Ich verstehe euch nicht ganz

Dieses Thema im Forum "Diskussionen" wurde erstellt von Selina, 3. Juni 2012.

  1. Gast

    Selina

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    Top Poster des Monats

    Hallo alle Zusammen :)


    Wie Ihr vielleicht gemerkt habt habe ich schon mal einen Beitrag ,,gemacht,,

    Ich bin nun schon seit längerem bei Euch im ÖB unterwegs und eigentlich finde ich Euer Forum gar nicht so schlecht...
    Aber was mir einfach nicht in den Kopf gehen will, die einen von Euch sagen Sie wissen das Sie hilfe brauchen(professionelle Hilfe) Aber das Sie noch nicht bereit sind...da frage ich mich,als selbst Betroffene,die zurzeit auch in Behandlung ist. Wann seit Ihr dann bereit? Ihr lebt nicht ewig. Ich weiss es ist kein einfacher Schritt und ein schwerer Weg...es scheint mir aber das Ihr Euch nicht bewusst seit das es euere Leben ist und Ihr selbst doch sagen solltet: Ich will leben,ich nehme meine Krankheit in Angriff und trete gegen Sie an. Es ist nicht sicher das man da raus kommt,aber ein Versuch ist es doch allemal wert...Ihr könnt mir nicht sagen das Ihr glücklich seit mit eurer ES, kämpft gegen Sie an und werde wieder richtig Glücklich...(nur ein Tipp von mir und ich meine es auch wirklich nicht böse)

    Was ich eben so nicht verstehe: Warum seit Ihr hier auf dieser Seite,ich habe selbst gemerkt,dass wenn ich hier unterwegs bin niemals aus meine ES komme,weil ich mich dann immer wieder damit beschäftige und wenn ich lese wie schwer Ihr seit (steht manchmal in ein paar Beiträgen) muss ich zugeben möchte ich auch wieder auf mein Anfang Gewicht zurück...so kann man doch nicht gesund werden...

    Ich wünsche Euch allen ganz viel Kraft und hoffe Ihr schafft früher oder später den Schritt zurück in ein nahezu normales Leben ohne ES...
    viele liebe Grüsse
     
  2. ehemaliges Mitglied

    Nymphetamine

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    Dabei seit 10. April 2012
    Hallo Selina,

    wenn das mal alles so einfach wäre wie du schreibst. Ich weiß nicht wie alt du bist und wie lange du deine ES bereits hast. Ich werde in ein paar Tagen 28 und habe die ES bereits seit gut 13 Jahren, also mein halbes Leben. Ich war auch bereits in Therapie und will auch nicht sagen, dass mir das gar nicht geholfen hat. Nein, ich bin deshalb nicht von der ES losgekommen, aber ich habe gelernt die Hintergründe zu verstehen und weiß zumindest wie meine ES "funktioniert".
    Mir ist auch durchaus bewusst, dass es gesündere und bessere Reaktionen auf Probleme gibt.

    Du hast einen großen Schritt getan, indem du sagst du willst gegen die Krankheit antreten. Das finde ich auch wirklich toll und wünsche dir ganz viel Erfolg dabei. Aber es ist und bleibt eben eine Sucht und bei vielen Süchtigen überwiegt eben die Seite daran festzuhalten. Bei mir sind lange, lange die Grenzen schon verschwommen. Ich kann dir nicht mehr sagen, wann ich hungere um dünn zu sein, wann ich hungere um andere Probleme zu kompensieren oder um das Gefühl zu haben, wenigstens etwas kontrollieren zu können. Ich spreche bewusst von dem Gefühl. Ich weiß, dass ich die Krankheit nicht kontrollieren kann. Ich habe einen Großteil meiner Jugend und mein gesamtes Erwachsenenleben mit der ES verbracht und die Denkweise ist mittlerweile so tief verwurzelt. Ich habe gelernt damit so weit zu leben, dass ich damit umgehen kann.
    Ja, ich hasse es manchmal, ich liebe es manchmal, ich frage mich manchmal wie es ohne ES gewesen wäre. Und ich weiß es einfach nicht.

