Was wir verlieren

Dieses Thema im Forum "Diskussionen" wurde erstellt von crimson.butterfly, 29. März 2011.

  1. Gast

    Lotti

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    Sie hat immer (und ich meine wirklich immer) die Energie um mir zuzuhören oder einfach mal gemeinsam mit mir zu schweigen. Das bezieht sich nicht bloß auf die Essstörung sondern, ist allgemein so.

    Wenn sie mich fragt, wie es mir geht, dann erwartet sie auch eine ehrliche Antwort darauf, und kein: "Danke gut, Und dir?".
    Diese Freundin ist eine der ganz wenigen Menschen, mit denen ich wirklich ehrlich darüber reden kann, weil sie mir eben keine blöden Standardantworten gibt. Und das empfinde ich schon als große Unterstützung.
    Und ich bekomme auch immer mal wieder ehrliche Rückmeldungen zu dem was ich mache. Das kann manchmal ganz "heilsam" sein. Denn es bringt mir ja auch nichts, wenn ich mich den ganzen Tag selber bemitleide und rumjammerere. Aber diesen Umstand vergesse ich gelegentlich und dann ist es viel einfacher zu jammern statt aktiv zu werden und endlich mal etwas Sinnvolles zu tun.

    Manchmal ist sie auch ein bisschen nervig, denn sie versucht immer wieder mit mir gemeinsam zu essen. Aber das ist bei ihr ok. Ich fühl mich nicht gezwungen.
    Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, wie sie reagieren würde, wenn ich wirklich mal so schlimm abnehmen sollte, dass ich wirklich körperlich stark beeinträchtigt sein sollte. Aber wahrscheinlich würde sie da nicht einfach zusehen, sondern versuchen mich endlich dazu zu bewegen, dass ich mir klinische Hilfe suche.
    Aber darüber mag ich jetzt auch gar nicht weiter nachdenken.

    Liebe Grüße,
    Lotti
     
  2. Member

    Nariam

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    397
    123
    38 Jahre alt
    Dabei seit 28. Januar 2011
    Das hört sich wirklich toll an. Solche Freunde sind Gold wert, solche Menschen findet man nicht an jeder Straßenecke. Hoffentlich bleibt eure Freundschaft noch lange bestehen :)
    Meine beste Freundin ist auch so jemand und ich möchte sie nicht mehr missen <3
     
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  3. Gast

    Painless

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    Du hast es gut. Mir ist leider durch meine Depressionen, meine ES und den damit verbundenen Rückzug von der "Außenwelt" nichts und niemand geblieben. Aber ich glaube, dass ich im Gegensatz zu dir auch nie wirkliche Freunde hatte. Ich freue mich aber immer, wenn jemand das Glück hat, sich mit jemandem offen über alles austauschen zu können.


    Seit wann ist dir denn bewusst, dass du essgestört bist? Und wann hast du ihr denn davon erzählt, wenn ich fragen darf?

    Liebe Grüße,

    Painless
     
  4. Gast

    Lotti

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    Liebe Painless,
    ich antworte dir jetzt mal in der Kurzversion. (Ich will im öffentlichen Bereich nicht zu viel Privates schreiben)
    Bei mir war der Beginn meiner Essstörung ziemlich schleichend. Ich war schon als Kind immer dünn und habe nicht gerne gegessen.
    Mit ungefähr 13 Jahren habe ich dann zum ersten mal wirklich bemerkt, dass ich mich ungewöhnlich viel mit dem Thema Essen und meinem Äußeren auseinandersetze, aber zu diesem Zeitpunkt war ich wahrscheinlich noch nicht wirklich essgestört. Sondern war einfach sehr sehr stark auf mein Gewicht fixiert. Aber das war ich auch schon als Kind, ich fand es immer spannend mich zu wiegen und zu gucken wie viel ich zugenommen habe.
    Mit 16 wurde es dann wesentlich schlimmer. Ich habe immer größere Probleme bekommen überhaupt irgendwas zu essen, weil ich es einfach nicht mehr wollte/konnte.
    Und dann hatte ich immer extremere Gewichtsschwankungen. Erst wollte ich abnehmen, dann habe ich gemerkt, dass es meinem Körper nicht gut tut und habe versucht mein Gewicht wieder irgendwie zu steigern. So ging das dann mehrere Jahre.
    Mittlerweile habe ich mich gewichtsmäßig mehr oder weniger "eingependelt" und versuche weder großartig ab-noch zuzunehmen. Das gelingt mir mehr oder weniger gut. (Momentan eher weniger gut.)

