Beziehungskiller Essstörung.

Dieses Thema im Forum "Diskussionen" wurde erstellt von crimson.butterfly, 2. Mai 2011.

  1. Gast

    Anonym

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    Ich bin seit neun Monaten mit meinem Freund zusammen und gestern habe ich das allererste Mal bei ihm zuhause gekotzt. Natürlich heimlich. Er weiß nichts von der Bulimie und ich werde mich hüten ihm zu erzählen, dass ich mich jeden Tag mehrmals übergebe, wenn ich bei mir bin. Die Krankheit steht zwischen uns. Ich belüge ihn nicht, aber verschweige Dinge, die meinen Alltag und mein ganzes leben bestimmen. Es ist ein Fluch, diese Krankheit ist eine furchtbare Plage, die sich nun auch dort einschleicht, wo ich immer annahm, dass ich hier niemals fressen oder kotzen werde. Und sowieso kann mich niemand retten, wenn ich mich schon selbst aufgegeben habe!
     
  2. ehemaliges Mitglied

    faith

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    Dabei seit 29. November 2012
    Ich denke schon dass eine Essstörung mit ein Grund sein kann aber nicht nur.
    Meine letzte Beziehung ist mit auch daran kaputtgegangen. Mein Exfreund hat mich einfach nicht verstehen können und sich ehrlich gesagt auch überhaupt keine Mühe gegeben sich mit dem Thema zu befassen, er war aber auch sonst ziemlich ignorant.
    Interesse des Partners finde ich schon sehr wichtig, er sollte sich schon auch mal mit der Thematik auseinandersetzen und auch bereit sein, darüber zu reden.

    Mein jetziger Freund kann zum Glück damit umgehen. Wir hatten auch schon einige kritische Diskussionen über das Thema, ich kann eigentlich immer mit ihm reden. Natürlich ist es nicht so wie wenn ich mit einer selbst essgestörten Person rede aber ich finde es wichtig, dass er nicht nur den Kopf schüttelt und mir immer wieder vorwirft wie gestört ich bin, so wie es mein Exfreund getan hat.
     
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  3. PrincessButterfly

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    Ich muss mich den anderen anschließen: Soooooo schön geschrieben...

    *Gänsehaut-Feeling*
     
  4. Gast

    Madeleine

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    Ich konnte meinem Freund damals auch nicht offen sagen, dass ich, wenn wir uns nur am Abend gesehen haben, den ganzen Tag noch nichts gegessen habe. Alles was ich ihm sagte war, dass ich Abends nicht mehr so viel essen kann. Ihm konnte ich mich aber ohnehin nie so richtig öffnen. Ich denke, das war eher der Grund, warum es nicht geklappt hat.
     
  5. SonnenBlume

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    Oh das sind wirklich zwei treffende Geschichten.
    Ich hab mich auch immer gefragt warum sich die Leute alle zurückgezogen haben,bis mir auffiel,dass ich mich selbst total abgekapselt habe.
    ...
    mein Ex wusste auch nichts von der ES aber er hat schon gemerkt,dass ich immer dünner wurde. Und dann kamen immer so blöde Kommentare wie "na also wenn du jetzt noch mehr abnimmst,hast bald gar keine Brüste mehr" oder "sag mal hast du jetzt au so ein Magerwahn? Findest du dich jetzt au zu fett?" Affenkopf...erzählt hätte ich ihm das niemals...als es dann zu auffällig wurde,dass ich nichts mehr essen will,hab ich einfach ein "Magengeschwür" erfunden.*rotwerd*
    Wir sind erst seit Dienstag getrennt,aber wenn ich jetzt so drüber nachdenke..war der Schritt richtig.^^

    LG
     
  6. Gast

    defectman

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    Wie stellt ihr euch denn den Umgang mit so etwas vor in einer Beziehung? Sollte der Partner es einfach akzeptieren? Sollte er es diskutieren/kritisieren? Sollte er es gut finden und unterstützen? Sollte er es am besten garnicht wissen?
     
  7. ehemaliges Mitglied

    Carrie

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    Dabei seit 2. Januar 2013
    Hallo defectman,

    ich glaube, dass man das so pauschal nicht sagen kann. Es hängt eben doch von vielen Faktoren ab, nicht zuletzt auch von der Persönlichkeit und Psyche des Partners. Wir alle sind nur Menschen und ich denke, dass der eine besser mit psychischen Krankheiten "umgehen" kann, der nächste sich aber eher distanziert, was nicht unbedingt Desinteresse sein muss, sondern auch aus Hilflosigkeit oder einer Art Selbstschutz geschehen kann.

