fittest' genannt - und weil wir grundsätzlich überleben wollen, müssen wir uns eben vergleichen, um festzustellen, ob wir schon zu 'the fittest' gehören. Jedenfalls glaube ich, dass dies einer der - ganz ursprünglichen - Gründe sein könnte. Jedenfalls scheint es mir eine Art 'Urangst' zu sein, nicht zu genügen (Pfauenmännchen vergleichen sich auch dabei, wenn sie ein Rad schlafen, Pferde (und unzählige andere Tierarten) messen ihre Kräfte in Kämpfen...). Geht mir genauso. Wenn die Zahl kleiner ist, bedeutet das, dass ich versagt habe im Kampf gegen die ES. Wenn die Zahl grösser ist, bedeutet das, dass ich fett werde (nicht wirklich, aber so fühlte ich mich immer). Wenn die Zahl unverändert bleibt, bedeutet das, dass ich nichts wirklich kann, weder hungern noch gesund werden. Egal, was die Waage anzeigt - es ist immer falsch. Deshalb hab ich auch keine in meiner Wohnung, und es geht mir sehr gut damit. Genau! Raus mit diesem kleinen Diktator!
Also ist das Vergleichen etwas Normales und wir Menschen reizen es nur ein wenig zu sehr und zu unnötig aus? Oder ist es vielleicht sogar noch als normal anzusehen, dass Leute sich gegenseitig fertig machen, oder sich sogar selbst umbringen, weil sie der Meinung sind 'nicht zu genügen'? Ich will diese Theorie nicht in Frage stellen, ich frage mich eher nur, wie die sich auf heute übetragen lässt und wo die 'Grenze' ist. Und ob es so eine überhaupt gibt.. Ich frage mich, ob es überhaupt Menschen gibt, die jemals mit der Zahl auf der Waage zufrieden sind. Wie du schon schreibst, meistens ist einfach alles falsch. Egal, welche Zahl angezeigt wird, man kann sie immer falsch deuten. Schwerer Schritt. Ich habe große Angst, die Kontrolle zu verlieren. Der Waage habe ich es erst zu verdanken, dass ich mir überhaupt Gedanken über mein Essverhalten gemacht habe, anderes wäre mir gar nicht bewusst geworden, wie unnormal mein Verhältnis zu Essen und Körper ist...
Nein, das ist ganz bestimmt nicht mehr normal, und wir Menschen übertreiben beim Vergleichen masslos (wie bei so vielen anderen Dingen auch...). Ich meinte damit nur, dass es ursprünglich normal und sogar notwendig war, denn wenn die Weibchen (im Tierreich genauso wie bei den Urmenschen) nicht die Männchen miteinander verglichen und sich für den besten entschieden hätten, wären wir längst ausgestorben. Genauso wurde schon immer untereinander rivalisiert, was grundsätzlich dem Überleben diente. Das soll aber nicht heissen, dass sich diese Idee auf die heutige Gesellschaft anwenden lässt, denn wir konzentrieren uns längst nicht mehr nur auf Überleben und Fortpflanzung, sondern haben sowas wie eine Ethik entwickelt, die uns sagt, dass jeder Mensch erstmal ein Recht auf ein würdevolles Leben hat. Vergleiche mögen anspornend wirken, und sie nicht einfach ignorierbar, weil niemand vollkommen isoliert lebt, aber wenn es so weit geht, dass wir uns gegenseitig (oder selbst) kaputt machen, weil A die dünneren Beine hat, B mehr verdient und C einfach Glück hatte und in eine reiche Familie geboren wurde, dann geht es eindeutig zu weit. Wahrscheinlich schon, aber wohl nicht dauerhaft. Der Klassiker: Frau ist auf Diät, stellt sich nach einer Woche auf die Waage, hat 2kg abgenommen, fühlt sich grossartig, ist zufrieden mit der Zahl. Und dann geht sie zur Arbeit und sieht auf dem Weg eine Frau, die eine knallenge Jeans trägt und superschlanke Beine hat. Vergessen sind die 2kg Abnahme - 'da müssen nochmal mindestens 4kg runter, bis ich eine solche Jeans tragen kann...'. Es ist traurig, aber ich kenne keine einzige Frau, die mit ihrem Aussehen wirklich zufrieden ist (und ich kenne wirklich wunderschöne Frauen). Hilft dir die Waage denn tatsächlich dabei, dein Essverhalten zu kontrollieren, oder kontrolliert nicht eher die Zahl auf der Waage deine Gefühlslage? Versteh mich nicht falsch, ich kenne diese Angst ganz genau, und es gab Zeiten, da stellte ich mich fast stündlich auf die Waage, um die 'Kontrolle' zu behalten, aber eigentlich ist es doch eher so, dass die Waage/die Essstörung uns kontrolliert.
