Beziehungskiller Essstörung.

Dieses Thema im Forum "Diskussionen" wurde erstellt von crimson.butterfly, 2. Mai 2011.

  1. ehemaliges Mitglied

    crimson.butterfly

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    Dabei seit 12. Oktober 2009
    Einst war sie das beliebteste Mädchen der Nachbarschaft.
    Man kannte sie lachend, fröhlich. Ihre Art öffnete Herzen. Wer sich zu ihren Freunden zählen konnte, durfte sich glücklich schätzen.
    "Sie wird es einmal weit bringen", sagten die Leute.

    Und sie hatte Freunde. Gute Freunde, die immer für sie da waren. Begleiteten sie durch dick und dünn. Ja, man konnte Pferde stehlen mit ihr.

    Doch nicht einmal ihre engsten Freunde erkannten, dass sich hinter ihrer Fröhlichkeit schon lange Trauer versteckte. Sie wollte es nicht preigeben.
    Und indem sie immer weiter ihr wahres Ich verbarg, verschlimmerte sie den Schmerz.
    Die Krankheit gewann. Mehr und mehr.
    Umgriff sie mit eisernen Klauen, zog sie in die Dunkelheit. Riss sie aus ihrem gewohnten Leben und zwang sie nach ihren Regeln zu spielen.

    Pflanzte sich in ihrem Kopf fest. Verdrehte ihre Gedanken, bis das Mädchen nicht mehr wusste wie die Wahrheit aussah.

    Sie begann sich zu verändern. Die steinerne Fassade, welche sie seit Jahren schützte, begann zu bröckeln.
    Stück für Stück brach ihr wahres Ich hervor.
    Das Mädchen merkte dies. Der Anfang vom Ende.

    Nichts war mehr wichtig. Sie zog sich zurück, beschäftigt mit sich selbst, mit ihrem Körper, ihr Heiligtum.
    Freunde gingen, liesen sie alleine zurück.

    Sie fühlte sich verraten und verloren. Das nannte sich nun Freunde?
    Freunde die gehen wenn man Probleme hat. Wer braucht die schon?

    Heute sitzt sie alleine auf der Bank. Zittert.
    Es ist ein schöner Sommertag. Freunde treffen sich. Gehen schwimmen. Doch noch immer hält sie die Krankheit in ihren eisernen Klauen. Hält sie gefangen in ihrem kalten Körper. Und langsam begreift sie, nicht ihre Freunde liesen sie im Stich. Sie selbst war es, die alles zerstörte.

     
  2. ehemaliges Mitglied

    crimson.butterfly

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    Dabei seit 12. Oktober 2009
    "Ich liebe dich. So sehr"

    Dies sind die schönsten Worte die sie jemals hörte. Ihr Herz machte einen freudigen Satz, klirrte dabei. Denn die Scherben vergangener Jahre sind nicht spurlos verschwunden. Nur langsam lösten sie sich auf. Dank ihm. Er liebte sie. So wie sie war. Denn er wusste von ihren Problemen.
    Mit jedem Mal wo er diese Worte sagte, sie ihm glauben konnte, löste sich ein Splitter auf. Wurde zu feinem Staub, erhob sich und flog Glitzernd hinfort. Schwebte um das gebrochene Herz und füllte einen der vielen Risse.
    Es ging nicht schnell, das Herz braucht Zeit um zu heilen. Aber es heilte. Stück für Stück.

    Monate vergingen und sie waren glücklich.
    Alles schien ok. Wunderbar.
    Oh, wie verlogen ein Glücksgefühl doch sein kann.

    Die Krankheit lauerte, von Neid zerfressen.
    Sie konnte dieses Glück nicht zulassen. Dieses Mädchen hatte es nicht verdient. Was hatte sie schon groß getan dieses Glück zu verdienen?
    "Nichts.", flüsterte die Krankheit dem Mädchen zu. "Nichts hast du getan. Du bist es nicht wert."
    Sie trieb die kalten Klauen immer tiefer in das Mädchen. Erinnerte sie daran wie es früher war. Als ER noch nicht da war.
    Wie lange würde er bleiben? Was hätte sie danach noch?
    Nichts.
    Sie hätte nichts, dränge sie die Krankheit nun weg.
    Männer kommen und gehen.
    Glück kommt und geht.
    Doch die Krankheit bleibt.
    Ist ein Teil von ihr. In guten, wie in schlechten Tagen.

    Und wieder gewann die Krankheit.
    Schlich sich in die Beziehung, fraß sie auf. Zerstörte das Glück.

    Das Mädchen kämpfte, doch sie verlor.
    Wieder war sie alleine, das Herz zersplittert. Nun war kaum noch etwas davon übrig.

    Die Krankheit ergriff die Chance, schlang die kalten Arme um das Mädchen.
    "Ich bin bei dir. Lass dich nie alleine", wisperte sie. Zog das Mädchen immer tiefer.
    Sie nahm ihr das Glück, jegliche Liebe. Wollte ihre Seele, ihr Herz.
    Wollte ihr Leben, sie zerstören bis zum Schluß.
     