    Der richtige Zeitpunkt scheint der zu sein, in dem man es selber wirklich will. Soll ich mich jetzt zu einem Therapeuten setzen, mir sagen lassen, was ich wahrscheinlich eh schon weiß und hinterher rausgehen und genauso weitermachen, weil es nun mal ein Teil meines Lebens ist, den ich mir nicht mehr wegdenken kann? Es ist ein schwieriges Thema und ich denke jeder muss für sich selbst entscheiden welchen Weg er wählt. Ich habe es versucht, ich wollte wirklich gesund werden, aber mittlerweile habe ich eben den Weg gefunden, der für mich persönlich der beste ist. Du magst nun sagen, dass es nicht der beste Weg ist. Ein Teil von mir mag dir auch Recht geben. Aber es ist nun mal mein Weg.

    Zu dem Krankheitsbild gehört nun mal oft auch, dass man sich und seinen Körper eben nicht besonders liebt. Mir ist es schlichtweg egal was ich mir damit antue. Solange ich für mich ausreichend funktioniere. Ich lebe bereits mit einigen Folgen der ES. Ich weiß also was man sich damit kaputt machen kann.

    Du meinst, dass das Forum zu sehr triggert, wenn ich dich recht verstehe. Das kann ich aus deiner Sicht nachvollziehen. Du versuchst gesund zu werden und willst dich nicht ständig mit dem Thema auseinandersetzen.
    Ich setze mich jedoch ohnehin täglich damit auseinander. Ob ich in einem Forum bin oder nicht. Mir gibt es Halt mich mit anderen Betroffenen austauschen zu können. Denen ich vorbehaltslos vertrauen kann und die mich verstehen. Die mich so mögen wie ich bin, auch mit meinen kranken Gedanken.
    Wir treiben uns hier nicht gegenseitig weiter in die ES. Wir reden auch nicht nur über die ES. Wir sind einfach eine Familie mit einem extremen Zusammenhalt, der nur durch diese Ehrlichkeit entstehen kann, die wir uns hier entgegenbringen. Die wir uns nur hier entgegenbringen können. Und mir hilft es sehr, wenn ich weiß, dass mich andere verstehen und mich trotzdem mögen. Trotz der ES. Wegen der ES. Mit der ES.

    Ich bin jetzt wahrscheinlich ziemlich vom Thema abgekommen. Ich möchte nur zu bedenken geben, dass eine Suchterkrankung nie logisch ist. Dass eine Sucht eben die Abhängigkeit von einer Sache bedeutet und man nicht mal eben beschließen kann, ich werde jetzt gesund. Ich wünsche allen Betroffenen, dass sie den Absprung irgendwie und irgendwann schaffen und wünsche dir dabei auch von Herzen alles Gute. Vielleicht konnte ich ja ein wenig deine Frage beantworten. Ich freue mich auch darüber, wenn du noch etwas dazu schreiben willst. Wir sind für eine Diskussion immer offen, solange sie ohne Angriffe abläuft. Und wer so wie du freundlich fragt, bekommt auch sicher eine Antwort. :)

    Liebe Grüße,
    Nymphe
     
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  3. Gast

    Selina

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    Top Poster des Monats

    Hallo liebe Nymphe

    Als erstes Danke viel mal für deine Antworten und den langen Text.

    Ich bin 16 Jahre alt und habe seit 4 Jahren Anorexie mit bulimieschen Phasen(bis vor kurzem wollte ich nicht Wahrhaben das ich Anorexie haben könnte,weil ich dafür einfach zu dick bin.
    *Gestörte Selbstwahrnehmung,sagt meine Therapeutin immer)


    Ich akzeptiere deinen Weg völlig und kann ihn auch nachvollziehen. Trotzdem finde ich es schade dass du sagst es ist dir egal was du dir antust...ich kenne dich nicht,du bist aber bestimmt ein liebenswerter Mensch!