Ich weiß, wie dus gemeint hast, nur frag' ich mich wirklich, ob wir auch jetzt vielleicht sogar noch 'normal' sind und unser ganzes Verhalten eine ganz natürliche Reaktion ist?! Es ist ziemlich schwer zu sagen, was richtig ist. Wir haben nicht wirklich Vorbilder, weil auch sowas wie Ethik haben nunmal Menschen geschaffen. Und Menschen sind fehlbar. Ich finde das ganze total verwirrend. Keine Ahnung, ob ich es vielleicht doch verdient habe, ausgelacht zu werden, weil ich so dick bin? Mal das ganze (Selbst)mitleid beiseite, aber vielleicht hat das ja einen guten Zweck, den wir einfach nicht sehen? Vielleicht soll ich ja 'kaputt' gehen? Das hört sich jetzt alles furchtbar depressiv an, aber so ist es nicht gemeint. Eine Pflanze, die irgendeine 'Macke' hat, verwelkt meistens und geht kaputt. Die Natur hat ihre Regeln und solche Fehlerchen werden eben ausgemerzt. Vielleicht ist das alles ganz natürlich? Ich hab' echt keine Ahnung woran ich meine Theorie festmachen soll, ich hoffe meine Gedanken sind auch so verständlich. Und nein, ich selbst bin nicht der Meinung, dass Menschen irgendetwas 'verdient' hätten. Aber vielleicht liege ich ja falsch?! So vieles lässt sich auch auf Minderwertigkeitsgefühle zurückführen. Jedes böse Wort und jeder Streit und jede Verletzung. Auch die ganz 'großen' Sachen wie Krieg, Ausbeutung, usw. Alles lässt sich letztendlich darauf zurückführen, dass der Mensch denkt, er sei nicht 'genug'. Alles nur, weil wir uns selbst nicht mehr mögen. Weil so gut wie kein Mensch sich selbst mehr mag. Das ist so traurig. Ich würde das so gerne ändern. Ich will, dass jeder sich selbst mag. Ist das überhaupt zu schaffen? Das ist eine verdammt gute Frage. Damals hatte die Waage wirklich eine 'Augenöffner'-Funktion. Ich hatte zuvor nie eine gehabt und stellte mich irgendwann mal bei einem Verwandten auf die Waage. Das Ergebnis war total erschütternd. Hätte ich mich zu dem Zeitpunkt nicht ein wenig zusammengerafft, würde ich jetzt mit starken gesundheitlichen Problemen kämpfen. Aber jetzt... Irgendwie halte ich zwar mein immer noch hohes, aber nicht mehr dramatisch hohes Gewicht und dennoch... ich muss es immer wieder kontrollieren. Die eigenen GEfühle & der Spiegel sind ja nun auch keine Maßstäbe?! Je nachdem wie ich mich fühle, bin ich dann zu dick oder genau richtig, oder zumindest 'ok'. Oh man, das Thema ist ganz schön schwer. Zu meiner Schande muss ich zugeben, dass die Waage immer noch hier steht und wohl auch nächste Zeit noch hier stehen bleibt. Ich kann das einfach nicht...
