Freundin hat MS-Rückfall

Dieses Thema im Forum "Diskussionen" wurde erstellt von gast15, 8. November 2012.

  1. Gast

    gast15

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    Top Poster des Monats

    Hallo alle zusammen. Ich bin vor längerer Zeit auf dieses Forum gestoßen und halte es für sehr seriös, deshalb möchte ich mich mit meinem Problem hierher wenden. Ich selbst bin nicht essgestört, aber eine gute Freundin (15 J.) von mir. Vor zwei Jahren war sie deswegen in einer Klinik und seit ihrer Entlassung konnte sie wieder normal essen. Ich meine, wirklich normal. Man hat es ihr wirklich nicht angemerkt, dass sie mal magersüchtig war, hatte ein ganz normales Gewicht und sie war geheilt. Aber im September ist sie nach England gegangen, eigentlich wollte sie dort 4 Monate bleiben und zur Schule gehen. Aber sie musste das Ganze abbrechen, weil es eine Katastrophe war. Ihre Gastfamilie war furchtbar und sowas eben. Als sie dann wieder bei uns in der Klasse war, konnte ich sehr gut erkennen, dass sie sehr stark abgenommen hatte. Jetzt ist sie seit etwa einem Monat wieder hier in Deutschland, bei uns gab es zwischendurch auch nochmal Ferien und leider hat sie sogar noch mehr abgenommen. Ich interessiere mich sehr für MS, kenne auch viele ehemals magersüchtige Mädchen und weiß eigentlich, wie man damit umgehen muss. Ich versuche auch, meine Freundin darauf anzusprechen, herauszufinden, ob sie vielleicht ein Problem hat. Ich rede mit ihr darüber, sage dass ich mir Sorgen mache. Aber sie kapselt sich halt ziemlich von mir ab, habe ich das Gefühl, hängt viel mit den Mädchen aus unserer Klasse ab, bei denen sich auch alles nur noch ums Essen dreht. Wenn ich sie darauf anspreche, sagt sie, ich soll mir keine Sorgen machen und dass sie weiß, dass sie zunehmen muss. Sie geht ja auch zu einer Therapeutin, aber irgendwie klingt das alles wie eine riesige Ausrede. Sie hat bestimmt 20 kg abgenommen. Ich mache mir sehr große Sorgen, weil ich erstens nicht möchte, dass sie wieder rückfällig wird (oder es schon ist) und ich sie zweitens nicht als Freundin verlieren möchte. Mittlerweile redet sie nicht mehr wirklich mit mir und ich fühle mich sehr allein und es ist sogar ein bisschen anstrengend mit ihr. Von euch wollte ich jetzt eigentlich nur wissen, was ich tun soll. Soll ich weiter hartnäckig bleiben und sie darauf ansprechen? Ist sie beleidigt, wenn ich sie direkt auf ihr Problem anspreche? Was möchten Mädchen mit einer MS/ES allgemein hören, was muntert sie auf, was hilft ihnen wirklich? Ich bin ziemlich verzweifelt und hoffe, dass bald ein paar Antworten kommen. Danke schonmal im Voraus. :)
     
  2. ehemaliges Mitglied

    Nymphetamine

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    Dabei seit 10. April 2012
    Ich finde es toll, dass du so sehr an der Sache dran bleibst und für deine Freundin da sein willst. Es gibt so wenige Menschen, die so sind, denen es so wichtig ist für andere da zu sein.

    Ich hab natürlich auch kein Patentrezept. Aber ich würde folgendes versuchen. Bleib auf jeden Fall an ihr dran, aber sprich nicht über das Essen. Letztendlich drückt sie damit ja "nur" aus, dass sie ein Problem hat. Sei für sie da, zeig ihr, dass du Interesse an ihr hast, unternimm was mit ihr. Wenn sie merkt, dass du sie nicht bedrängst, dann öffnet sie sich dir wahrscheinlich viel eher. Für sie ist es wichtig zu sehen, dass sie Menschen hat, denen sie etwas bedeutet und mit denen sie reden KANN.
    Wenn sich die Möglichkeit ergibt hinterfrag lieber was in England passiert ist, denn da scheint ja das eigentliche Problem zu liegen. Vielleicht macht sie sich Vorwürfe und denkt, dass es an ihr lag, dass das schief gegangen ist. Da kann ich natürlich nur raten.

