Klischees über Essgestörte

Dieses Thema im Forum "Diskussionen" wurde erstellt von Leila, 15. November 2014.

  1. Gast

    MissX

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    Top Poster des Monats

    Magersucht nicht ernst genommen

    Hallo,

    Ich bin neu hier und wollte gerne mal erzählen, was zu mir neulich gesagt wurde. Es ist zwar nicht wirklich ein Klischee, aber es zeigt, dass Magersucht oder Essstörungen im allgemeinen oft nicht ernst genommen werden. Neulich habe ich kurz mit meiner Mama über die schlimmste Zeit meiner ES gesprochen und sie meinte nur so: "Du hast doch nur das Essen verweigert, um Aufmerksamkeit von Frau....zu bekommen. ". Die besagte Frau war meine Lehrerin und eibe Vertrauensperson zu dieser Zeit. Das hat mir einfach gezeigt, dass viele Menschen eine ES als harmlos ansehen und sie nicht richtig ernst nehmen. :/

    Lg, MissX
     
  2. Probezeit nicht bestanden

    whiteFee

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    112
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    31 Jahre alt
    Dabei seit 11. August 2015
    Hey MissX, hoffe du bist noch da und liest das hier, sonst war es eben vergebene Mühe. :)
    Also ich finde dein Beispiel echt gut. Es ist schon ein Klischee, zu sagen, dass Magersüchtige nur Aufmerksamkeit wollen. Genauso wie die Aussage, Leute, die mit Suizid drohen oder sich verletzten wollen nur Aufmerksamkeit. Und persönlich denke ich auch, dass selbst wenn es so ist, das auch ein Zeichen für innere Zerrissenheit ist, wenn ein Mensch sich so sehr nach Liebe sehnt, dass er seine Angst nur durch diese Art ausdrücken kann.

    LG
     
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  3. Gast

    BlackSun

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    Top Poster des Monats

    Es steckt schon ein Fünktchen Wahrheit in dem Klischee, dass essgestörte Personen sehr viel Liebe brauchen, die sie in der Kindheit wohl nicht hatten.
    Aber das ist nicht die Lösung der Lösungen.
    MissX , magst du uns denn sagen, was der Auslöser war?

    WhiteFee, ich finde es übrigens sehr nett, wie du dir Gedanken über Andere machst <3
    (Aber vergiss dich dabei nicht ;) )
     
  4. Gast

    Kardesh

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    Top Poster des Monats

    Das ist wahrscheinlich ein Knackpunkt. Essgestörte macht sie nun nicht einfach mal essgestört, weil sie sich denken: "Jetzt wolle'ma aber mal abnehmen, sind 'a bissl zu dick g'worden!" Nein! So denken höchstens die Pro Ana's über diesen wunden Punkt und verherrlichen somit die Essstörung; verwenden sie zu ihrem eigenen Zweck. Doch - ich sage mal - bei Essgestörten, bei denen es sich tatsächlich um eine psychische Krankheit handelt, spielen auch oft Faktoren mit, wie:
    • In der Kindheit und/oder Heutzutage zu wenig Liebe abbekommen?
    • Läuft in der Schule/Uni/Arbeit/Ausbildung alles wirklich okay?
    • Fühlt man sich im Freundeskreis/in der Familie/bei Kollegen integriert?
    • Hat man eine gute Beschäftigung in der Freizeit oder ist Leere eher der Fall?
    • Werden meine zwischenmenschlichen, sozialen oder weiteren Bedürfnisse erfüllt?
    • ...Bin ich zufrieden mit meinem Leben?
    Wenn man - und das kenne ich nun zum Beispiel von mir - viel Langweile hat und mit innerer Leere zu kämpfen hat, es im Jobleben überhaupt nicht läuft, man es schwer hat soziale Kontakte zu knüpfen, Freunde nicht so immer für einen da sind, man die Familie vermisst, man schon viel allein "leiden" durfte und in seinem Leben und sich ansonstige Abgründe in ihrer ganzen Untiefe auftuen... Da denkt man dann, wenn in der Psyche etwas nicht ganz sauber mitspielt, dass man vielleicht auch noch da und da etwas zu dick ist. Bei mir geht das leicht. Zum Beispiel.
    Aber ich schweife ab. Entschuldigung. Das musste ich dazu sagen, denn DAS alles KANN eine Essstörung auch entfachen. Und da geht es nicht darum, Klischees zu entsprechen oder nicht. Viele Leute könnten sich niemals selber zusammenfassen, was eine Essstörung wirklich ausmacht. Die oben genannten Punkte dienen der Anschauung. Und jetzt die Frage: Du, Mensch, der keine Essstörung hat und relativ naiv ist...! Glaubst du echt, dass Magersüchtige alle klapperdürr sidn und ein Fell im Gesicht und Mädchen mit Bulimie alle einen wunden Mund und gelbe Finger und Zähne haben? Nur so als Beispiel... Manche vielleicht. Aber alle?! Es sind halt eben Klischees.

