Kleiner Depri-Post

Dieses Thema im Forum "Fragen & Probleme" wurde erstellt von Spiegelverkehrt, 2. Oktober 2011.

  1. Spiegelverkehrt

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    Hallo ihr Lieben,

    ihr glaubt es vielleicht nicht, aber ich schleiche schon seit Monaten hier im öffentlichen Bereich herum, und obwohl ich noch keinen einzigen Beitrag geschrieben habe, finde ich hier doch Zuspruch, Mut und Trost in den Threads und Antworten.
    Vielen Dank dafür, unbekannterweise! :)

    Heute habe ich einen absoluten Tiefpunkt und... ich weiß einfach nicht mit wem ich reden, wem ich mich anvertrauen könnte. Denn da ist niemand. Niemand außer diesem Forum, außer euch, von dem ich mir vorstellen kann, mich ein bisschen zu öffnen, um wenigstens... naja, zu wissen, dass da eben doch noch jemand ist, dass ich nicht ganz und gar alleine bin mit allem...

    Ich habe irgendwie (wer hätt‘s gedacht, wenn ich schon hier bin...) seit Jahren ein Problem mit dem Essen, ein riesengroßes, was man mir aber vermutlich nicht anmerkt, weil ich derzeit noch einige kg zuviel auf die Waage bringe, und da gilt man ja gemeinhin in unserer Gesellschaft nicht als in irgendeiner Weise essgestört, egal wie man sich beim Essen verhält - warum auch immer (so jedenfalls meine Beobachtung, seufz). Mein Gewicht war immer sehr schwankend, von viel zu wenig bis viel zu viel, und bis vor einigen Monaten war ich noch stark übergewichtig, was ich nun in sehr kurzer Zeit mehr oder weniger losgeworden bin...
    Während meiner ganzen Jugendzeit gab es Phasen wo ich sehr viel, aber auch Phasen, in denen ich kaum etwas gegessen oder gegessen und erbrochen habe.

    Manchmal esse und erbreche ich, manchmal esse ich gar nichts, manchmal über den Tag nur ungesundes Zeug, und grundsätzlich nehme ich Abführmittel und irgendwelche „Wunderpillen“, von denen ich eigentlich rational genau weiß, dass sie nichts bringen, in rauhen Mengen. Ich bin vermutlich ein ganz typischer EDNOS-Kandidat (was ich auch nur durch dieses Forum überhaupt gelernt habe! Vielen Dank dafür!).

    Das alles geht seit Jahren so und... ich hasse es, ich wünschte ich wäre normal, einfach normal, und würde akzeptiert & vielleicht ein bisschen lieb gehabt werden, aber ich stehe mir einfach mit allem selbst im Weg... :(
    Seit ich vor vier Jahren daheim ausgezogen bin ist alles noch schlimmer geworden.

    Momentan läuft einfach alles durcheinander.
    Wenn ich arbeite geht ja alles noch. Wenn ich nicht im Büro arbeite, esse ich meist lieber gar nichts, das geht auch ganz gut.

    Nun hatte ich auch noch eine Woche frei und meine Mutter war zu Besuch. Ich musste essen, ich musste „normal“ essen. Sie war ja immer dabei! Das hat alles durcheinander gebracht.
    Täglich habe ich mich unglaublich voll gefühlt, habe mehrmals erbrochen... ich musste auch noch in dieser Verfassung einen Shopping-Tag über mich ergehen lassen zwischen lauter schlanken Schönheiten bei H&M. Ich liebe meine Mama wirklich, aber sie weiß ja nicht, was sie mir in der Woche angetan hat.
    Gestern haben wir uns so gegen 18h verabschiedet und seitdem habe ich quasi nur noch Abführmittel und Brennnessel-/Pfefferminztee zu mir genommen. Mir tut alles weh, in mir brennt wirklich ein riesengroßes Feuer. Ich weiß ja, dass das alles so gar nichts bringt, aber mein Kopf weiß das irgendwie nicht... Denn darin purzeln die ganze Zeit die Zahlen auf der Waage durcheinander mit meinem Spiegelbild und dann der Gedanke daran, wie unerträglich unförmig und schwabbelig ich bin. Wenn ich könnte, würde ich alles aus mir rausschneiden, ehrlich... nicht nur das äußerlich Abstoßende, auch diese gruseligen, schrecklichen Gedanken innen...