Weißt du was Sao, ich kenne welche! Beide sind sehr hübsch und schlank und haben ein gesundes Verhältnis zu ihrem Aussehen. Klar die finden auch mal, dass sie müde oder krank aussehen, wenn es ihnen nicht so gut geht, aber ansonsten sind sie zufrieden und haben nichts zu kritisieren. Und das ist halt wirklich nicht aufgesetzt, sondern auch eine bescheidene Zufriedenheit. Kein Prahlen oder falsche Eingebildetheit. Ein gesundes Selbstbewusstsein gepaart mit dem Wissen über ihre Attraktivität, aber trotzdem bodenständig. Das sind Menschen, die mich wahnsinnig faszinieren. Gut sie haben von Natur aus wahnsinnig gute Bodys und sind mit wunderhübschen Gesichtern gesegnet, aber wie du schon sagst, viele oder gerade solche Leute sind trotzdem oft unzufrieden. Meiner Meinung hängt das auch viel mit Erziehung, Feedback des Umfelds und Persönlichkeit zusammen.
Wow, das ist wirklich beneidenswert! Ich wünsche mir sehr, dass ich mich irgendwann auch so mögen kann, aber das wird, wenn es überhaupt möglich sein sollte, noch ein ewig langer Weg sein. Zufrieden wäre ich schon, wenn ich mich ab und zu leiden oder sogar schön finden könnte. Dass man sich nicht jeden Tag total toll findet, ist irgendwie normal und gesund; wenn eine Person mit Grippe und 40° Fieber in den Spiegel schaut und sich für den schönsten Menschen auf Erden hält, läuft wohl auch was schief in der Wahrnehmung. Aber so grundsätzlich mit sich zufrieden sein, ohne sich was darauf einzubilden (manchmal scheint es mir, als würden sehr eingebildete Menschen auch mit sich hadern und daher die Bestätigung von aussen suchen), das muss wirklich ein schönes Lebensgefühl sein. Naja, wer weiss, irgendwann vielleicht... Nein, das glaube ich nicht. Natürlich haben wir Menschen auch noch immer natürliche Instinkte und Triebe (sonst wären wir wohl längst ausgestorben), aber asoziales Verhalten dadurch zu begründen, dass die Natur es verlangt, wäre erstens zu einfach und zweitens gefährlich (genau mit dieser 'natürlichen Überlegenheit der Arier-Rasse' hat Hitler während dem Zweiten Weltkrieg die Massenhinrichtungen gerechtfertigt). Nein, das hast du nicht verdient. Nur, weil die Diskriminierung (vermeintlich) Schwächerer vielleicht durch die Evolutionstheorie erklärt werden kann, heisst das nicht, dass sie berechtigt ist. Denn trotz all der ursprünglich verankerten Triebe und Verhaltensweisen hat der Mensch doch sowas wie einen Verstand, und allein dadurch ist er gezwungen, nachzudenken, anstatt sich einfach von Trieben leiten zu lassen (evolutionstheoretisch gesehen ist auch Monogamie völliger Schwachsinn). Ausserdem darfst du nicht vergessen, dass gerade im Tierreich Diskriminierung, wie wir Menschen sie praktizieren, nicht vorkommt. Ein Wolf quält einen anderen Wolf nicht einfach so aus Spass, sondern ausschliesslich dann, wenn er fremd ist und für das eigene Rudel eine Gefahr darstellt. Ein schwaches Pferd wird von seiner Herde solange beschützt, wie es nur irgendwie geht und erst dann zurückgelassen, wenn die Herde durch ein Raubtier in Gefahr gerät und flüchten muss. Menschen aber machen andere fertig, einfach nur, weil diese 'schwächer' sind (kleiner, grösser, dicker, dünner, intelligenter, weniger gebildet etc.) - dieses Verhalten ist alles andere als natürlich und vollkommen gegen jedes Sozialverhalten, ohne das der Mensch im Grunde nicht lebensfähig ist. Das wäre schön, aber wir können die anderen nicht ändern, sondern nur uns selbst. Magst du denn dich selbst? Das ist keine Schande, und ich wollte dir auch keine Moralpredigt halten (entschuldige bitte, falls es so angekommen ist). Es war nur eine Frage, und wenn du die Waage (noch) brauchst, ist das völlig in Ordnung. Du leidest an einer Essstörung, und das häufige Wiegen ist nun mal ein sehr häufiges Symptom davon, das kaum jemand von heute auf morgen 'abschaffen' kann.