    whiteFee hat das sehr schön geschrieben, finde ich. (Und um einiges kürzer!*hihi*)
     
  5. Gast

    Kardesh

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    Top Poster des Monats

    Ach du liebes bisschen? Was ist denn nun passiert? Einmal auf Antwort erstellen und schon ist die Antwort zweimal mal da... Entschuldigung. Kann man das "reparieren"? :)
     
  6. Modmiss

    Marii

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    1.961
    161
    Dabei seit 20. März 2007
    Kein Problem, passiert mir auch öfters @Kardesh@Kardesh. Habe deinen Doppelpost nun gelöscht. :)

    In solchen Fällen einfach den Beitrag melden oder mich markieren. :)
     
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  7. ehemaliges Mitglied

    Eowyn

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    Dabei seit 12. April 2010
    Guter Punkt. Ich selbst bin seit über 30 Jahren essgestört und niemad ausser meine Ärztin, mein Therapeut und mein Mann wissen davon. Meinem Mann habe ich es vor ein paar Jahren im Zuge einer Therapie gebeichtet. Wir lebten zu dem Zeitpunkt bereits 12 Jahre zusammen - er ist aus allen Wolken gefallen!
     
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  8. Gast

    Kardesh

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    Top Poster des Monats

    @Marii@Marii: Och, danke! Jetzt bin ich gerettet worden. Sehr lieb! Ich war kurz echt verblüfft über mein versehentliches Spammen... <3

    Okay, das war sicher schon hart für ihn, wie eh für Angehörige, denen wir wichtig sind/denen du wichtig bist. Aber ist ja super, dass du solch einen Schritt gehen konntest! Das wollte ich nur mal sagen!
    Er hat die Anzeichen also vorher nicht bemerkt...? Gab es sozusagen gar nichts klischeehaftes, an dem er deine Essstörung erkennen könnte?
     
  9. ehemaliges Mitglied

    Eowyn

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    194
    108
    Dabei seit 12. April 2010
    Da ich kein extremes UG habe, ich mich phasenweise sehr bewusst und gesund ernähre und dazu noch viele Lebensmittelallergien habe kann ich mein Essverhalten gut kaschieren. Zudem bin ich eine Meisterin des Untergrundes, sprich FAs + Co. werden so "zelebriert" dass es keiner mitbekommt. Grössere Gewichtsschwankungen gehen zu Lasten meiner Schilddrüsenerkrankung.
     
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  10. Gast

    Kardesh

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    Top Poster des Monats

    Allerdings. In der Tat ein gutes Versteck oder mehrere... Bei mir ist das ähnlich.
     
  11. Bewerber

    sabie.

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    Dabei seit 21. November 2017
    Ist vielleicht kein Klischee aber ich denke, dass die meisten Leute denken, dass es einem nur darum geht möglichst dünn zu sein. Viele wissen nicht, wie tief diese Krankheit geht und was es eigentlich für einen selbst bedeutet und wie man sich fühlt. Finde das sehr schade, mit mehr Verständnis würde vieles leichter fallen.
     
  12. Probezeit nicht bestanden

    ~Thinking~

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    Dabei seit 8. Oktober 2017
    Ja genau, man wird viel zu schnell verurteilt. Doch stecken da Menschen mit Persönlichkeit hinter und sie denken, wenn man wieder essen würde, wäre alles wieder in Ordnung.
     