  3. Member

    Nariam

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    38 Jahre alt
    Dabei seit 28. Januar 2011
    CriFly, das ist... ich kanns nicht beschreiben. Vor allem die 2. Geschichte. Ich bin kurz vorm Heulen, weil ich mich schon so oft genau wie dieses Mädchen gefühlt habe.

    So toll geschrieben <3
     
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  4. ehemaliges Mitglied

    crimson.butterfly

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    Dabei seit 12. Oktober 2009
    Ja.. die zweite Geschichte ist auch im Grunde aus mein Leben. Leider fast 1:1 übernommen.

    Die erste auch so halbwegs.. was die Freunde betrifft die gingen.

    Daher wollte ich über das Thema auch schreiben. Wie sehr die ES Beziehungen zerstört.
     
  5. ehemaliges Mitglied

    Lynn

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    Dabei seit 17. April 2011
    Ich mich in beiden Texten wiederfinden, besonders im ersten, aber der zweite hat mich sehr berührt!
    Beide Texte sind echt toll geschrieben!
     
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  6. ehemaliges Mitglied

    Lilienne

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    Dabei seit 20. Dezember 2010
    Ich kann mich vor allem im Ersten wieder finden. Aber es würde mich nicht wundern, wenn die 2. Geschichte auch bald meine wäre *sigh*
    Wunderbar geschrieben <3
     
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  7. ehemaliges Mitglied

    Ayumi

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    Dabei seit 6. Januar 2011
    Ich kann mich (leider) in beiden Texten wiederfinden :Sigh_emoticon:

    Aber du hast das so toll geschrieben crifly! Einfach wunderbar, großes Lob =)
     
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  8. ehemaliges Mitglied

    Julia

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    Dabei seit 15. April 2011
    Ich kann mich ebenfalls in beidem wiederfinden, im ersten jedoch am meisten.
    Kann den anderen nur Recht geben, sehr tolle Texte! <3
     
  9. Gast

    Tränchen1

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    Top Poster des Monats

    ... ja, wiederfinden...

    Was mich noch trauriger macht ist, dass ich crifly schreibend vor mir sehe... Den Schmerz in ihrem Gesicht... das Gefühl von: Jahrelang diesen Gedanken in sich haben und endlich mal von der Seele schreiben...
    Das WoP und deine Tierchen werden immer für dich da sein!
    Du bist nicht alleine!

    Fühl dich mal ganz fest in den Arm genommen *drück*
     
  10. ehemaliges Mitglied

    crimson.butterfly

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    Dabei seit 12. Oktober 2009
    Ach Tränchen ._____.

    Danke.

    *dich drück*
     
  11. Gast

    Tränchen1

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    Top Poster des Monats

    Ein *Küsschen* hab ich auch noch für dich.

    Kein Mensch macht alles richtig... aber auch kein Mensch macht alles falsch!
    Zu jedem Topf gibt es ein Deckel... und wenn nicht muss der Arsch seinen Eimer finden.

    Gebt euch nicht auf ! Damit meine ich euch alle.

    Ich habe mich kurz getraut die Augen zu öffnen und ich war überrascht. Da gibt es noch andere Menschen im RL. Nicht mit den gleichen Problemen ( dafür ist ja das WoP da *zwinker*)
    Jeder hat sein Päckchen zu tragen... oder Paket.. oder Familienreisekoffer. ( Mein Koffer hat Rollen bekommen :))
     
  12. Kleine_Mondfee

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    Top Poster des Monats

    Hallo,

    also ich denke manchmal, das wir je nachdem wie stark die ES- Phase oder generell die ES ausgeprägt ist, ist man gar nicht wirklich in der Lage eine Beziehung zu führen. Es seiden der Partner hat die Kraft die Probleme ein Stückweit mit zu tragen. Denn er sieht ja Live mit wie man sich unbewusst selbst zerstört und das kann glaub ich keiner lang mitansehen und tragen. Daher denke ich nicht das ich jetzt auf eine Beziehung eingehen würde. Das ich mir dabei natürlich trotzdem eine Betiehung wünsche, ist ja dann eine ganz andere Sache :)
    Klar, manche haben vielleicht die Kraft gerade wegen dem Partner dagegen zu kämpfen. Ich wüsste nicht ob ich das könnte und bevor ich jemanden in meine Probleme mit reinziehe und ihn womöglich damit auch noch extrem Physisch belaste, lass ich es lieber bleiben. Aber das sieht jeder anders und ist glaub ich auch stark vom Charakter des jeweiligen Partners abhänig :)

    Liebe Grüße Kleine Mondfee :-*
     
  13. Member

    Nariam

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    397
    123
    38 Jahre alt
    Dabei seit 28. Januar 2011
    Naja mein Freund weiß ja von der ES und auch, dass ich schon mal in Therapie deswegen war. Er weiß dass es ne Zeit lang gut lief , ich jetzt aber wieder voll drin stecke.
    Er versucht zwar mir zu helfen und mich zu unterstützen, aber er erwartet quasi von mir, dass ich zumindest versuche dagegen anzugehen. Ich sage ihm immer, dass ich mir Mühe gebe und dagegen kämpfe, aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, hab ich die Hoffnung inzwischen aufgegeben jemals wirklich gesund zu werden und arrangiere mich mehr oder weniger mit der ES. Aber wenn ich ihm das so klar sagen würde, dann wär richtig was los bei uns glaub ich.
     
