Klischees über Essgestörte

Dieses Thema im Forum "Diskussionen" wurde erstellt von Leila, 15. November 2014.

  1. ehemaliges Mitglied

    Lemmie

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    Dabei seit 12. April 2017
    Ich möchte dich ja wirklich nicht von deiner "Lobhudelei" herunterholen, aber auch das ist ein Vorurteil, bedient ein Klischee und beschönigt. Nicht alle Essgestörte sind hochintelligent und nicht alle neigen zum Perfektionismus. Es gibt nicht nur Extremata, es gibt auch Nuancen dazwischen. Und solange man "dichotom" lebt, wird man es schwer im Leben haben.

    Ja, natürlich sind es Menschen, die die von dir genannten Eigenschaften tragen, was auch sonst!?
    Ich möchte mit meinen Vorurteilen leben (dürfen), ohne verurteilt zu werden, weil ich diese habe. Von der Seite kann man das nämlich auch mal betrachten.

    Und, meine Erfahrung hat gezeigt, dass man mit Authentizität weit aus mehr Berührungsängste lösen kann, als mit der ausgeklügelten Strategie.

    Seid doch einfach ihr selber!
     
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    Dizzi und Nariam gefällt das.
  2. Probezeit nicht bestanden

    ~Thinking~

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    Dabei seit 8. Oktober 2017
    Ich empfinde es so und das ist auch nicht übertrieben. Natürlich gibt es Ausnahmen, die gibt es Immer. Mein Ziel ist es nicht die Essstörung zu beschönigen. Ich möchte damit sagen, dass auch das Menschen sind. Für mich sind alle Menschen Individuen. Es war auch nicht die Rede von hochintelligent. Sondern ganz schlicht weg "intelligent". Jeder Mensch mag seine positiven und schlechten Eigenschaften haben, aber findest du man sollte eher die guten oder die schlechten hervorheben? Es gibt eben nicht nur diese beiden Wege sondern auch einen Mittelweg. Und d.h. dass jeder an seinen guten Eigenschaften festhalten kann und an seinen schlechten arbeitet.
    Wäre doch auch langweilig, wenn wir alle gleich sind oder? Jeder kann so leben wie er will, das denken was er will und sagen was er will. Aber man sollte auch bedenken, das es andere verletzten könnte, mit dem was man sagt oder schreibt. Oft muss man nicht mal etwas sagen, es reicht auch oft schon die Ignoranz.
    Vielleicht funktioniert deine Strategie für dich, aber jeder empfindet das anders. Wir tragen jeder unsere Erfahrungen mit uns und sie haben uns geprägt und den Weg gezeigt. Natürlich sollte man sich nie unterkriegen lassen! Aber ist es Sinn und Zweck von deiner Essstörung zu erzählen, wenn du danach nur Anfeindungen widerfährst?!
    Mag sein, dass es für extravertierte Menschen leichter ist, mit anderen darüber zu sprechen, aber für introvertierte Menschen wie mich ist das nicht eben mal so leicht. Auch wenn man seinen Gegenüber gut erklärt worum es geht, manche wollen es einfach nicht verstehen. Das habe ich schon zu oft versucht und ich habe es aufgegeben. Wenn mir jemand besonders gut zusagt erzähle ich es ihm, aber ich erzähle es bestimmt nicht meiner ganzen Klasse. Würdest du das etwa tun?
     