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  13. Member

    10gradminus

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    Dabei seit 16. Juli 2017
    Ohja!
    Das erlebe ich auch nach wie vor sehr, sehr oft. Eigentlich sollten wir doch andere Wege finden, unsere schlechten Gedanken auszudrücken als über diese Selbstzerstörung, aber von außen wird man wieder darauf reduziert. Nein, ich bin nicht gesund, weil ich gerade gegessen habe. Nein, ich bin nicht gesund, wenn ich wieder mehr wiege. Gesundheit ist nicht in Kilogramm und Kalorien zu messen, genauso wenig wie sich eine Persönlichkeit in Zahlen ausdrücken lässt. Und dass dahinter sowieso viel mehr steckt, wissen wir alle nur zu gut.
     
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  14. Probezeit nicht bestanden

    ~Thinking~

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    Dabei seit 8. Oktober 2017
    Bei uns in der Schule wird das Thema unter den weiblichen Wesen jetzt momentan diskutiert. Natürlich ahnen sie nichts davon, dass ich mich damit bestens auskenne, mich aber im Untergrund halte. Weil die Meinungen da auch sehr auseinander gehen und die nicht gerade nett sind gegenüber Menschen mit Essstörungen. Da habe ich auch schon das eine oder andere Klischee rausgehört. Gerade was Bulimie betrifft, ekeln sich viele davor und können sich das nicht vorstellen. Was natürlich ist, weil sie es nicht erlebt haben.
     
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  15. ehemaliges Mitglied

    Lemmie

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    Dabei seit 12. April 2017
    Ich kann das niemandem verdenken.
    Man hat eine Krankheit und niemand ist seine Krankheit. Ich finde auch andere Erkrankungen eklig, wie z. B. Schuppenflechte, würde aber deswegen die Menschen nicht verurteilen. Natürlich ist mir bewusst, dass man bei psychischen Erkrankungen viel eher eine Stigmatisierung erfährt als bei körperlichen.
    Und warum? Es gibt Berührungsängste. Wie war das noch mit den Homosexuellen?
    Geh offensiv damit um und dein Gegenüber verliert seine Berührungsängste.
    Sicher hinkt der Vergleich, weil Homosexualität natürlich keine Krankheit ist, aber ich möchte darauf hinaus, dass die Menschen dich meist erst dann auf deine Krankheit reduzieren, wenn du dich dahinter "versteckst".

    Wenn du dich aber zeigte wie du bist und deutlich machst, dass du nicht deine Erkrankung bist, lassen sich viele Missverständnisse aus dem Weg räumen.

    Es gibt zu allen möglichen Gruppen Klischees - zu den Dicken, den Dünnen, den Rauchern, den Veganern usw. . Am besten trägt man das mit Humor. Und an den Stellen, wo es wichtig ist, verstanden zu werden, sorgt man für Aufklärung - meine Meinung!
     
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  16. Member

    10gradminus

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    Wichtige Erkenntnis, aber nicht selbstverständlich.
    Ich habe mich lange mit der Krankheit identifiziert (und mache es noch manchmal), weil ich nicht wusste, was ich sonst bin.
    Und um so offen damit umzugehen, dass man andere aufklären kann, braucht man auch ein gewisses Selbstbewusstsein.
     
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  17. ehemaliges Mitglied

    Lemmie

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    Dabei seit 12. April 2017
    Das stimmt schon, aber es wird immer so sein, wie es in den Wald hineinruft.... ich kann nicht volles Verständnis von meiner Umwelt verlangen, wenn ich nicht bereit bin, mich ein wenig zu öffnen. Es kann ja niemand hell sehen.
     
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  18. Member

    10gradminus

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    Da gebe ich dir auch vollkommen Recht!
    Ich habe da auch nicht die Erwartung, verstanden zu werden, zumindest nicht von Außenstehenden. Von meiner Familie teilweise schon, aber denen teile ich mich auch mit.
    Ich muss auch gestehen, dass mir der Ekel vor der Bulimie da fast sympathischer ist als die Glorifizierung oder Verniedlichung von Essstörungen.
     
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  19. Probezeit nicht bestanden

    ~Thinking~

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    Ich denke da kann sich keiner rausreden... wir finden alle irgendwas ekelhaft.