    Meiner Freundin habe ich "ungeplant" davon erzählt. Sie hat es irgendwann natürlich gesehen und mich direkt gefragt was los ist und warum ich so schnell so viel abgenommen habe.
    Und auf direkte Fragen gebe ich direkte Antworten.
    Da sie auch schon vorher eine Person war, der ich wirklich vertraue, hatte ich bei ihr auch gar keine Lust irgendwelche Geschichten zu erfinden.

    Ich habe mich auch trotz meiner ES nie so stark von meinem sozialen Umfeld zurückgezogen, dass ich völlig isoliert war. Ich bin da wahrscheinlich recht untypisch, denn ich habe ziemlich viele Menschen, die ich mag und mit denen ich mich immer wieder treffe.
    Das sind natürlich nicht alles enge Freunde, denen ich meine ES gleich unter die Nase reibe. Aber es sind Leute, die mir am Herzen liegen und ich bin froh, diese Freundschaften zu haben.
    Bisher hat auch noch niemand versucht mich zu mästen oder den "Küchentischpsychologen" zu spielen.
    (Außer mein Freund und der darf das.)
     
  5. Gast

    Painless

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    Hallo Lotti =)

    Danke für deine Antwort, auch wenn das der öffentliche Bereich ist und ich sehr gut nachvollziehen kann, dass du hier nicht viel privates über dich erzählen magst (geht mir ja auch nicht anders).

    Oh du kannst froh sein, dass du noch Menschen hast, mit denen du dich triffst, das tut dir sicher auch gut. Ich glaube auch nicht, dass du damit allein bist, auch wenn es vlt. "untypisch" sein sollte. Aber nicht jede essgestörte Person zieht sich vollkommen aus der Welt zurück, wenn sie noch Strohhalme hat, an die sie sich klammern kann.
    Ich beneide dich ein wenih darum, dass du noch Menschen hast (abgesehen von deinem Freund und deiner Freundin), mit denen du dich triffst ^^ Aber ich freue mich natürlich auch für dich.

    Ja, auf die "Küchentischpsychologen hab ich auch keine Lust ^^ Aber mir geht es da ähnlich wie dir; mein Freund darf das ;)

    Liebe Grüße,

    Painless
     
  6. Gast

    Lotti

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    Ich weiß ja auch, dass solche Hilfsversuche oft wirklich nett gemeint sind und wahrscheinlich davon zeugen, dass sich Menschen auch ernsthaft Gedanken darüber machen, wie sie mir vielleicht doch irgendwie helfen könnten.
    Aber gut gemeint ist eben nicht auch automatisch auch gut gemacht.
    Und das ist dann für beide Seiten ziemlich frustrierend.
    Deswegen bin ich froh, dass ich bisher verschont geblieben bin.

    Und ich bin auch total dankbar, dass ich einen halbwegs stabilen Freundeskeis habe, denn alleine würde ich wahrscheinlich verrückt werden und mich gar nicht mehr aufraffen können um irgendwas zu machen.
    Aber manchmal ist es auch echt anstrengend so zu funktionieren, dass andere nicht gleich mitbekommen wie es in einem drin eigentlich aussieht.
    Das Schauspielern ist verdammt mühsam, und das obwohl ich eigentlich gerne ehrlich sein will; zu mir selber und zu anderen.

    Liebe Grüße,
    Lotti
     
  7. Gast

    Licia

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    Unglaublich toller Text und so voller Wahrheit *.* <3
     
  8. ehemaliges Mitglied

    Lotti

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    Dabei seit 27. Juni 2011
    Was wir verlieren...
    Dazu kann ich auch noch was sagen.