    Das wäre jetzt so das was mir einfällt. Vielleicht hilft es dir ein wenig weiter. Und nochmal: ich finde es wirklich toll, dass du dich so bemühst, obwohl sie dich zurück weist. Sie kann froh sein, dass sie dich als Freundin hat!!!
     
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  3. ehemaliges Mitglied

    Fuzzy

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    Dabei seit 5. November 2012
    Hallo erstmal, du hast mir einen Schreck eingejagt. MS=Multiple Sklerose

    Jetzt zum eigentlichen Thema, ich finde es sehr gut, dass du dich sorgst. Wenn sie wirklich stark abnimmt, würde ich sie darauf ansprechen. Im besorgten Ton, ich habe damals so einige Sorgen als sehr motivierend empfunden. Falls es nichts mehr bringt, solltest du die Eltern oder einen Vertrauenslehrer darauf ansprechen.
     
  4. ehemaliges Mitglied

    Lilith

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    Dabei seit 26. Juli 2011
    Hallo *wop-rose*

    Ich kann mich Nymphe nur anschliessen.
    Ein Patentrezept gibt es leider wirklich nicht. Was aber auch daran liegt, dass es DIE Essgestörte eben nicht gibt. Hinter einer Essgestörten steckt eben ein feinfühliger, labiler Mensch mit ganz individuellen Gefühlen und Gedanken.
    Und man möchte eben nicht auf die ES reduziert werden.
    Man möchte nicht bemitleidet, bevormundet oder beäugt werden.
    Man wünscht sich, als Mensch -als Freundin- anerkannt und gemocht zu werden.
    Wenn du zu viel bohrst, wird sie sich wahrscheinlich komplett von dir abkapseln, was enorm schade und traurig wäre. Ich finde es nämlich auch ganz toll, wie interessiert und mitfühlend du bist.
    Behandele sie nicht wie ein dummes Mädchen. Das ist sie nicht. Sie weiß, dass sie Probleme hat, besonders da sie schon einmal in Therapie war. Das muss man ihr nicht täglich aufs Butterbrot schmieren.
    Auch wenn sie nach außen aussah, als sei sie geheilt, so war sie wahrscheinlich leider "nur" symptomfrei (was eine riesen Leistung ist). Mit einer ES verhält es sich ähnlich wie bei einem trockenen Alkoholiker. So richtig geheilt ist man leider nie.

    Sei einfach weiterhin die tolle Freundin, die du bist.
    Sag ihr ruhig, dass du dir Sorgen machst und dass sie jederzeit zu dir kommen kann. Aber eben nur 1x. Respektiere bitte, wenn sie sich nicht öffnen kann oder will.
    Pack sie nicht mit Samthandschuhen im normalen Umgang an. Behandele sie einfach weiterhin wie vorher auch. Sie ist immernoch der gleiche Mensch, nur leichter.
    Und Nymphes Tip mit England finde ich auch gut. Vielleicht hilft es ihr, darüber zu sprechen. Scheinbar frisst sie alles emotional in sich herein und beginnt Mauern zu bauen.

    Ich finde es wirklich toll, dass du dich so bemühst. Menschen mit so einem ehrlichen Herz findet man leider immer seltener. <3
     
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  5. ehemaliges Mitglied

    Libellentraum

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    Dabei seit 21. Juni 2012
    Hey!
    Bleib auf jeden Fall für sie da. Viele essgestörte Personen ziehen sich extrem zurück. Versuche einfach, ihr Vertrauen zu gewinnen und mach ihr klar, dass du sie nicht alleine lässt, egal was istl.

    Vielleicht könnt ihr ja mal gemeinsam kochen - allerdings etwas gesundes und kalorienarmes. Alles andere würde nichts bringen. Vielleicht sowas wie Wraps mit jeder Menge Gemüse drin. Wenn sie sieht, dass du auch isst, kann sie vielleicht auch etwas essen.

    Muss gerade arbeiten, versuche, später noch etwas zu dem Thema zu schreiben.
    Viele Grüsse.
     
