Home
Forum
Forum
Direktauswahl
Mitglied werden!
Mitglied werden!
Direktauswahl
Wie?
Wichtiges
Bewerbung
Menü
Anmelden
Benutzername oder E-Mail-Adresse:
Passwort:
Hast du dein Passwort vergessen?
Angemeldet bleiben
Way of Perfection
Forum
Öffentlicher Bereich
Diskussionen
Klischees und Irrtümer über Bulimie
Auf dieses Thema antworten
Benutzername:
Spamschutz:
Bitte gib die Wörter oder Zahlen aus der oberen Box ein:
Neu laden
oder
vorlesen lassen
. By reCAPTCHA™
Neu laden
oder
zum Text zurückkehren
. By reCAPTCHA™
Die reCAPTCHA-Überprüfung lädt. Bitte aktualisiere diese Seite, wenn der Inhalt nicht geladen wird.
Beitrag:
<p>[QUOTE="Serpentina, post: 283855"]<b><i>1. Bulimiker sind alle dünn!</i></b></p><p>Tatsächlich ist es so, die ganz dünnen Bulimiker sind gar keine! Das ist dann nämlich eine Mischform aus Bulimie und Magersucht. Die meisten sind Normalgewicht, und es gibt auch übergewichtige Bulimiker. Manche sind schon vorher übergewichtig und hoffen, dadurch abzunehmen, manche nehmen aber auch erst im Verlauf der Krankheit stark zu. Bulimie ist ja nicht nur Auskotzen von Essen, sondern vor allem auch große Fressattacken, wo man gar keine Chance hat, alles wieder so zu kompensieren, dass es dünn macht. Auch gibt es viele Magersüchtige, die während einer Therapie zusätzlich eine Bulimie entwickeln und gleichzeitig zunehmen. </p><p>Es kommt aber immer auf das individuelle Essverhalten an, und auf den eigenen Stoffwechsel, welche Figur man tatsächlich hat. Es gibt kein Normgewicht für Bulimie. </p><p>Aber es ist natürlich das, was man in den Medien mitbekommt. Schauspieler, die kotzen, weil sie dem Druck nicht mehr standhalten, auch dem Schlankheitsdruck. Reportagen über essgestörte Mädchen, die dann oft gleichzeitig Bulimie und Magersucht haben. Es wird immer in einen Topf geworfen, hauptsache essgestört und spektakulär für den Zuschauer. </p><p><br /></p><p><b><i>Bulimiker können nichts essen, ohne zu erbrechen!</i></b></p><p>Das dürfte meiner Erfahrung nach nur in zwei Fällen zutreffen. Einmal, wenn die Bulimie von Magersucht begleitet wird und man sich keine weiteren Mahlzeiten zusätzlich zu den Fressattacken zugestehen kann oder möglicherweise auch normale Mahlzeiten erbricht, oder, wenn die Bulimie so stark ausgeprägt ist, dass man gar keine Zeit für normales Essen mehr hat, weil man im Prinzip den ganzen Tag zwischen Kühlschrank und Klo hin- und her- läuft. </p><p>Aber es gibt auch den anderen Fall, Bulimiker, die sich normal ernähren, oder eine "normale" Diät halten, und "nur" bei Stress oder nach Fressattacken kotzen. Oder die sich eine bestimmte Anzahl von Mahlzeiten oder eine bestimmte Kalorienmenge erlauben können, bevor es kritisch wird. </p><p><br /></p><p><b><i>Bulimiker sind oberflächlich und nur an ihrem Aussehen interessiert!</i></b></p><p>Ja, deshalb macht man sich ja auch selber das Gesicht kaputt, weil das so hübsch ist, wenn alles geschwollen ist und die Haut immer schlechter wird. Und weil das so hübsch ist, wenn man vor lauter Fresserei sogar immer dicker wird. </p><p>Und die Beschäftigung mit dem Aussehen ist weniger oberflächlich als der Versuch, an der Oberfläche zu bleiben, wenn man das Gefühl hat, in seinen Gefühlen und Problemen zu ertrinken. Und der Versuch, wenigstens eine einigermaßen ansehnliche Maske zu schaffen, wenn man das Darunter schon unendlich hässlich findet. </p><p><br /></p><p><b><i>Bulimiker sind gescheiterte Magersüchtige und nur zu undiszipliniert zum Hungern!