Ich kenne auch ein paar Menschen, die mit sich selbst sehr zufrieden sind, aber gleichzeitig nicht überheblich rüberkommen oder so. Es ist wirklich angenehm, sich in der Nähe solcher Menschen aufzuhalten. Mir ist nur auch ein Rätsel, wie die das machen So etwas überzeugt mich irgendwie immer Weißt du, ich denke sehr oft darüber nach, wie sich ein Tier wohl in dieser oder jener Situation verhalten würde, bzw. wo man im Leben der Menschen Vergleiche zur Tierwelt findet. (Auch, was z.B. die Zahl auf der Waage betrifft, um ein wenig beim Thema zu bleiben. Tiere kümmert es nicht, wie dick oder dünn sie sind und z.B. Elefanten sind wirklich riesig und teilweise auch träge und trotzdem überleben sie, sind glücklich und können sich gegen Angreifer wehren. Spricht vielleicht auch dafür, dass es 'nicht normal' ist, jemanden aufgrund seines Gewichtes auszugrenzen/zu verspotten). Einige Sachen des Menschenlebens sind dem Tierreich ähnlich, aber andere sind - wie du schon gesagt hast - sehr krass unterschiedlich. Da kommt man sich selbst fast schon unnatürlich, aber auf jeden Fall abgegrenzt von der 'Natur' vor. Es scheint wirklich nicht mehr ganz normal zu sein, was da so abgeht. Ich hatte tatsächlich vergessen, dass es auch unter Tieren durchaus prosoziales Verhalten gibt. Das mit dem schwachen Pferd ist ein schönes Beispiel, ich werd' mich mal umhören, was es da noch so gibt. Und keine Sorge, ich hatte nicht im Geringsten das Gefühl, eine Moralpredigt zu erhalten Das war eher so eine Redewendung, weil ich wohl echt stolz auf mich gewesen wäre, wenn ich es geschafft hätte, das Ding zu verbannen! Jedoch hat das Schicksal mich eingeholt, bzw. überholt, denn gestern ging die Batterie der Waage leer und das sind so ganz exotische, die wir nicht im Haus haben und die ich wohl erstmal nicht besorgen kann... 1:0 für das Schicksal...