    Draußen ist das schönste Wetter, es ist richtig schön warm und Lotti läuft mal wieder den ganzen Sommer in langen Hosen rum. Und warum? Weil ich Angst habe, dass man meine doofen Beine sieht. =( Ich besitze insgesamt nur zwei kurze Hosen, die mir passen, aber die ziehe ich es so gut wie nie an.
    Da kann man mir noch so oft sagen, dass meine Beine nicht hässlich sind.
    Blöde Komplexe. Wo ist mein An/Aus-Knopf dafür?
     
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  9. ehemaliges Mitglied

    Breezy

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    Dabei seit 26. August 2010
    Das kenne ich leider zu gut -.- Ich trage auch fast ausschließlich lange Hosen. Und es ist so scheisse heiss. Aber anders fühl ich mich einfach noch unwohler :(
     
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  10. ehemaliges Mitglied

    Lotti

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    Dabei seit 27. Juni 2011
    Und ich dachte echt schon, ich wäre alleine mit dieser "Macke".
    Wenn ich mich draußen umschaue, dann sehe ich eigentlich kaum jemand bei dem schönen Wetter, der freiwillig in langen Hosen rumläuft.
    Und dann beschwere ich mich immer, dass ich nicht braun werde. =/
     
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  11. ehemaliges Mitglied

    Breezy

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    Dabei seit 26. August 2010
    Nee, da bist du nicht allein. Mir gehts genauso. Und wenn ich mich mal mit Jemandem treffe und rausgehe kommt gleich "Sag mal bist du bekloppt mit langer Hose??? Es ist sau heiß draußen" -.-
    Und ja, mich nervts auch das ich so nicht brauch werde. Scheiss Teufelskreis ey.
     
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  12. ehemaliges Mitglied

    Lotti

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    Dabei seit 27. Juni 2011
    Damit wäre dann wohl auch endgültig die These wiederlegt, dass Magersüchtige hungern um hinterher gut auszusehen. Wenn wir uns ach so toll fühlen würden mit unserem Aussehen dann hätten wir sicherlich auch gar keine Probleme unsere Beine herzuzeigen und würden selbst im tiefsten Winter mit Minirock und am besten noch bauchfrei rumlaufen.
     
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  13. ehemaliges Mitglied

    Breezy

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    Dabei seit 26. August 2010
    Da hast du Recht. Es wird uns sowieso nie reichen.
     
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  14. Lou
    Gast

    Lou

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    Ich kann euch beiden nur zustimmen. Ich war dieses Jahr für einen Monat in Cannes und dort war es richtig heiß, war dort mit welchen aus meiner Klasse. Ich finde das schlimmste an mir einfach mein Hinterteil, meine Beine find ich garnicht so schlimm. Deshalb trag ich auch eigentlich immer eine Jacke, sogar im Sommer, wenn es total heiß ist :( Natürlich eine leichte, aber dicker als eine Strickjacke. Damit auch der ganze Arsch bedeckt ist. Ich werde so oft gefragt warum ich denn eine Jacke trage, ob bei mir Winter ist. Komm mir da immer total blöd vor. Meist ist meine Ausrede dann, nein, hab eine Sonnenallergie oder sonst irgendwelche konfusen Ausreden, die denken sicher schon alle ich sei blöd :/

    Es ist immer wieder krass für mich, wenn ich so überlege, das ich eigentlich ständig mit meinen Körper beschäftigt bin. Wenn ich irgendwo sitze, überlege ich wie ich am besten aufstehen kann damit niemand mein Fett sieht, ich überlege sogar auf welcher Straßenseite ich gehe damit mich die Geschäfte auf der anderen Seite nicht von der Seite sehen ..

    Habt ihr auch solche Macken?
     