    Niemand kann erwarten, dass der Parter bzw. die Partnerin der/des Betroffene(n) wirklich nachempfinden kann, wie eine Essstörung sich auf das Leben auswirkt - das können wohl zum größten Teil nur Menschen, die selbst betroffen sind/waren.

    Ich kann auf deine Frage nur mit meinen persönlichen Gedanken dazu antworten, weil es sich wohl auch bei jedem individuell verhält. Ich für meinen Teil tue mich sehr schwer damit, mich anderen zu öffnen, wirklich ehrlich über die Problematiken und Gedankengänge, die eine Essstörung mit sich bringt, zu sprechen. Jedoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass es sehr gut funktionieren kann, wenn der Partner psychisch stabil, aber dennoch sehr einfühlsam und verständnisvoll ist. Das bedeutet keinesfalls, dass die Krankheit "einfach hingenommen" werden sollte, aber eine gewisse Akzeptanz ist wohl die Voraussetzung dafür, dass eine Beziehung auch langfristig funktionieren kann, denn so sehr wir auch kämpfen und versuchen, zurechtzukommen oder sogar gegen die Krankheit anzukämpfen: Es erfordert Zeit und Energie.

    Wenn der Partner bzw. die Partnerin von der Erkrankung weiß, wird es sich kaum vermeiden lassen, auch darüber zu reden. Allerdings denke ich, dass es hier wichtig ist, Grenzen herauszufiltern und diese zu respektieren. Natürlich ist eine Essstörung furchtbar, es gibt nichts, was man daran schön reden kann. Dennoch sucht man sie sich nicht aus, kann also nichts dafür, dass man krank ist. Vorwürfe und Kritik sind daher meiner Meinung (und Erfahrung) nach der falsche Weg. Natürlich spricht (ich kann noch immer nur von mir reden) nichts gegen einen kritischen Austausch, sofern dieser nicht darauf hinausläuft, dass der Partner/ die Partnerin der/dem anderen das Gefühl vermittelt, schwach oder "falsch" zu sein.

    Ich glaube, dass man(n) sich möglichst normal der/dem anderen gegenüber verhalten, also weder zu sehr in die "Therapeutenrolle" noch in die des knallharten Kritikers schlüpfen sollte.
     
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  8. Gast

    defectman

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    Ich würde nie jemanden wegen einer Krankheit verurteilen, da ich selber die eine oder andere habe. Die ich mir ja auch nicht ausgesucht habe.

    Aber ich verstehe es schon richtig, dass du es als Krankheit und damit als etwas unschönes ansiehst. Und dein Partner sollte auch so damit umgehen? Verständnis und Akzeptanz ja, aber mehr nicht?
     
  9. ehemaliges Mitglied

    Carrie

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    Dabei seit 2. Januar 2013
    Hallo defectman,

    Das ist oftmals schon sehr viel wert, allerdings meine ich, wie gesagt, mit Akzeptanz nicht, dass die Krankheit 'einfach hingenommen' werden sollte bzw. der/die ParterIn dem anderen dabei zusehen sollte, wie er/sie sich selbst zerstört.
    Ich finde deine Frage sehr interessant, aber gleichzeitig auch wahnsinnig schwer zu beantworten. Bei mir (und sicherlich auch dem/der ein oder anderen Betroffenen) ist es so, dass ich (nicht nur diesbezüglich) sehr ambivalent denke: Einerseits habe ich mich in der Beziehung danach gesehnt, die angebotene Hilfe anzunehmen, aber andererseits wollte ich einfach nur in Ruhe gelassen werden.

    Ich hatte in meiner Beziehung die Vereinbarung mit ihm, dass ich mich einweisen lasse, wenn ich eine vorher abgesprochene Gewichtsgrenze unterschreite. Man(n) kann vom Parter/der Parterin nicht erwarten, dass er /sie die volle Verantwortung übernimmt, aber mir hat es schon gut getan, dass diesbezüglich klare Regeln vereinbart wurden. Natürlich hat niemand die Kontrolle über die Erkrankung, aber ich habe allein dadurch mehr kämpfen können, weil es mir Kraft gab, die Unterstützung vom Partner zu haben.