</i></b></p><p>Damit wird außen vor gelassen, dass es ja auch Bulimiker gibt, die gar nicht erbrechen, sondern ihre Fressattacken durch anschließendes Hungern wieder kompensieren oder es zumindest versuchen. </p><p>Aber manchmal ist der Übergang zwischen beiden Krankheiten auch fließend und man geht tatsächlich irgendwann dazu über, mehr zu hungern als zu fressen. </p><p>Aber kann man da von einem Disziplinunterschied sprechen? Wenn jemand ungehemmt hungert und damit nicht mehr aufhören kann, ist das eigentlich ähnlich undiszipliniert. Nur hat Hungern trotzdem einen höheren Status in der Gesellschaft, weil es zu den modernen Ansprüchen gehört, keine Bedürfnisse zu haben und trotzdem perfekt zu funktionieren. Wie ein perpetuum mobile. </p><p>Vielleicht ist es auch noch wichtig, dass nicht alle Bulimiker krankhaftes Untergewicht wollen, sondern einfach nur Panik haben, immer dicker und dicker zu werden. </p><p><br /></p><p><b><i>Man sieht es Bulimikern immer sofort an, dass sie krank sind! Und sie sind irgendwie komisch!</i></b></p><p>Bulimie ist eine sehr unauffällige Krankheit und lässt sich ziemlich lange verbergen. Nach außen hin lebt man ja ganz normal weiter. Scheinbar. Es ist ein schleichendes Gift, das sich nur unmerklich immer weiter ausbreitet und in alle Lebensbereiche eindringt. </p><p>Aber es kann jeden treffen. Die Studentin von nebenan, die nette Krankenschwester, die Klassenkameradin, die junge Mutter. Es ist kein besonders schräger Menschentyp, sondern ziemlich häufig sind es gut angepasste, äußerlich sehr normale Menschen. </p><p><br /></p><p><b><i>Bulimiker wissen nichts über Ernährung und haben keine Ahnung, wie man gesund abnimmt!</i></b></p><p>Dadurch, dass sie sich jahrelang sehr intensiv mit dem Thema beschäftigen, wissen sie sogar oft sehr viel mehr darüber als der Otto-Normalverbraucher. Aber es ist eben in der Realität nicht so, dass man sich einfach rational das optimale Essen auswählt, sondern da hängt sehr viel mehr dran. Und das führt eben dazu, dass sie es nicht schaffen, die Theorie richtig gut umzusetzen. </p><p><br /></p><p><b><i>Bulimiker kotzen nur, um andere zu ärgern und um Aufmerksamkeit zu kriegen!</i></b></p><p>Warum machen es dann die meisten heimlich und tun alles, um es zu verbergen?</p><p>Außerdem, was ist an dem Wunsch nach Aufmerksamkeit so schlimm? Es ist ja ein nicht zu unterschätzendes menschliches Bedürfnis. Und wenn jemand tatsächlich sehr offen um Aufmerksamkeit zu ringen scheint, dann sollte man sie ihm vielleicht geben. Einfach so, damit er sich nicht nur dann angenommen fühlt, wenn er krank ist. Auch gesunde Menschen brauchen ein kleines bisschen Aufmerksamkeit, auch wenn das Bedürfnis im Idealfall im Laufe des Lebens immer geringer wird. </p><p><br /></p><p><b><i>Bulimiker wollen es ja gar nicht anders, weil sie sonst einfach aufhören würden.</i></b></p><p>Vergleichen wir es mal mit etwas ganz Profanem, der morgendlichen Tasse Kaffee. Ich glaube, die meisten Menschen würden sagen, ja, sie könnten selbstverständlich sehr gut damit aufhören, aber es wäre ja nicht so gut, dann würden sie müde an der Arbeitsstelle ankommen und könnten ihre Aufgaben nicht richtig erledigen. Genauso kann ein Essgestörter möglicherweise auch aufhören, aber damit würde seine ganze Welt zusammenbrechen und er könnte nicht mehr so funktionieren, wie andere das wünschen, und vor allem wie man selber das will, weil man sich ja so sehr darüber definiert, dass man wenigstens funkioniert. </p><p><br /></p><p><b><i>Bulimie ist nur so eine pubertäre Phase und hört bald wieder auf.</i></b></p><p>Es ist keine Phase, sondern eine ernsthafte Krankheit, die sehr viel Suchtcharakter hat. Meiner ganz persönlichen Erfahrung nach hört sie nicht einfach so wieder auf, sondern infiltriert einen immer mehr, und je länger man sie hat, umso mehr wird sie Teil der Persönlichkeit. </p><p><br /></p><p><br /></p><p>Zusammenfassend kann ich sagen, dass es vielleicht auch ein Klischee wäre, wenn ich sage, alle Klischees stimmen nicht, denn sie sind immer aus irgendeinem Grund entstanden. Aber sie treffen ganz sicher nicht auf alle Erkrankten zu, es gibt ein paar gemeinsame Symptome, aber dazu sehr viele individuelle Ausprägungen, und man sollte eine Person niemals auf ihre Krankheit reduzieren, sie einfach Bulimikerin nennen, denn sie ist eine Persönlickeit, ein Mensch, der krank ist.[/QUOTE]</p><p><br /></p>