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  3. Member

    Nariam

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    38 Jahre alt
    Dabei seit 28. Januar 2011
    Lemmie, ich finde das hast du etwas,vll im ersten Moment unbequem anmutendes, aber im Kern doch Wahres angesprochen. Ich finde grade wenn man selbst in irgendeiner Form aus der 'Norm' rausfällt, sei es ES, Sexualität oder sonstwas, gerät man sehr schnell in die Position sich zum Einen als Opfer darzustellen und zum Anderen sich selbst als supertolerant zu empfinden.
    Wenn wir aber mal ehrlich sind, so hat doch JEDER in Bezug auf irgendwas gewisse Berührungsängste und das ist auch völlig normal. Wenn man über etwas nicht aufgeklärt wurde oder mit gewissen Dingen einfach bisher keinen direkten Kontakt hatte, dann muss man sich eben gezwungenermaßen selbst ein Bild machen. Und kein Mensch auf der Welt hat die Zeit und die Muße sich mit allem was es gibt umfassend aus verschiedenen Blickwinkeln auseinanderzusetzen. Und das hat dann nichts mit Ignoranz oder böser Absicht zu tun. Keiner von uns ist gegenüber allem und jedem vollkommen vorurteilsfrei, das kann mir keiner erzählen. Ich zum Beispiel hatte immer Berührungsängste gegenüber Menschen mit geistiger Behinderung. Keine schlechte Meinung, lediglich eine Art Unsicherheit, einfach weil ich in der Praxis nie damit in Berührung gekommen bin. Das hat sich durch Erfahrungen im Beruf und im Privatleben geändert, jetzt bin ich da entspannt, aber hätte ich diese nicht gemacht, wäre es wahrscheinlich immernoch so.
    Und so kommt es dann auch in puncto ES dazu, dass die Menschen sich eben aus verschiedenen Berichten und Erzählungen ihre eigene kleine Meinung zusammenreimen, woher sollen sie es denn auch besser wissen? Wenn man selbst keine ES hat, ist man nun mal auf Hörensagen angewiesen, es sei denn, jemand der eine ES hat nimmt sich die Zeit und auch den Mut offen über das Thema zu sprechen. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass man mit seiner ES hausieren gehen sollte und Hinz und Kunz seine Lebensgeschichte und sein ganzes Seelenleben offenbaren sollte, nein. Was ich damit sagen will, sind 2 Dinge:

    1. Es sollte uns am Arsch vorbei gehen, was die Cousine der Freundin der Tante zweiten Grades über Essgestörte denkt. Sie steht uns nicht nahe und weiß es halt wahrscheinlich einfach nicht besser. (Es mag sicher auch beratungsresistente Arschlöcher geben, aber ich denke in den meisten Fällen ist es schlichte Unwissenheit)

    2. Wenn es uns wirklich nahe geht, was ein bestimmter Mensch über Essgestörte denkt, weil man ihm zum Bsp. sehr nahe steht, dann sollte man doch den Mut zusammennehmen und mit demjenigen offen darüber reden. Ich habe schon sehr oft mit nahestehenden Menschen darüber gesprochen und allesamt waren mir dafür sehr dankbar. Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden ob er das kann und will und wenn man das nicht besprechen möchte, ist das natürlich auch in Ordnung. Doch ich denke, in dem Fall sollte man mit der Wetterei über eben jene unwissenden Menschen aufpassen.
    Natürlich ist es leichter sich über bestimmte Vorurteile aufzuregen, aber die werden eben nur aus der Welt geräumt, wenn man seinen Teil dazu beiträgt. Anderenfalls muss man sich wohl oder Übel ein dickes Fell zulegen und solchen Kommentaren nicht so viel Bedeutung beimessen, denn sonst frisst es einen auf.
     
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  4. Member

    Amélie

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    Dabei seit 9. September 2017
    Ich denke, ich weiß was du meinst. Trotzdem muss ich sagen, dass ich finde, dass in dem Satz die große Gefahr mitschwingt, seine Vorurteile einfach unreflektiert stehen zu lassen, und das wäre für mich wirklich ein Problem.

    Vorurteile sind Evolutionstechnisch begründbar, quasi Shortcuts fürs Gehirn. Deshalb glaub ich, dass es unwahrscheinlich ist, in geraumer Zeit davon loszukommen (einzelne Menschen schaffen das bestimmt, so global wirds schwierig...)
    Deshalb finde ich ein generelles Vorurteilsbewusstsein zielführender. Das Wissen und Wahrnehmen seiner Vorurteile um sie dann zu reflektieren.
     
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