    Aber wie gesagt, man kann nicht sagen: "Der Partner sollte dies und jenes tun" - es hängt immer auch von der Art der Essstörung, der eigenen Persönlichkeit und natürlich auch vom Partner/der Partnerin ab. Ich weiß beispielsweise auch nicht, ob ich mit einem anderen Mann überhaupt darüber reden könnte oder ob ich, sollte es nicht mehr zu übersehen sein, die Unterstützung eines anderen Mannes überhaupt nochmal zulassen könnte. Es ist wirklich sehr, sehr schwierig, da es eben kein Patentrezept gibt. Das ist ja auch das traurige daran; viele, eigentlich die meisten meiner zwischenmenschlichen Beziehungen (nicht nur Partnerschaften) sind wegen meiner Erkankung(en) zerbrochen. Mit besagtem Freund bin ich auch nicht mehr zusammen, allerdings ist dies wohl die einzige Beziehung, deren "Ende" (wir sind noch Freunde) ich nicht der Krankheit(en) zuschreiben würde.

    Darf ich fragen, ob du selbst eine Freundin hast, die betroffen ist?

    Lieben Gruß,

    Carrie.
     
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  10. Gast

    PastelMoon

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    Die Texte sind wirklich berührend..und ich sehe mich auch darin.
    Das schlimme ist, dass ich eine wundervolle Beziehung habe die so langsam an ihre Grenzen kommt wegen der Krankheit. Ich habe tierische Angst, dass es noch schlimmer wird und warte so dringend auf meinen Therapieplatz.
    Ich habe schon zweimal erlebt wie lange, eigentlich schöne Beziehungen dadurch komplett zerstört wurden..

    Ich denke ohne Hilfe bekommt man es nicht hin, denn man belastet ja nicht nur sich selbst sondern auch den Partner. Und we soll jemand mit dir umgehen können, wenn du es selbst nicht kannst? :(
     
  11. ehemaliges Mitglied

    Cindy

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    Dabei seit 13. März 2013
    Das muss man einfach immer wieder betonen, WIE negativ sich die ES auf unser Leben auswirkt und DAS sollten die Medien mal bringen. Nicht wie "toll" dünn man davon wird, sondern wie sehr sie das Leben belastet.

    Ich finde es sehr gut und habe vollsten Respekt dafür, dass du deine ES nun professionell behandeln lassen möchtest und versuchst dein Leben in die Hand zu nehmen. Hut ab, ich wünsche dir alles Gute dafür!

    Wichtig ist halt auch, dass man es selbst einsieht (so wie du) und der Krankheit ins Auge blickt. Viele Beziehungen scheitern ja vor allem daran, dass die Betroffenen sich vor ihren Partnern die Krankheit nicht eingestehen, sich abschotten und eine Mauer aufbauen, sodass der Partner hilflos ist und dagegen nur schwer ankommt.
     
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  12. Gast

    PastelMoon

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    Danke Cindy,

    ich habe zwar lange dafür gebraucht es selbst einzugestehen und dagegen an zu kämpfen, aber ich mache es mittlerweile und das macht mich sehr stolz!
    Für mich war es einfach sehr schlimm zu sehen und zu hören wie sehr es meinen Partner auffällt und belastet.
    Man denkt ja oft, dass man alles gut geheim hält und dann sagt dir jemand was ihm auffällt und du fühlst dich ertappt.
    Ich habe lange und viel geweint, weil ich es da wirklich erst gemerkt habe wie sehr die Krankheit mein leben beeinflusst.
    Ich denke mal dieses Gespräch mit meinem Partner war auch einfach wichtig und hat mir den Anstoß gegeben endlich dagegen an zu kämpfen.

    Dazu ist es aber auch wichtig, dass man sich selbst klar macht, dass ein Partner nicht die richtige Person ist die einem dabei hauptsächlich helfen kann.
    Es kann hilfreich sein einen Partner an seiner Seite zu haben, aber auch der hat seine Grenzen und wird stark belastet durch die Krankheit.
    Und das merke ich gerade extrem. Ich möchte nicht, dass er durch meine Krankheit leidet und brauche dringend professionelle Hilfe.

    Puh, ich merke schon, dass es mir gerade richtig richtig gut tut hier mit euch zu schreiben. So lange habe ich nicht darüber geredet oder geschrieben. Die meisten verstehen es ja auch nicht, aber hier tut es gerade sehr gut :)
     
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