[QUOTE="Serpentina, post: 283855"][B][I]1. Bulimiker sind alle dünn![/I][/B] Tatsächlich ist es so, die ganz dünnen Bulimiker sind gar keine! Das ist dann nämlich eine Mischform aus Bulimie und Magersucht. Die meisten sind Normalgewicht, und es gibt auch übergewichtige Bulimiker. Manche sind schon vorher übergewichtig und hoffen, dadurch abzunehmen, manche nehmen aber auch erst im Verlauf der Krankheit stark zu. Bulimie ist ja nicht nur Auskotzen von Essen, sondern vor allem auch große Fressattacken, wo man gar keine Chance hat, alles wieder so zu kompensieren, dass es dünn macht. Auch gibt es viele Magersüchtige, die während einer Therapie zusätzlich eine Bulimie entwickeln und gleichzeitig zunehmen. Es kommt aber immer auf das individuelle Essverhalten an, und auf den eigenen Stoffwechsel, welche Figur man tatsächlich hat. Es gibt kein Normgewicht für Bulimie. Aber es ist natürlich das, was man in den Medien mitbekommt. Schauspieler, die kotzen, weil sie dem Druck nicht mehr standhalten, auch dem Schlankheitsdruck. Reportagen über essgestörte Mädchen, die dann oft gleichzeitig Bulimie und Magersucht haben. Es wird immer in einen Topf geworfen, hauptsache essgestört und spektakulär für den Zuschauer. [B][I]Bulimiker können nichts essen, ohne zu erbrechen![/I][/B] Das dürfte meiner Erfahrung nach nur in zwei Fällen zutreffen. Einmal, wenn die Bulimie von Magersucht begleitet wird und man sich keine weiteren Mahlzeiten zusätzlich zu den Fressattacken zugestehen kann oder möglicherweise auch normale Mahlzeiten erbricht, oder, wenn die Bulimie so stark ausgeprägt ist, dass man gar keine Zeit für normales Essen mehr hat, weil man im Prinzip den ganzen Tag zwischen Kühlschrank und Klo hin- und her- läuft. Aber es gibt auch den anderen Fall, Bulimiker, die sich normal ernähren, oder eine "normale" Diät halten, und "nur" bei Stress oder nach Fressattacken kotzen. Oder die sich eine bestimmte Anzahl von Mahlzeiten oder eine bestimmte Kalorienmenge erlauben können, bevor es kritisch wird. [B][I]Bulimiker sind oberflächlich und nur an ihrem Aussehen interessiert![/I][/B] Ja, deshalb macht man sich ja auch selber das Gesicht kaputt, weil das so hübsch ist, wenn alles geschwollen ist und die Haut immer schlechter wird. Und weil das so hübsch ist, wenn man vor lauter Fresserei sogar immer dicker wird. Und die Beschäftigung mit dem Aussehen ist weniger oberflächlich als der Versuch, an der Oberfläche zu bleiben, wenn man das Gefühl hat, in seinen Gefühlen und Problemen zu ertrinken. Und der Versuch, wenigstens eine einigermaßen ansehnliche Maske zu schaffen, wenn man das Darunter schon unendlich hässlich findet. [B][I]Bulimiker sind gescheiterte Magersüchtige und nur zu undiszipliniert zum Hungern![/I][/B] Damit wird außen vor gelassen, dass es ja auch Bulimiker gibt, die gar nicht erbrechen, sondern ihre Fressattacken durch anschließendes Hungern wieder kompensieren oder es zumindest versuchen. Aber manchmal ist der Übergang zwischen beiden Krankheiten auch fließend und man geht tatsächlich irgendwann dazu über, mehr zu hungern als zu fressen. Aber kann man da von einem Disziplinunterschied sprechen? Wenn jemand ungehemmt hungert und damit nicht mehr aufhören kann, ist das eigentlich ähnlich undiszipliniert. Nur hat Hungern trotzdem einen