    Ich bin oft hier im ÖB unterwegs und eine Zeitlang gab es mir auch halt,zu sehen das ich nicht die einzige bin und das es Menschen gibt die mich akzeptieren würden wie ich bin,wenn Sie mich kennen würden...
    Leider ist das bei mir im realen Leben nicht so :(

    Also von daher seit Ihr wirklich ein tolles Forum. Auch wenn ich momentan wieder in der Phase bin in der ich nicht mehr Kämpfen möchte,versuche ich nicht allzu oft hier vorbei zu schauen. Ich möchte unbedingt gesund werden.
    (ganz davon abgeshen bin ich zu jung um mich bei euch zu Bewerben...)

    Ich wünsche dir/euch von <3 alles Gute und viel Kraft

    (jetzt bin wohl ich auch ein paar mal vom Thema abgekommen,entschuldigung dafür)

    liebe Grüsse
    Selina
     
  4. ehemaliges Mitglied

    Nymphetamine

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    Dabei seit 10. April 2012
    Liebe Selina,

    danke für deine lieben Worte.

    Ich finde es toll wie gut du dich schon einschätzen kannst und dass du dir darüber im Klaren bist was dir hilft gesund zu werden und was dich vielleicht wieder zurückwerfen könnte. Mit der Einstellung wirst du deinen Weg sicher machen und es schaffen. Nur weil ich jetzt z.B. nicht diesen Weg gehe, heißt es ja nicht, dass es nicht genug gibt, die es geschafft haben von der ES loszuwerden.

    Du bist noch so jung und hast noch so viel vor dir. Und glaube mir, du wirst auch im RL noch viele Menschen kennenlernen, die erkennen, dass du ein toller Mensch bist. Die meisten ESler sind sehr sensibel und feinfühlig und gerade in deiner Altersgruppe ist das bei vielen noch Mangelware. Ich hatte in deinem Alter auch oft den Eindruck, dass Welten zwischen meinen Mitschülern und mir stehen. Nicht weil ich mich für toller, besser oder intelligenter gehalten hätte, sondern weil einfach die Gedanken um ganz andere Sachen kreisen.

    Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute! Und wenn du magst und nicht das Gefühl hast, dass es dich zu sehr runterzieht, bist du hier natürlich auch weiter herzlich Willkommen.

    LG Nymphe
     
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  5. Gast

    Selina

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    Top Poster des Monats

    Deine Worte geben mir Kraft & machen mir Mut,danke viel mal. :)
     
  6. ehemaliges Mitglied

    Nymphetamine

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    Dabei seit 10. April 2012
    Das freut mich! :hug:

    Und wenn du mal wieder ein bisschen Kraft und Mut brauchst, kannst du auch gerne jederzeit hier vorbei kommen. :) Ist aber auch meine ganz ehrliche Meinung, sonst würde ich das nicht schreiben!
     
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  7. ehemaliges Mitglied

    Krümel

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    Dabei seit 7. Mai 2012
    Hallo Selina,