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  6. Gast

    gast15

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    Top Poster des Monats

    Oh, danke für die vielen schnellen Reaktionen. (: Eure Ratschläge waren sehr interessant und hilfreich. Ich denke, ich kann mich auch sehr gut in meine Freundin hineinversetzen, da ich selbst schon eine stationäre Therapie wegen Ritzen hinter mir habe und deshalb ein ähnlich labiler und introvertierter Mensch bin. Ich werde versuchen, eure Tipps umzusetzen, wobei das mit dem Kochen wohl eher keine gute Idee ist, weil sie vermutlich erst recht wütend auf mich wird, wenn ich jetzt noch mit kaloriemarmem Essen ankomme. Trotzdem danke und ich hoffe, dass sich noch ein paar mehr einmischen. (;
     
  7. Syn
    ehemaliges Mitglied

    Syn

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    Dabei seit 29. März 2012
    Hallo lieber Gast,

    ich kann mich allen meinen Vorschreiberinnen nur anschließen und nochmal betonen, wie toll es von dir ist, dass du so für deine Freundin da bist! Gib nicht auf und halte weiter zu ihr.

    Ich persönlich kann dir nur folgende "Tipps" geben, ein Patenrezept gibt es ja leider nicht, da jeder Betroffene grundsätzlich anders auf Hilfe reagiert. Ich würde auf jeden Fall nicht bemuttert werden wollen - sei ruhig ehrlich, sag deiner Freundin, dass du dir sehr große Sorgen um sie machst und dass du nicht willst, dass sie sich selbst gefährdet. Sei Aufmerksam und versuch herauszufinden, ob irgendetwas schlimmes in England passiert ist. Vor allem ist es wichtig, dass du ihr wirklich zeigst, dass sie dir vertrauen kann und du sie nicht fallen lassen wirst - egal was passiert oder was sie dir erzählt.

    Sei einfach weiterhin so eine wundervolle Freundin! Du beeindruckst mich sehr, ich wünsche dir und deiner Freundin alles erdenklich Gute!

    Liebe Grüße,

    Syn
     
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  8. Gast

    gast15

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    Top Poster des Monats

    So, ich wollte euch mal kurz berichten, was so bis jetzt passiert ist. Ich war in diese Woche auf Klassenfahrt, konnte deshalb nicht mehr schreiben. Aber ich konnte meine Freundin ein wenig beim Essen beobachten und unterstützen und hatte viele Momente, in denen wir allein waren. Zur Zeit isst sie recht gut, was größtenteils daran liegt, dass sie wieder in eine Klinik muss, wenn sie noch ein paar Gramm mehr abnimmt. Ich weiß, dass sie vermutlich in Gedanken noch immer in ihrer Magersucht ist, aber ich bin wirklich froh, dass sie sich wenigstens soweit unter Kontrolle hat, dass sie normal essen kann. Sie kann auch sagen, was sie lecker findet und holt sich auch nochmal Nachschlag, wenn sie noch Hunger hat. Das ist schonmal ein Fortschritt. Ansonsten haben wir viel zusammen gemacht, waren in vielen Läden, die wir mögen und haben sehr viel geredet. Ich denke, das hat ihr sehr gut getan (mir auch!). Außerdem denke und hoffe ich, dass es ihr einfach hilft, wenn ich vor ihr ganz normal esse, sie nicht anstiere, während sie isst und das Thema Essen aber auch nicht panisch vermeide. Diese Woche hat mich, was ihr Essverhalten angeht, erstmal positiv gestimmt und ich bin eigentlich ganz zuversichtlich, dass sie das in Zukunft wieder so hinkriegt, dass es wenigstens so ist, wie es vor ihrem Englandaufenthalt war. Sie hasst es nämlich in dieser Klinik (also, sie hasst es vor allem, weil es dort so langweilig ist) und möchte vermeiden, da wieder hinzugehen. Außerdem möchte sie auch wieder normal essen, also sie erkennt ihr Problem schon und will auch was daran ändern, das lässt mich Hoffnung schöpfen. Vielen Dank nochmal für ihre Hilfe! (:
     
  9. Gast

    gast15

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    Top Poster des Monats

    Das sollte natürlich "eure" heißen ...
     
  10. ehemaliges Mitglied

    Fuzzy

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    Dabei seit 5. November 2012
    Das hört sich ja schon gut an, ich finde es wirklich toll, dass du so eine gute Freundin für sie bist. Sei für sie da, damit hilfst du ihr schon sehr, den Rest des Weges zur Genesung muss sie jedoch selbst gehen, aber mit dem Rückhalt, den sie in die findet, wird sie es wohl schaffen, wenn sie will.
     
