Wenn ich dünn bin, wird alles besser.

Märchen, Träume und Hoffnungen erhalten uns am Leben. Mythen, Illusionen, Lügen - nicht zuletzt die, die wir uns selbst erzählen. Eine der bekanntesten Irrglauben in unseren Reihen ist wohl der, dass alles besser wird, wenn wir nur endlich unser Zielgewicht erreichten. In der berühmten "Warum es sich lohnt, abzunehmen"-Liste finden sich Dinge wie "Mein Traumtyp wird mich zumindest einmal mit dem Arsch ansehen", "Das Leben wird einfacher und alles beginnt, golden zu glänzen", "Jeder wird mich beneiden", "Ich werde zu allen Parties eingeladen werden" sowie "Die Hundescheiße an der Straßenecke wird sich in Feenstaub verwandeln".

Newsflash: nichts wird sich ändern. Ihr werdet noch immer schlechte Noten schreiben, euer Traumtyp wird sich auch weiterhin nicht für euch interessieren, es wird kein Traumjob vom Himmel fallen und euer Leben wird genau so beschissen sein wie vorher - wenn nicht sogar noch beschissener.

Abnehmen löst keines der Probleme, die nicht mit eurem Gewicht zusammenhängen. Ihr könnt euren Hüftumfang schrumpfen lassen, aber nicht eure Sorgen; ihr könnt eure Oberschenkel bis auf die Knochen weghungern, aber nicht eure Sorgen. Ganz im Gegenteil - der Glaube, dass Gewichtsverlust auch zu Problemverlust führt, ist ein Irrglaube, der über kürzere oder längere Zeit zu noch mehr Komplikationen führt, da er alles andere verdrängt - schlechte Noten sind egal, weil man sich nur noch auf das eigene Spiegelbild fixiert, wodurch die Noten natürlich noch schlechter werden, und dass der tolle Typ euch nach einem Date gefragt hat, ist ebenso egal wie die Freunde, die anrufen und euch zum Pizza essen einladen; man wird ohnehin nicht hingehen, weil man zu beschäftigt damit ist, sich selbst zu hassen. Aber vielleicht, vielleicht lösten sich all diese Probleme von selbst, wenn man noch einmal fünf Kilogramm abnähme, vielleicht hat man einfach nur noch nicht genug abgenommen, vor dem Aufgang der Sonne ist es bekanntlich immer am Dunkelsten …

Merkste was?

 

Mal wieder ein toller Text Karmah

Du hast genau das geschrieben, was ich mir dazu gedacht hatte :wop.ja:

 

Toller Text Karmah. Mal wieder auf den Punkt getroffen

 

Danke schön

 

Mal wieder toller neuer Stoff

 

Danke (Auch wenn ich immer noch ein schlechtes Gewissen hab, weil ich dir unwissentlich das Thema geklaut habe ._. *verbeug*)

 

haha xD ach Quatsch War doch das beste was passieren konnte, dass du zu dem Thema einen Text verfasst hast =)
ich hätte doch niemals so einen tollen Text hinbekommen :th_thyay:

 

Karmah, du weisst immernoch am besten, wie man Wahrheit in Worte fasst!

 

Ja, du kannst wirklich gut formulieren. Trotz alledem ertappe ich mich, wie ich selber oft so denke, wenn mir alles zuviel wird obwohl ich weiß, dass es ein Irrglaube ist. Und obwohl ich es weiß, halte ich an diesen Irrglauben feste. Ich verarsche mich selber!

 

Tun wir das nicht alle in gewisser Weise?

 

Ich finde den Text klasse und ich muss zugeben ... als ich das erste mal sehr viel abgenommen habe, habe ich wirklich geglaubt, dass ich dadurch attraktiver, beliebter, selbstbewusster und glücklicher werde.
Selbstbewusser bin ich geworden allerdings handelte es sich dabei eher um ein künstliches Selbstbewusstsein, dass mit dem Gewicht stieg und fiel. Glücklicher bin ich absolut nicht geworden.
Heute habe ich diese Illusionen eh nicht mehr und nehme eigentlich nur um des Abnehmens willen ab. Dh. ich verspreche nicht bewusst irgend etwas vom Dünnerwerden aber der Gewichtsverlust selbst macht mich irgendwie glücklich.