    Wenn meine Mutter mich besucht, habe ich auch das Gefühl, wieder so eine Art „Mama-Kind“ zu werden und eine Zeitreise zu machen. Es kommt mir wieder so vor, als würde sie alles richten können (dabei weiß sie ja nicht einmal, wie es in mir aussieht!), während ich nichts allein auf die Reihe kriege, und ich bin immer wenn sie geht regelrecht depressiv.
    Gerade denke ich, dass ich doch sowieso nichts schaffe. Ich habe Angst davor, am Dienstag wieder arbeiten zu müssen. Ich habe eine riesengroße, überwältigende Angst vor dem Oktober, weil da so viel ansteht und ich glaube, wenn ich den Monat nicht gut durchstehe, schwankt meine ganze Berufswahl.

    Es wird bestimmt wieder besser, wenn ich das mit dem Essen wieder für mich besser auf die Reihe bekomme, ich weiß das ja. Daran hängt so vieles, alles! Aber gerade heute ist mir alles zuviel und ich schaffe es gerade nicht mehr, mich abzulenken.

    Daher musste ich das jetzt mal aufschreiben. Ich glaube es hat auch schon ein wenig geholfen.
    Wieder etwas, was ihr - unbekannterweise - für mich getan habt. Vielen Dank.

    Bitte entschuldigt meinen Depri-Überfall hier, macht ja nicht den besten Eindruck, wenn man dann mal was postet... :(

    Liebe Grüße,
    "Spiegelverkehrt"
     
  2. ehemaliges Mitglied

    crimson.butterfly

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    2
    0
    Dabei seit 12. Oktober 2009
    Hallo Spiegelverkehrt,

    dein Posting hat mich an einiges von mir erinnert.

    Vorallem was auch das Gefühl betrifft alleine nichts hinzubekommen und die Angst davor, arbeiten zu gehen. (ganz besonders wenn ich wieder eine Weile tief in der Bulimie drinsteckte)

    Bist du schoneinmal in Therapie gewesen?
    Jetzt nicht unbedingt wegen der Essstörung, sondern eher wegen den Ängsten die du sonst so hast?

    Und ich finde es sehr schön zu lesen, dass dir unser Öffentlicher Bereich etwas helfen konnte.
    Sowas zu lesen, freut uns immer sehr.

    Hast du einmal überlegt, dich auch in einem Forum anzumelden?

    Mir persönlich hilft es wirklich hier zu sein.
    Besser als meine Therapie damals.
    Weil man hier einfach "richtig verstanden" wird.

    Und das nicht nur so oberflächlich, wie von Leuten die nicht betroffen sind.


    Und mit dem AFM solltest du versuchen aufzuhören.
    Das kann richtig böse enden..


    Liebe Grüße

    crifly
     
  3. Spiegelverkehrt

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    Guten Morgen liebe crifly,

    vielen Dank für deine Antwort! :)

    Hast du eine Strategie gegen diese Versagensgefühle (ich nenn das jetzt einfach mal so), oder läuft das bei dir auch eher nach dem Muster: Augen zu und durch? Tut mir leid, dass es dir auch so geht, denn ich weiß ja wie das lähmt.

    In Therapie war ich sechs Jahre (von 13 bis 19), es war auch wirklich sehr gut und ich habe einiges mit auf den Weg genommen, was mir heute noch hilft. Ich war dort sowohl wegen der ES als auch wegen der Ängste. Danach bin ich aus- und umgezogen und habe es nicht mehr geschafft, mir jemanden zu suchen. Das ist halt auch so ein langwieriger Prozess... Und meine berufliche Situation räumt mir dafür bis mindestens nächstes Jahr um diese Zeit keine Chance ein. Ich weiß auch manchmal gar nicht, ob man mir dort helfen könnte, weil ich an allem sehr klammere, gerade wenn es mir nicht gut geht...