  11. Gast

    gast15

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    Top Poster des Monats

    Hallo. Ich bin es mal wieder, weil zur Zeit wieder alles schlimmer geworden ist mit meiner Freundin. Sie hat zwar nicht weiter abgenommen, aber dafür komme ich jetzt gar nicht mehr an sie heran. Ich bin wirklich jeden Tag am Verzweifeln, weil ich neben ihr stehe und es sich trotzdem anfühlt, als wäre eine meterhohe Mauer zwischen uns. Wir reden kaum noch über ernstere Themen und irgendwie habe ich ständig das Gefühl, ich nerve sie irgendwie - egal, ob ich gar nichts sage, Smalltalk versuche oder irgendwas von Bedeutung anspreche. Ich frage sie sehr oft, ob wir uns mal treffen wollen, damit ich mal wieder mit ihr allein sein kann, aber es klappt nie. Ich hab ständig das Gefühl, sie fühlt sich verpflichtet, was mit mir zu machen, im Unterricht neben mir zu sitzen usw. Wenn ich sie frage, wie es ihr geht, sagt sie "gut", aber es ist doch offensichtlich, dass es ihr nicht gut geht. Ich mache mir mal wieder mächtige Sorgen und weiß nicht mehr weiter. Für mich ist sie auch als emotionale Stütze weggebrochen, weil sie von einem Tag auf den anderen so anders zu mir war, so reserviert und distanziert. Ich frage mich andauernd, was ich falsch gemacht habe und wie ich an sie herankommen könnte. Ich möchte ihr so gerne helfen. Doch gerade bin ich dabei, sie zu verlieren.
     
  12. Gast

    Tempest

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    Top Poster des Monats

    Erstmal: Ein großes Kompliment an dich, dass du ihr immer noch zur Seite stehst! Viele andere sind nicht so treue Freunde wie du.

    Es ist schön, dass sie nicht weiter abgenommen hat, aber leider muss das nicht bedeuten, dass es ihr besser geht.
    Weißt du denn mittlerweile, was der Auslöser für ihren Rückfall war, was in England passiert ist?

    Du kannst ihr helfen, wenn du für sie da bist und sie nicht fallen lässt, auch wenn sie sich zurückzieht. Leider kapseln sich Menschen mit Essstörungen oft in akuten Phasen von ihrer Umwelt ab, wollen keine Hilfe annehmen und auch nicht einsehen, dass es ihnen eben nicht "gut" geht.
    Das ist bei mir ebenso, und durch dieses Verhalten habe ich vor ein paar Jahren gute Freunde verloren. Ich habe mich genauso verhalten wie deine Freundin jetzt - wollte nicht mehr rausgehen, habe immer erzählt es gehe mir gut. Ich habe nichts mehr mit Freunden unternommen und mich irgendwann völlig abgekapselt. Irgendwann wurde ich nicht mehr gefragt, och ich mit ihnen etwas machen möchte. Und auch wenn es den Anschein hatte, als wollte ich das gar nicht - es hat mir unglaublich weh getan, denn eigentlich wollte und brauchte ich die Gesellschaft und Freundschaft sehr.

    Ich kann mir gut vorstellen, dass es deiner Freundin ebenso geht. Und auch, wie schwer es für dich ist, es dennoch immer weiter bei ihr zu versuchen und dann von ihr so abgewiesen zu werden.
    Ich würde versuchen, ihr so weit es geht (und dich nicht selber zu sehr belastet, du musst schließlich dabei auch an dich denken!) beizustehen und für sie da zu sein. Wenn sie so weit ist, wird sie es annehmen und sich hoffentlich auch anders helfen lassen. Aber das muss leider von ihr kommen, da kannst du nicht viel tun.


    Alles Liebe, und ich wünsche dir und deiner Freundin viel Kraft, um das durchzustehen!