 

Noch einmal danke

Ich glaube, dieses Denken steckt irgendwo in jeder Frau drin. Ich meine, was suggeriert uns denn die Werbung bzw. die Medien? Da sind schlanke Menschen, die tolle Autos fahren, schlanke Menschen, die dicke Klunker tragen, schlanke Menschen, die mit ihren schlanken Freunden Parties feiern ... es ist klar, dass man sich dann irgendwann einbildet, dass man so toll ist, sobald man so dünn ist. Schlanke Menschen werden allgemein als erfolgreicher und belieber angesehen, Gott weiß warum (was machst du eigentlich für eine Scheiße da oben?). Dass man zwar irgendwann vielleicht die Figur, aber nicht den Status erreicht, ist 'ne andere Sache ...

 

Ja. Zumindest am Anfang dachte wohl jede von uns wir werden hübscher und beliebter wenn wir nur so dünn sind.

Aber irgendwann wurden wir alle klüger.

 

Der Text trifft mit Worten genau in Schwarze! Karmah, du kannst mit Worten echt super viel (er)schaffen.
Genau so, hat mein erste ES angefangen und ich bin sie nie wieder losgeworden...

 

Am Anfang meiner ES hab ich auch geglaubt das alles besser werden wird.
Das ich meine Vergangenheit vergessen kann und ich ein bessere Leben führen werde.
Immer und immer wieder hab ich mir eingeredet - "Es wird besser. Du wirst sehen. Mach nur weiter so."
Aber es wurde nie besser.
Die Vergangenheit hat mich immer wieder eingeholt.
Meine Probleme waren immer noch da.
Und auch mit jedem Kilo weniger wurde es einfach nicht besser.
Eine Zahl kann dein Leben nicht verändern!

 

Ich glaubte ehrlich gesagt nie daran, dass ich dann beliebter/gefragter/selbstbewusster bin etc.
Denn ohne ES war ich das alles.
Aber ich wusste auch nicht, dass ich unbeliebter/ungefragter/unselbstbewusster werde. Und ich glaube aber heute noch nicht, dass ich unattraktiver werde, denn ich dachte, DAS wird sich wenigstens zum Positiven wenden.

 

Ein wirklich treffender Text!
Dass ich durch das Abnehmen beliebter werde, habe ich auch nicht gedacht. Aber mich selbst attraktiver zu finden und selbstbewusster zu werden hatte ich schon erwartet. Heute hoffe ich nur noch, dass ich meinen Körper weniger hasse, wenn ich noch ein paar Kilo abgenommen habe, obwohl ich auch irgendwie weiß, dass es nicht so sein wird...

 

Ich dachte halt, dass die Leute nicht mehr schlecht über mich reden ("die ist aber dick") wenn ich dünn bin und ich somit beliebter, glücklicher und vor allem sicherer und selbstbewusster werde. Wie ihr wisst mache ich mir auch heute noch Sorgen darüber, was die Leute über mich reden könnten ... nur jetzt mit umgekehrten Vorzeichen. Also 0 % mehr Selbstbewusstsein trotz 20 Kilo weniger Gewicht. :worryy:

 

Warst du denn wirklich dick, weakling, so dass die Leute über dich geredet haben? Oder dachtest du das nur, da deine Wahrnehmung durch die ES so verfälscht war? Ja, die Hoffnung, sicherer und selbstbewusster zu werden kenne ich auch. Und auch die Angst, dass andere schlecht über mich denken und reden, egal mit welchem Gewicht!

 

Also ich war nicht fett (BMI um die 27) aber schon recht propper und habe immer versucht, meinen Bauch und meinen Hüftspeck zu verstecken. Ich denke, meine Körper-Wahrnehmung war damals noch nicht gestört, als ich das erste mal mit dem Abnehmen anfing. Ob meine Wahrnehmung davon, was die Leute reden gestört war/ist kann ich nicht sagen. Was allerdings ganz sicher gestört war/ist, ist dieses ständige sich-Sorgen-machen, was die anderen denken könnten.