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  14. Gast

    Tränchen1

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    Top Poster des Monats

    Meinem Mann ist es sehr wichtig wie es mir geht aber er kann mir nicht helfen und das weiß er mittlerweile auch.
    Er ist da wann und wie ich ihn brauche ohne über Details zu reden.
    FA gehabt und am Boden zerstört - entweder er tröstet mich oder wenn ich eine riesen Wut im Bauch habe dann streitet er mit mir ( ohne wirklich einen Grund zu sehen)
    Depressive Phase - er geht mir aus dem Weg und lässt mich schlafen oder an die Wand gucken oder, oder , oder...
    Aber er rappelt mich auch zur richtigen Zeit wieder auf.

    Wie bei der Geburt... der Mann kann nichts machen, er hat die klappe zu halten ABER er darf/kann/muss motivieren.
    Beziehung mit einer ES kann funktionieren.
     
  15. ehemaliges Mitglied

    crimson.butterfly

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    Dabei seit 12. Oktober 2009
    mit dem richtigen Partner sicher.. wenn es wirkliche Liebe ist. Dann können sich beide Mühe geben.
     
  16. Gast

    arnat

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    Top Poster des Monats

    Mein Freund hat es auch nicht leicht mit mir. Meiner dauernden Unzufriedenheit und meinen Selbstzweifeln.
    Traurig hat er schon mal gesagt, dass er das Gefühl hat, dass egal wie oft er mir versucht zu verstehen zu geben, wie toll er mich findet, ich es nicht hören würde.

    Ich sabotiere die Beziehung. Fühle mich nicht wohl in meiner Haut und liebe mich selbst nicht... das machte so schwer für ihn... weil ich so selten glücklich bin.
     
  17. Gast

    Painless

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    Top Poster des Monats

    Hey ihr Lieben,

    mein Freund weiß von meiner Essstörung, es ließ sich nicht vermeiden ihm davon zu erzählen, als wir zusammengezogen sind und ich bin auch froh, dass ich mit ihm offen und ehrlich darüber gesprochen habe.
    In meinen vorherigen Beziehungen wäre das absolut nicht möglich gewesen, da wäre ich sicherlich nur auf Unverständnis gestoßen.
    Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie allein man da steht, wenn man krank, essgestört, ist. Ich habe wirklich KEINE Freunde. Meine Bezugspersonen sind mein Bruder und mein Freund und selbst die Beziehung zu meinem Bruder ist durc die Isolation, die meine ES mit sich bringt, gefährdet.
    Ich habe Angst, dass die ES auch meine Beziehung zu meinem Freund zerstört, aber ich weiß, dass es auch mit der Krankheit gehen MUSS. Bisher scheint auch alles "super zu funktionieren", aber ich weiß nicht, wie es aussieht, wenn es lebensgefährlich wird. Es kommt sicher auf die Reife und das Verständnis vom Partner an und ich denke, dass ich, im Gegensatz zu vielen anderen, wirklich Glück habe.
     
  18. Gast

    Stella

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    Top Poster des Monats

    Wow! Ich bin echt beeindruckt! Ich finde es toll, wenn man seine Gefühle in einer Geschichte oder einem Gedicht oder einem Lied oder halt irgendeinem Werk wiedergeben oder verarbeiten kann. Und es ist auch beeindruckend, dass diese beiden Geschichten auf so viele von uns zutrifft.
    Ich persönlich kann mich in der ersten Geschichte wiederfinden. Ich weiß, dass ich meine Freunde immer mehr ausgrenze, aber ich ändere doch nichts daran.
    Ein ganz großes Lob an Dich, dass du so etwas persönliches hier in den öffentlichen Bereich gestellt hast! Es hat mich echt bewegt und irgendwie auch motiviert, es vielleicht auch einmal mit dem Schreiben zu probieren. Danke!
     
  19. ehemaliges Mitglied

    Breezy

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    Dabei seit 26. August 2010
    Ich finde die Texte wahnsinnig schön und traurig zugleich.. Erst recht weil ich weiss, dass sich so viele darin wiederfinden. Auch ich..

    Aber wir müssen gegen diese eiskalten Klauen einfach ankämpfen. Immer und Immer wieder. Auch wenn es so verdammt schwer ist.

    Aber ich bin sicher, dass jeder (Mona <3 ) irgendwann den richtigen Deckel und wenigstens ein bisschen Glück findet <3
     
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  20. Gast

    zimtstern

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    Top Poster des Monats

    In der zweiten Geschichte kann ich mich auch wiederfinden.
    Mein Freund und ich, wir haben uns schon einmal wegen meiner Essstörung getrennt, weil es ihretwegen viel zu oft Streit gab. Wir haben uns letztendlich aber doch wieder zusammengerappelt. Heute gibt es immernoch sehr häufig Streit wegen meines Essverhaltens. Ich hoffe so sehr, dass meine Geschichte anders ausgeht als diese.
     
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