    Tempest
     
  13. Gast

    gast15

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    Top Poster des Monats

    Vielen Dank für deine Antwort. Wegen England bin ich, ehrlich gesagt, immer noch nicht viel schlauer, sie hat halt mal zu mir gesagt, dass es einfach der ganze Stress und die Gesamtsituation waren, die sie wieder rückfällig werden lassen haben. Ich habe einfach das Gefühl, sie will überhaupt nicht mehr mit mir befreundet sein und sucht regelrecht Gründe, warum sie sich nicht mit mir treffen kann. Ich weiß, Magersucht oder allgemein Essstörung haben vor allem mit Kontrolle und Isolation zu tun, sodass Freunde meistens irgendwie außen vor sind, aber mit all unseren anderen Freundinnen geht sie auch "normaler" als mit mir um. Könnte es denn sein, dass sie Angst hat, ich könnte zu tief nachbohren oder ihre Schwachpunkte entdecken, wenn ich ernst mit ihr sprechen will und ihr beistehe? Seit Wochen schon reden wir kaum noch ein Wort miteinander und wenn in einer Ehe nicht mehr gestritten, sondern nur noch geschwiegen wird, sagt man, alles ist zu spät. Bei Freundschaften ist es sicher genauso. Seit Wochen schwelt der Konflikt und drängt sich ganz subtil zwischen uns, und obwohl wir ihn beide spüren, sprechen wir ihn doch nie an. Ich würde ihr gerne einmal so viele Dinge sagen, würde ihr gerne sagen, wie viele Sorgen ich mir mache, würde gerne erzählen, dass es mir selbst gerade auch nicht gut geht und ich sie genauso als Freundin brauchen könnte, dass ich wütend bin auf sie, weil sie sich so von mir entfernt und nicht mit mir darüber spricht. Aber in der Schule ist dafür weder Zeit noch Raum. Deswegen würde ich mich gerne mit ihr allein treffen, aber das kommt ja auch nicht zustande, weil sie immer irgendwas anderes vorhat. Für mich ist es selbstverständlich, Freunden in allen Momenten im Leben beizustehen, sie nicht einfach links liegen zu lassen, wenn es kritisch wird. Ich würde wirklich gerne darüber sprechen, was gerade alles schiefläuft. Ich dachte immer, das ist vielleicht das, was man sich wünscht. Man wünscht sich doch einen Freund, der einen nicht verlässt, der für einen kämpft, obwohl er selbst wütend ist auf einen. Aber ich habe das Gefühl, meine Freundin würde mich lieber loswerden, als mich als Freundin zu haben.
     
  14. Gast

    Kris

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    Top Poster des Monats

    Hallo :)
    ich dachte, vielleicht hilft es dir mal zu hören, wie ich selber damit umgegangen bin, wenn ich eine schlimme Phase habe.
    Du schreibst, deine Freundin würde mit anderen Freundinnen (in der Schule?) normaler umgehen als mit dir und sich dir gegenüber aber zurückziehen. Nun, wenn ich an mich selber denke, dann kann ich klar sagen, dass ich mich immer eher von Menschen zurückgezogen habe, die mir wichtig waren und denen ich mich nahe gefühlt habe. Mir ist es immer leichter gefallen, mich auf Menschen einzulassen, die es eigentlich gar nicht so interessiert hat, wie es mir geht und was in mir vorgeht. Einfach auch, um unangenehmen Fragen oder Themen aus dem Weg zu gehen. Ich habe mich dann oft gezielt mit Menschen umgeben, die zwar dafür sorgten, dass ich jemanden hatte, mit dem ich etwas unternehmen konnte und eben nicht alleine war, aber auf der anderen Seite auch nicht in mich drängen oder mir drohen, zu nahe zu treten. Das führte dann dazu, dass ich mich vor allem von Menschen distanzierte, die mir wertvoll waren und die mir eben nahe waren.
    Ich weiß, das ist ziemlich blöde aber es ist ja auch keine wirkliche Entscheidung, sondern etwas, das einfach zusammen mit der ES kam.
    Ich habe erst spät gelernt, das nicht zu tun. Mich da selber zu durchschauen, warum ich mich so verhalte und was ich damit beabsichtige, war ja nur der erste Schritt. Manchmal verhalte ich mich immer noch so, wenn es mir schlecht geht. Dann stoße ich auch oder vor allem auch meinen Partner weg, der ja alles weiß und mich von allen am Besten kennt.
    Mittlerweile kann ich dann aber auch auf Menschen zugehen, wenn ich ihnen Unrecht getan habe. Dann entschuldige ich mich und erkläre, was los war. Bisher haben sie es verstanden und das hat es auch für die Zukunft immer eher leichter gemacht, wenn sie merkten, ich verhalte mich wieder anders. Sie konnte gezielter fragen... was wieder nur erstmal dazu führte, dass ich dem ausgewichen bin. Aber es ist eben eine Schutzreaktion, die man manchmal nur schwer im Griff hat.
    Ich kann deine Furcht, deine Sorgen und auch die Wut verstehen. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass deine Freundin sich zur Zeit mit diesen Gedanken nicht unbedingt auseinandersetzt, sprich, sich nicht damit konfrontiert, dass sie sich dir gegenüber vielleicht anders verhält als früher oder anderen gegenüber.
    Ich kann dir nur immer sagen, was andere auch gesagt haben: Versuch an ihrer Seite zu bleiben. Wenn sie Hilfe braucht und deine Nähe sucht, sei da. Ich weiß, dass es frustrierend ist und man wütend wird, weil man ja selber auch eigentlich einen Freund braucht, aber nimm es ihr nicht zu übel. Es ist nicht unbedingt sie selber, die so entscheidet, es ist ein Teil von ihr, von dem ich auch nur so auf Distanz schwer einschätzen kann wie dieser genau ausgeprägt ist und inwieweit sie in reflektiert oder wie sie mit ihm umgeht.
    Vielleicht ist es dir ein Trost, dass ihr Verhalten nicht bedeuten muss, dass du ihr egal bist, sondern eventuell sogar eher, dass du eigentlich ein sehr kostbarer Mensch bist für sie. Diesbezüglich kann ich wie gesagt nur von mir selber auf sie schließen und dir nicht versprechen ob es ihr da genauso geht. Vermutlich kannst du das selber noch besser einschätzen. Es wäre zumindest ein Aspekt, den du in Betracht ziehen kannst.
    Wie gesagt, sie ist da auch nur irgendwie gefangen in sich selbst und möchte dich bestimmt nicht verletzen! Es ist einfach eine schwere Situation, in der ihr beide euch da befindet. Und manchmal, so leid es mir tut, gehen Freundschaften auch daran kaputt. Das kann man dann nicht ändern. Versuch aber, darum zu kämpfen! Es ist dir ja sehr wichtig... und ich würde euch wünschen, dass sie bald auf dich zugeht und ihr offen darüber sprechen könnt!
    Ganz liebe Grüße!
    Kris