    Das mit dem Forum habe ich mir auch überlegt - besonders in den letzten zwei Monaten, wo ich so häufig hier war und eure Gemeinschaft auch im öffentlichen Bereich ein wenig mitbekommen habe. Das muss wirklich sehr schön und wie eine kleine Familie sein. Ich sehne mich manchmal sehr nach einem Ort, wo ich endlich diese Geheimniskrämerei lassen kann und trotzdem nicht alleine bin.
    Es gibt nur eben auch so viele Foren... Dann überlege ich hin und her, da oder dort, und - das klingt jetzt ganz furchtbar blöd - ich hab ganz häufig das Gefühl, gerade mit der ES nicht wirklich angenommen und akzeptiert zu werden, weil es so diffus ist. Ich schäme mich sehr das so zu schreiben, denn ich weiß, dass es so nicht sein sollte.
    Dieses Gefühl begleitet mich auch häufig durch meinen Alltag.

    Mit den AFM möchte ich auch gerne aufhören, aber bisher habe ich nur geschafft es einzuschränken auf die Tage, wo ich wirklich esse (naja, bis auf dieses Wochenende...). Das ist höchstens ein lächerlicher Mini-Erfolg. Ich arbeite dran, irgendwie.

    Jetzt hab ich hier schon wieder einen Roman geschrieben! Das wollte ich gar nicht, tut mir leid. Ich dank dir sehr für deine Antwort und dass du mir zu"gehört" hast. :)

    Liebe Grüße,
    Spiegelverkehrt
     
  4. ehemaliges Mitglied

    crimson.butterfly

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    2
    0
    Dabei seit 12. Oktober 2009
    Es gibt durchaus Foren, die dich mit JEDER ES akzeptieren.

    Nicht alle, denn es gibt leider auch viele, denen gehts nur ums abnehmen (und da ist man gerade mit EDNOS echt irgendwie falsch.. ) aber es gibt auch welche, die anders sind.

    Ich selbst habe ein mehr als nur krasses Hin-und Her. So ähnlich wie bei dir.
    Aber es gibt viel mehr mit diesen Problemen, als du dir vorstellen kannst.

    Früher ging es mir auch so, dass ich mich irgendwie "falsch" fühlte.. weil ich weder in die Kategorie Anorexie, noch in die der Bulimie vollkommen passte.

    Ich dachte damals auch immer, ich hätte kein "Recht" mich als essgestört zu sehen.
    Bis ich herausfand, dass es auch andere Essstörungen gibt.


    Das mit der Therapie kenne ich, es ist schwerer jemand "Guten" zu finden als man glaubt.. und gerade wenn man versucht ein "normales" Leben mit Beruf zu führen ist es schon fast schier unmöglich..

    Nichts zu danken.

    Wie gesagt.. vieles kommt mir bekannt vor. Und es ist schön wenn sich jemand traut über seine Probleme zu reden.

    Liebe Grüße
     
  5. Spiegelverkehrt

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    Hallo,

    ja, du hast natürlich recht. Anscheinend fällt es mir fast so schwer ein gutes Forum/eine Plattform für mich zu finden wie einen guten Therapeuten. Ich scheine da wohl auch etwas schwierig zu sein... >.<

    Das tut gerade sehr gut darüber zu reden und auch, dass du sagst, dass es bei dir ähnlich ist bzw. war. Man fühlt sich ab und zu doch sehr allein auf weiter Flur! Auch wenn es mir heute schon wieder besser geht als gestern. Ich sammele noch ein wenig Kräfte für den ersten Arbeitstag morgen...

    Ich sehe schon, ich muss mir auf lange Sicht wirklich etwas suchen, wo ich so reden kann. Oder vielleicht einfach etwas aktiver werden in eurem öffentlichen Bereich, statt nur phantommäßig mitzulesen. :)

    Danke dir!

    Liebe Grüße,
    Spiegelverkehrt
     
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