Naja, zum einen geht die Wissenschaft davon aus, dass Tiere nicht über Selbstwahrnehmung und -reflexion verfügen (jedenfalls nicht in der Intesität, wie wir sie kennen), und zum anderen sind Tiere niemals übergewichtig (von den armen überfütterten Haustieren mal abgesehen - ich meine wildlebende Tiere), weil sie auf ihre Instinkte hören und fressen, bis sie satt sind (oder weniger, wenn nichts mehr da ist) und weil sie seit Jahrtausenden genau das fressen, was die Natur für ihren Körper vorgesehen hat; ein Überangebot an ungesundem Essen gibt's im Tierreich ja nicht (wie gesagt, ich gehe von wilden Tieren aus). Wir Menschen dagegen haben völlig verlernt, wirklich nur das zu essen, was unser Körper braucht (da freut sich die Industrie...). Klar, Elefanten sind schwer und riesig, aber verglichen mit anderen Elefanten wirst du zumindest in freier Wildbahn keinen finden, der an Gewichtsproblemen leidet (es sei denn, er ist alt und aufgrund des nahenden Todes ausgehungert). Mit anderen Tieren kann man sie ja nicht vergleichen (ich vergleiche meinen Körper auch nicht mit dem meines 28kg schweren Hundes). Ich finde, das ist ein riesiges Problem. Klar kann niemand erwarten, dass wir unsere Sozialisation vergessen und uns wieder wie Höhlenmenschen verhalten, aber wir vergessen leider, dass unser Körper sich genetisch nicht wirklich verändert hat im Vergleich zu damals, und vor allem vergessen wir, dass wir im Grunde genommen noch immer genauso auf andere Menschen angewiesen sind wie damals. Würden wir etwas öfter daran denken, wäre die Welt vielleicht in bisschen friedlicher. Aber jetzt schweife ich nach John Lennon-Art ab ("...you may say I'm a dreamer, but I'm not the only one...". Und wie fühlst du dich damit, dich erstmal nicht wiegen zu können? Ich weiss noch, wie's mit damals ging, als ich die Waage verbannt habe - es war anfangs die Hölle, und ich habe andauernd an mein Gewicht gedacht und in jeder spiegelnden Fläche zu überprüfen versucht, ob ich schon fett geworden bin (mein Gefühl sagte mir, es müssten innerhalb von etwa drei Tagen mindestens 20kg sein). Aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und finde es nun ganz angenehm, meine Stimmung nicht mehr von einer Zahl abhängig machen zu müssen (was zur Folge hat, dass ich jetzt oft gar nicht weiss, wie's mir geht, aber trotzdem ist es der bessere Weg für mich).
Genau das ist es, was die meisten Menschen schon verlernt haben. Nicht nur Essgestörte, sondern auch viele andere Menschen, die einfach Ungesundes in sich hineinstopfen, ohne wirklich Hunger zu haben. Das würde ich gerne wieder können: auf meine Instinkte hören, bzw. mein Bauchgefühl. Schade, dass es für Menschen kein 'normal' mehr zu geben scheint. Ich wüsste nicht mehr, mit wem ich mich vergleichen müsste um herauszufinden, ob alles in Ordnung ist. Denn manchmal finde ich meinen Körper ok, manchmal aber wieder überhaupt nicht. Keine Ahnung, was tatsächlich richtig ist, vielleicht auch gar nichts. Richtig kacke. Ich hab' das Gefühl, ich gehe auf wie ein Hefekloß. Spiegel habe ich immer versucht zu meiden, weil ich mein Aussehen auch so nicht wirklich leiden kann. Doch jetzt schau' ich hin und bin jedesmal geschockt, wenn ich mich sehe. Aber was will ich schon machen, hab' ja keine Wahl.
Ich auch. Aber das ist wohl einer der schwierigsten Schritte im Kampf gegen die Essstörung, weil er Vertrauen zum eigenen Körper erfordert, das wir uns oft über Jahre sehr erfolgreich abtrainieren. Dennoch hoffe ich, ihn irgendwann gehen zu können. Das ist auch echt nicht leicht. Ich weiss es ja selbst nicht; eigentlich kann ich mich gar nicht vergleichen, weil mir die Wahrnehmung für mich selbst komplett fehlt (ich fühle mich nicht zu dick, sondern irgendwie gar nicht). Das kann ich verstehen; ging mir am Anfang genauso. Aber glaub mir, irgendwann gewöhnst du dich dran. Gibt es irgendeinen Teil deines Körpers, den du magst (Hände, Gesicht, Hals - egal was)? Wenn ja, versuch ganz bewusst, dir nur diesen Teil im Spiegel anzuschauen. Und erst, wenn du dich richtig gut fühlst, kannst du dich an die Stellen 'herantrauen', die dir weniger gut gefallen. Ich bin mir sicher, du hast nicht zugenommen, nur weil du dich nicht wiegen kannst - aber es ist der Verlust der Gewissheit, der beängstigend ist, oder? Hoffe, du fühlst dich bald besser.