    PS: Dabei fällt mir ein, eine gute Freundin von mir ist auch magersüchtig. Sie weiß von meiner Essstörung und gerade deswegen haben wir beide immer wieder Phasen, in denen sie sehr meine Nähe sucht und mit mir reden möchte, auf der anderen Seite aber auch immer wieder Zeiten, in denen sie sich sehr von mir zurückzieht. Ich beziehe das darauf, dass sie mir ausweicht, weil ich sie gut kenne und eventuell sehen würde, wenn es ihr nicht gut geht. Und oft möchte man ja nicht, dass andere sich sorgen oder wissen, dass man Probleme hat. Der Witz ist, gerade dadurch, dass sie mir ausweicht weiß ich ja mittlerweile, dass es ihr gerade schlechter geht. So hebelt man dieses Verhalten irgendwann von alleine aus. Und eigentlich bringt es einander näher, wenn man solche Dinge gemeinsam überstanden hat!
    Nochmal ganz viel Glück euch beiden!
     
  15. Gast

    Tempest

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    Top Poster des Monats

    Das kann ich alles so unterschreiben.
    Gerade die, die einem viel bedeuten, möchte man in den ganzen Mist nicht mit hineinziehen. Ich habe auch versucht, alle so fern von meinen Gefühlen und Problemen zu halten - je näher sie mir waren, desto weiter habe ich sie weggestoßen. Zum Einen, um mir selber nicht eingestehen zu müssen, wie schlecht es mir eigentlich geht. Zum Anderen, um sie nicht mit meinen Problemen zu belasten, damit sie sich keine Sorgen machen.

    Und vielleicht auch gar nicht so wirklich realisiert hat, wie ihr Verhalten auf andere wirkt. Ich stecke natürlich nicht in ihrem Kopf, aber bei mir war es so, dass ich denen, die ich aus meinem Leben ausgeschlossen habe, eigentlich damit etwas Gutes tun wollte -> sie nicht belasten wollte. Dass die es natürlich anders gesehen haben (so wie du auch!) ist mir erst viel später klargeworden.

    Ich hoffe es hilft dir ein wenig, sie besser zu verstehen.

    Alles Gute!
     
  16. ehemaliges Mitglied

    Breezy

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    Dabei seit 26. August 2010
    Hallo, ich würde gerne auch etwas aus meiner Sicht dazu sagen.