höheren Status in der Gesellschaft, weil es zu den modernen Ansprüchen gehört, keine Bedürfnisse zu haben und trotzdem perfekt zu funktionieren. Wie ein perpetuum mobile. Vielleicht ist es auch noch wichtig, dass nicht alle Bulimiker krankhaftes Untergewicht wollen, sondern einfach nur Panik haben, immer dicker und dicker zu werden. [B][I]Man sieht es Bulimikern immer sofort an, dass sie krank sind! Und sie sind irgendwie komisch![/I][/B] Bulimie ist eine sehr unauffällige Krankheit und lässt sich ziemlich lange verbergen. Nach außen hin lebt man ja ganz normal weiter. Scheinbar. Es ist ein schleichendes Gift, das sich nur unmerklich immer weiter ausbreitet und in alle Lebensbereiche eindringt. Aber es kann jeden treffen. Die Studentin von nebenan, die nette Krankenschwester, die Klassenkameradin, die junge Mutter. Es ist kein besonders schräger Menschentyp, sondern ziemlich häufig sind es gut angepasste, äußerlich sehr normale Menschen. [B][I]Bulimiker wissen nichts über Ernährung und haben keine Ahnung, wie man gesund abnimmt![/I][/B] Dadurch, dass sie sich jahrelang sehr intensiv mit dem Thema beschäftigen, wissen sie sogar oft sehr viel mehr darüber als der Otto-Normalverbraucher. Aber es ist eben in der Realität nicht so, dass man sich einfach rational das optimale Essen auswählt, sondern da hängt sehr viel mehr dran. Und das führt eben dazu, dass sie es nicht schaffen, die Theorie richtig gut umzusetzen. [B][I]Bulimiker kotzen nur, um andere zu ärgern und um Aufmerksamkeit zu kriegen![/I][/B] Warum machen es dann die meisten heimlich und tun alles, um es zu verbergen? Außerdem, was ist an dem Wunsch nach Aufmerksamkeit so schlimm? Es ist ja ein nicht zu unterschätzendes menschliches Bedürfnis. Und wenn jemand tatsächlich sehr offen um Aufmerksamkeit zu ringen scheint, dann sollte man sie ihm vielleicht geben. Einfach so, damit er sich nicht nur dann angenommen fühlt, wenn er krank ist. Auch gesunde Menschen brauchen ein kleines bisschen Aufmerksamkeit, auch wenn das Bedürfnis im Idealfall im Laufe des Lebens immer geringer wird. [B][I]Bulimiker wollen es ja gar nicht anders, weil sie sonst einfach aufhören würden.[/I][/B] Vergleichen wir es mal mit etwas ganz Profanem, der morgendlichen Tasse Kaffee. Ich glaube, die meisten Menschen würden sagen, ja, sie könnten selbstverständlich sehr gut damit aufhören, aber es wäre ja nicht so gut, dann würden sie müde an der Arbeitsstelle ankommen und könnten ihre Aufgaben nicht richtig erledigen. Genauso kann ein Essgestörter möglicherweise auch aufhören, aber damit würde seine ganze Welt zusammenbrechen und er könnte nicht mehr so funktionieren, wie andere das wünschen, und vor allem wie man selber das will, weil man sich ja so sehr darüber definiert, dass man wenigstens funkioniert. [B][I]Bulimie ist nur so eine pubertäre Phase und hört bald wieder auf.[/I][/B] Es ist keine Phase, sondern eine ernsthafte Krankheit, die sehr viel Suchtcharakter hat. Meiner ganz persönlichen Erfahrung nach hört sie nicht einfach so wieder auf, sondern infiltriert einen immer mehr, und je länger man sie hat, umso mehr wird sie Teil der Persönlichkeit. Zusammenfassend kann ich sagen, dass es vielleicht auch ein Klischee wäre, wenn ich sage, alle Klischees stimmen nicht, denn sie sind immer aus irgendeinem Grund entstanden. Aber sie treffen ganz sicher nicht auf alle Erkrankten zu, es gibt ein paar gemeinsame Symptome, aber dazu sehr viele individuelle Ausprägungen, und man sollte eine Person niemals auf ihre Krankheit reduzieren, sie einfach Bulimikerin nennen, denn sie ist eine Persönlickeit, ein Mensch, der krank ist.[/QUOTE]
Benutzername oder E-Mail-Adresse:
Passwort:
Hast du dein Passwort vergessen?
Angemeldet bleiben