    weisst Du, ich bin jetzt 35 Jahre "jung" und habe noch nie ein normales Verhältnis zum essen gehabt. Ich habe bereits als Neugeborenes Flasche samt Brust verweigert und musste zeitweise künstlich ernährt werden. Ich KENNE es also gar nicht anders, bzw es funktioniert nicht. Ich könnte jetzt seitenweise lamentieren warum das so sein könnte, aber es ändert nichts an der Tatsache das es so ist! Ich bin hier weil ich den Austausch zu diesem Thema suche mit Betroffenen, weil ich der Meinung bin, das nur jemand wie ich, verstehen kann, wie ich empfinde und erlebe. Ich höre im RL auch oft" ess halt einfach normal". Aber es wird dabei vergessen das meine Welt sich hier anders dreht. Denn für mich sind regelmässige Mahlzeiten nicht normal. Klar zu einem gewissen Teil habe ich es mir mit Hilfe von jahrelangen Therapien antrainiert, aber mein Kopf tickt oft anders. Das MUSS ich akzeptieren, wenn ich ein überwiegend zufriedenes Leben führen will. Denn letztenendes bekämpfe ich nicht nur die Krankheit sondern auch mich selbst. Und ich glaube nicht, das ich mein gesamtes Leben immer nur gegen mich kämpfen möchte. Bis zu einem gewissen Grad muss ich anerkennen das ich ein Problem habe was durch verschiedene spätere Ereignisse zur Sucht wurde. Und deshalb bin ich hier. Ich bin krank, ich will leben. Für mich bedeutet das Forum und der Kontakt zu "meinesgleichen" sein zu dürfen wie ich bin. Und ohne das bin ich nicht gewillt zu kämpfen. Jedenfalls nicht mein Leben lang.
    Ich finde es toll, das Du in Therapie bist und für Dich versuchst Deinen Weg aus der ES zu finden. Und ich hoffe das Du im RL jede Unterstützung bekommst die Du dafür brauchst!!

    LG & Alles Gute

    Krümel
     
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  8. Gast

    cranberry

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    Top Poster des Monats

    Liebe Selina,

    Deine Entscheidung "gesund zu werden" ist mit Sicherheit das beste, was jedem Suchtkranken passieren kann.
    Viele sind aber nunmal niemals in ihrem Leben so weit.

    Manchmal frage ich mich, wie mein Leben eigentlich ohne meine ES aussehen würde.
    Ich glaube tatsächlich, dass ich mich leer und überflüssig fühlen würde.

    Mir geht es dabei ähnlich wie Krümel. Es hat bei mir zwar nicht so früh angefangen, aber schon seit ich ca. 13 Jahre alt bin, lege ich ein gestörtes Essverhalten an den Tag. Bis heute habe ich fast die gesamte Bandbreite der verschiedenen Ausprägungen einer Essstörung durch.

    Ich glaube nicht daran, dass ich gesund werde kann. ich glaube auch nicht, dass ich danach glücklich sein kann. Meine ES ist ein Teil von mir und ich möchte lernen, damit umzugehen. Es geht bei uns doch immer um Kontrolle. Aber oft genug hat die ES mich unter Kontrolle. Mein Ziel ist es, den Spieß umzudrehen und die volle Kontrolle zu haben.

    Vielleicht wäre das schon die Heilung? Meines Erachtens sind Süchte nicht vollständig heilbar. Immerhin dürfen Alkoholiker ja auch nie wieder Alkohol zu sich nehmen, weil sie irgendwo immer noch krank sind.
    Das ist aber in Hinblick auf ES nur meine Einschätzung. Das kann ich nicht wissenschaftlich untermauern.

    Ich kann zwar nicht als Teil dieses Forum sprechen, aber dieses Forum ist mit Sicherheit kein "Bootcamp" oder ähnliches. So wie ich die Mitglieder kennen gelernt habe, geht es darum, seine eigenen Ziele im Rahmen eines gesunden Lebens zu verwirklichen und zu lernen, irgendwann im Einklang mit seinem Körper zu leben. Auch eine ständige Konfrontation kann Selbsthilfe sein. Das muss jeder für sich wissen.

    Ich wünsche dir ganz viel Glück in deinem Kampf gegen die ES.
    Solltest du irgendwann doch mal den Austausch mit Gleichgesinnten brauchen, gibt es auch u18 Foren.
     
  9. Gast

    Selina

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    Top Poster des Monats

    Hallo Krümel & cranberry

    Es freut mich zu hören dass Ihr einen Ort gefunden habt wo Ihr Verstanden werdet.
    Danke für Eure Beiträge, ich habe das Gefühl es nun Verstanden zu haben.
    Ich wünsche Euch auch alles Gute und viel Kraft. :)

    @Nymphe
    Danke! ^^


    Lg Selina
     
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