  15. ehemaliges Mitglied

    Lotti

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    Dabei seit 27. Juni 2011
    Ganz so stark ausgeprägt sind meine Komplexe ehrlich gesagt nicht.
    Ich weiß ja nicht wie das bei dir mit deiner Jacke ist, aber hast du schon einmal versucht ein langes Shirt anzuziehen, dass bis über den Po geht? Ich habe auch meistens längere Shirts an, denn ich mag es auch nicht so gerne wenn Oberteile nicht mindestens bis über die Hüfte gehen.
    Aber dann fühle ich mich eigentlich ganz gut "verpackt" und mache mir auch nicht so viele Gedanken darüber, was andere Leute denken. Ich habe schon genug damit zu tun, dass ich mir selber nicht gefalle, da darf ich gar nicht damit anfangen zu überlegen wie andere Leute mich sehen.
    Wenn ich meine Klamotten anhabe, dann fühle ich mich meistens recht wohl damit und ins Schwimmbad gehe ich eh fast nie.
     
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  16. ehemaliges Mitglied

    Breezy

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    Dabei seit 26. August 2010
    Ich versuche auch immer weite und lange Oberteile zu tragen, damit die Hüften und mein Arsch bedeckt sind und das dort nicht so press anliegt. Kenn das also leider auch.

    Auch das kenne ich. Leider. Immer wenn ich irgendwo stehe oder gehe oder sitze, muss ich ständig danach gucken wie wo was aussieht und wie ich es am besten kaschieren kann.
    Das ist so ätzend und so anstrengend, dass man wirklich IMMER und ÜBERALL nur mit diesem Scheiss konfrontiert wird, bzw. nur daran denken kann. Schon ziemlich frustrierend :(
    Aber du siehst, du sethst damit hier nicht alleine da, auch wenn es traurig ist..
     
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  17. Lou
    Gast

    Lou

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    Oh Breezy es ist echt schön, dass du das kennst. Ich sehe in der Disco immer, wie Mädchen einfach mal schnell und spontan aufspringen, ohne dann danach ihr Oberteil oder sonst etwas zu richten. Ich muss mich da immer vorbereiten, also vorm aufstehen. Eigentlich total nervig und vor Allem auch peinlich, wenn das jemand von meinen Freunden wüsste..

    Lotti, ich hab nur lange Oberteile, aber auch wenn sie weit sind liegen sie irgendwie auf dem Arsch auf, das mag ich garnich :S Am aller wohlsten fühl ich mich in "Babydoll" Kleidern :)

    Ich denke, ich habe diese Komplexe eben WEIL ich mich selbst nicht akzeptiere.. schrecklich.
     
  18. ehemaliges Mitglied

    Breezy

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    Dabei seit 26. August 2010
    Das geht mir echt genauso. Ich muss immer erst alles checken ob alles richtig sitzt und möglichst so, dass man nirgendwo bzw so wenig wie möglich Speck oder so sieht -.-

    Dito :) Auch da kann ich mich anschliessen^^
     
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  19. Gast

    Summerrain

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    Oooohjaa.. ich kenne das auch!
    Ständig zupft man an sich selber rum und versucht irgendwie alles zu verpacken.
    Man sieht andere Frauen, die schlanker sind.. (oder vielleicht gar nicht, aber man meint es zumindest) und fühlt sich direkt schlecht.
    Ich trage einen Rock.. fühle mich die ersten paar Minuten echt wohl und geh aus dem Haus. Und ZACK.. ich seh eine andere Frau und will schon wieder nach Hause und mich umziehen oder am Besten direkt verkriechen...

    See, Baden, Strand.. ein absoluter Albtraum!
    Ich kam die letzten Zeit nicht drumherum, wegen meiner Arbeit.. Mein Gott.. wenn die alle wüssten, was das für mich eine Überwindung ist und was ich für Gefühle die ganze Zeit mit mir rumgetragen habe..
    Einfach nur Scham und Selbstzerstörungswille.. :/
     
  20. Lou
    Gast

    Lou

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    Also ich für mich, kann sagen, dass ich vor Allem meine Unbeschwertheit verloren habe. :(


    Weiter zum OT hihi:
    Gestern in der Disco hatte ein total schlankes Mädchen den selben Jumpsuit an wie ich, es war schrecklich. Ich musste die ganze Zeit daran denken, wie toll sie darin aussah und wie fett und wuchtig ich darin aussah. Aaaargh, wieso kauf ich auch alle meine Sachen bei H&M :D Besonders zu der Zeit in der fast alles "Sale" ist sollte ich das einfach nicht tun :P