    Bei mir war und ist es auch oft so, dass ich mich zunehmend zurückziehe, wenn es mir schlecht geht. Ich möchte nicht ständig mit der Sorge anderer um mich konfrontiert werden, weil es mich ja selbst ungeheuer anstrengt damit klarzukommen.
    Ich denke eine gute Möglichkeit wäre, ihr einen Brief zu schreiben. Dort kannst du auf alles eingehen, was dich bedrückt. Ihr sagen, dass du sehr traurig bist und sie nicht als Freundin verlieren willst, auch das du sauer auf sie bist, dass sie sich stillschweigend so zurück zieht. Sie hat dann die Möglichkeit darüber nachzudenken, alles sacken zu lassen und fühlt sich nicht so in die Enge getrieben, als wenn sie dir in einem Gespräch direkt gegenüber stehen müsste. Das fällt auch mir nämlich immer sehr schwer, vielleicht ist es bei ihr ähnlich.
    Ich würde sie also nicht allzu oft damit konfrontieren. Lass ihr Zeit, auch wenn es sehr schwer ist. Aber gib ihr auch nicht das Gefühl, es sei dir egal, denn dann wird auch sie ganz aufgeben.
    Vielleicht schreibst du in den Brief, dass du immer ein offenes Ohr für sie hast, wenn sie das Bedürfnis hat zu reden, dass du sie aber von nun an eher in Ruhe lassen wirst, da du sie nicht "bedrängen" und die Freundschaft zu ihr nicht verlieren möchtest.

    Ich kann natürlich nur von mir sprechen, was mir in diesen Phasen am besten tut. Aber wie gesagt, ein Versuch wäre es allemal wert :)
     
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  17. Gast

    Tempest

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    Top Poster des Monats

    Hat sich bei dir und deiner Freundin etwas getan?

    Lieben Gruß!
     
  18. Gast

    gast15

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    Top Poster des Monats

    Jein.^^

    In den letzten Wochen haben wir unsere Freundschaft ohne große Worte vorerst auf Eis gelegt. Wir haben sozusagen aufgehört, miteinander zu sprechen, ehrlich gesagt ging das von meiner Freundin aus, die jeglichen Kontakt einfach abgebrochen hat und ich habe mich dem dann eben angepasst. Ich denke, für uns beide ist es erst einmal besser so. Vielleicht kann durch die Distanz neue Nähe entstehen und vielleicht können wir nach einer Zeit des Abstandes wieder zueinander finden, aber erst einmal sind wir ohne einander besser dran. Ich habe alles mir Mögliche getan, um meiner Freundin zu helfen und die Freundschaft zu retten, aber ich habe versucht, etwas am Leben zu erhalten, was schon längst tot war. Auch für mich ist es so erstmal besser. Es tut mir leid, dass ich ihr nicht helfen konnte und ich wünsche mir sehr für sie, dass sie vielleicht irgendwann nochmal dazu bereit ist, Hilfe anzunehmen.
     
  19. ehemaliges Mitglied

    Breezy

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    Dabei seit 26. August 2010
    Oh, dass tut mir leid.
    Es ist ja leider wirklich so, dass, wenn jemand partout keine Hilfe möchte, es sinnlos ist, es immer wieder anzubieten, weil man sich schnell in die Enge getrieben fühlt. Manchmal muss man wirklich erst an einem schlimmen Punkt ankommen, bis man sich selbst Hilfe holt, diese dann aber auch annehmen kann.
    Dennoch darfst du ja auch dich selbst dabei nicht vergessen, auch wenn es schwer fällt, sie gehen zu lassen. Ich denke, dass ist mehr als verständlich.
    Ich wünsche ihr, dass sie irgendwann wieder Hilfe annehmen kann und wünsche euch, dass ihr dann wieder zueinander findet.
     
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  20. Gast

    Tempest

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    Top Poster des Monats

    Das tut mir Leid, aber du hast Recht, wenn du das machst, was für dich gut ist. Und dich an ihrer mangelnden Einsicht und Kommunikationsfähigkeit aufzureiben, ist es wohl nicht.

    Ich hoffe, dass die Distanz euch beiden gut tut und eure Freundschaft zu einem späteren Zeitpunkt noch mal eine Chance bekommt.
    Alles Gute!
     
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