    Wenn man die Essstörung mal als Lebensweise betrachtet und nicht als Krankheit, dann kann man das schon relativ gut mit Homosexuellen (etc.) vergleichen.
    Heutzutage ist doch irgendwie jeder krank. Stichwort Modekrankheiten, wie ADHS/ADS, um Problemkinder ruhig zustellen und und und. Es ist ja auch viel leichter Menschen zu verurteilen, als Ansätze und Lösungen zu finden, die allen helfen. Menschen neigen dazu viele Vorurteile gegenüber unbekannten Dingen zu haben. Da kann sich auch keiner rausreden.
    Du brauchst auch gute Argumente um Berührungsängste zu lösen und manche Menschen wollen diese gar nicht lösen. Ich rede ungern offen mit jedem darüber, weil sie es gleich jedem weiter erzählen würden und mir das eher nicht gut tun würde. Gerade wenn es sich um junge Menschen handelt, die noch nicht die nötige Reife besitzen. Daher kann ich auch eher mit älteren Menschen umgehen, weil diese mich besser verstehen können und auch eben schon einiges durchgemacht haben. Manche Menschen leben ihr ganzes Leben in Watte und die lernen nie zu verstehen, wie sich Schmerz anfühlt und können daher auch nicht bei anderen einschätzen, wie die sich fühlen müssen. Mitgefühl beruht daher auch oft auf Erfahrungen. Wenn diese jungen Menschen dann irgendwann reifen, werden sie ihre Meinungen ändern oder auch nicht. Ich glaube das ist heutzutage auch ein sehr großes Problem, dass die Jugend heutzutage viel zu "cool" drauf ist und nichts aus ihren Fehlern lernen. Das in der Schule sind keine Freunde, sondern Klassenkameraden und die machen sich keine großartigen Gedanken über so etwas. Mit solchen Menschen habe ich leider schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht und seither wurde ich nur wie ein Auto angestarrt.
    Zugegeben, ich kann mir nicht vorstellen oder nachempfinden, wie das bei Lesben ist. Sie sind für mich auch ganz normale Menschen, aber ich kanns mir einfach nicht vorstellen und ich finde es beachtlich, wie offen die damit umgehen und auch Fragen beantworten. Viele schauen eben nicht hinter dem Menschen, sie geben sich gar nicht diese Mühe einen Menschen richtig kennenzulernen. Was ich sehr traurig finde, weil man doch so einiges über den anderen erfahren kann. Sagen kann man viel, aber viele verstehen das ganz falsch und fassen es als Vorwurf/Angriff auf. Dabei kann so vieles gemeint sein. Wer würde schon nicht von sich behaupten, dass er eine gute Menschenkenntnis hat? Egal was man tut, es wird immer jemanden geben, dem das nicht gefällt und er wird dir gleich mit Vorwürfen kommen und mit den Finger auf dich zeigen.
    Meine Meinung zu den Menschen mit Essstörungen ist, dass sie eine sehr schöne Persönlichkeit haben, weil eben auch viel mehr als nur das Gewicht hinter uns steckt. Es sind sehr intelligente Menschen, die zum Perfektionismus neigen. Sie wollen die vollkommene Kontrolle und aus ihrem Alltag ausbrechen. Es ist ein stiller Schrei nach vielerlei Dingen. Wir sind nicht weniger Wert, nur weil wir so sind wie wir sind. Egal ob man nun homosexuell, lesbisch, Veganer, Fleischesser, Punker etc. ist, es stecken Menschen dahinter, die es Wert sind. Jeder sollte ohne Vorurteile leben dürfen, aber das interessiert doch eh keinen...
     
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  20. Probezeit nicht bestanden

    ~Thinking~

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    Dabei seit 8. Oktober 2017
    Von Freunden möchte man gerne verstanden werden. Aber ehrlich gesagt, mir ist eigentlich egal was Außenstehende von mir denken.
    Solche Themen können nur leider schnell eskalieren und nach hinten losgehen. Gute Argumente habe ich und ich wurde auch schon von einige gefragt wie das ist mit einer Essstörung. Ich mags lieber, wenn sie mich fragen, weil sie dann auch offener darauf eingehen. Ich will mich niemanden aufzwängen und egal wie gut die Argumente sind, manche Menschen sind unbelehrbar. Es bringt nichts es ihnen zu erklären. Eine Bekannte meinte damals mal man sei magersüchtig, wenn man untergewichtig ist und sie wollte einfach nicht verstehen, das mehr dahinter steckt. Ich lieferte ihr gute Argumente, aber sie wehrte diese ab und blieb bei ihrer Meinung.
     
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