Meine Ziele - Realität und Illusion

Dieses Thema im Forum "Diskussionen" wurde erstellt von *Mina*, 5. Februar 2013.

  1. Gast

    *Mina*

    Expand Collapse

    Ich hoffe, dass es ist Ordnung ist, dass ich hier schreibe. Ich habe vor längerer Zeit schonmal hier im Gästebuch geschrieben, aber seither eher still mitgelesen und immer mal wieder vorbeigeschaut. Ich weiß (noch) nicht genau, warum ich hier wieder schreibe, was ich mir genau von diesem Beitrag erhoffe. Ich glaube, ich möchte ich einfach nur mal meine Gedanken loswerden, und ich freue mich über jeden, der seinen Senf dazu geben mag, vielleicht gibt es ja jemanden, dem es so ähnlich geht wie mir,

    Ich frage mich oft, was ich eigentlich wirklich erreichen will.
    Ich gehe zu einer Beratungsstelle (ursprünglich wegen SvV, mittlerweile geht es aber hauptsächlich um mein Essverhalten), und sage dort immer, dass ich etwas verändern will, dass ich "gesund" werden will, so nicht weitermachen möchte.
    Es stimmt, ich bin nicht glücklich, so wie es mir jetzt gerade geht. Ich weiß, dass ich kein gesundes Verhältnis zu mir, meinem Körper und meinem Essverhalten habe.
    Auf der einen Seite wäre ich so gerne normal, ich vermisse es, unbeschwert durchs Leben zu gehen, ich würde gerne weniger nachdenken und mehr einfach leben. Ein Teil von mir will das wirklich, kämpft dafür, und macht, dass ich versuche, normale Mahlzeiten zu mir zu nehmen, nicht zu kotzen, nicht zu hungern.
    Aber auf der anderen Seite habe ich Angst vor dem Normalsein. Ich habe Angst, dieses Problem zu verlieren, obwohl ich eigentlich keinen Aspekt daran nennen kann, der positiv für mich ist.
    Ich ändere ständig meine Meinung, den einen Tag will ich, dass es mir besser geht, und am nächsten Tag sitze ich da und quäle mich mit jedem Bissen herum.
    Und dann frage ich mich: Ist es überhaupt möglich, "gesund" zu werden? Wie viel Heilung ist denn überhaupt realistisch? Werde ich jemals wieder ein so ungezwungenes Verhältnis zum Essen haben wie noch vor wenigen Jahren?
    Vielleicht ist es falsch, so zu denken, oder zumindest unklug. Aber manchmal denke ich auch, dass ich vielleicht gar nicht kämpfen sollte, dass es sich nicht lohnt. Wozu sich anstrengen, wenn man am Ende doch wieder über der Toilette hängt oder nach langer Zeit immer noch beim Essen die Gedanken an Kalorien und Nährwerte unterdrücken muss?
    Ich verstehe mich selbst nicht. Und ich bin müde. Jeder Tag ist wie eine kleine Schlacht. Ich kämpfe, aber eigentlich weiß ich noch nichtmal, auf welcher Seite, und ich weiß nicht, ob es bei dieser Schlacht überhaupt einen Sieger geben kann.

    Es tut mir leid, dass ich hier so ein Chaos schreibe, aber vielleicht kann ja jemand mit meinen verworrenen Gedanken etwas anfangen, sie nachvollziehen oder verstehen.

    Liebe Grüße an euch alle :)
    *Mina*
     
  2. Gast

    Seraphine

    Expand Collapse

    Liebe Mina,

    das, was du schreibst, kann ich in vielen Punkten absolut nachvollziehen. Denn obwohl dir vielleicht im ersten Moment nichts Positives an deiner Krankheit einfällt, gibt es sich ein paar Dinge, die dich vor Hilfe zurückschrecken lassen. Vielleicht ist es die Aufmerksamkeit, die dann fehlen würde, vielleicht hast du Angst, die Essstörung als "Rettungsanker" in schweren Zeiten zu verlieren. Geheilt werden in dem Sinne, dass du einfach alles auf Anfang setzen und genauso wie vor deiner ES leben kannst - ich glaube, das geht nicht. Ich denke, mit einer ganz starken Willenskraft, viel viel Unterstützung und Stabilität kannst du es schaffen, eine gute Balance zu finden. Aber es wird immer Phasen geben, in denen du ganz krass in alte Verhaltensmuster zurückgeschleudert wirst, insofern hast du Recht. Dass du nie wieder an Kalorien oder dein Gewicht denkst, das kann hier, glaube ich, niemand garantieren. Eher im Gegenteil. Aber, und ich finde, das ist das Schöne daran, man kann lernen, damit zu leben, damit umzugehen. Wenn du die Therapeuten der Beratungsstelle und vielleicht auch Freunde/Familie an deiner Seite hast, kannst du es mit der Zeit schaffen, ein Ziel zu entwickeln. Deine Unzufriedenheit mit der momentanen Situation ist der erste Schritt dahin. Und auch wenn die ES dich in ihrer Gewalt hat, letztendlich kann es dein Kopf sein, der sich für das Leben entscheidet. Es wird sicher immer ein, naja, komplizierteres, mehr von Gedanken geprägtes Leben sein als das deiner Mitmenschen, aber mit viel Willensstärke kannst du es schaffen, die ES vielleicht nicht zu besiegen, aber im Zaum zu halten.

    Ich meine, aus deinen Worten herausgelesen zu haben, dass du sehr unsicher bist, sehr mit dir haderst und nicht so recht weißt, ob das eigentlich normal ist, dein gedankliches Hin und Her. Ich glaube, das ist schon normal. Es ist ja eigentlich sogar ein Zeichen dafür, dass du auch andere Perspektiven mit einbeziehst. Du lässt dich nicht mehr nur von der ES beherrschen, du denkst über deine Zukunft, über mögliche Hilfsangebote nach. Ich glaube, das ist schon ein großer Schritt. Du schwankst zwischen "Gesundwerden" und "Krankbleiben" und wenn du daran noch ein wenig arbeitest, kannst du vielleicht das "Gesundwerden" wie oben beschrieben als realistisches und echtes Ziel festigen.
    Ich wünsche dir viel Kraft, Mut und Willensstärke!
    Seraphine

    PS: Kämpfen lohnt sich immer! Ganz egal, ob es Rückschläge gibt - die gibt es ganz bestimmt.
     
  3. Gast

    *Mina*

    Expand Collapse

    Liebe Seraphine,

    Vielen Dank für deine Antwort. :)
    Natürlich hat meine Krankheit auch Seiten, die machen, dass ich sie nicht loslassen will. Ich hatte nur geschrieben, dass es keine positiven Seiten gibt, weil eigentlich alles an ihr schlecht ist, wenn man versucht, sie objektiv zu betrachten.
    Ich habe Angst, dass ich es nicht schaffe, dass ich nicht gesund werde, auch wenn ich es wirklich versuche. Solange ich mich ein bisschen zu sehr an der Krankheit festhalte, kann ich immer noch sagen, dass ich ja gar nicht gesund werden will, und dass es deswegen kein Wunder ist, dass das nicht passiert. Aber was, wenn ich es versuche - wirklich versuche - und es nicht klappt?
    Außerdem weiß ich nicht, wie ich bin, ohne das Essen/Nicht-essen/Übergeben. Irgendwie haben diese Gedanken rund um das Sich-selbst-schaden so lange so viel Raum eingenommen, dass ich mir einfach nicht vorstellen kann, ohne sie zu leben.
    Noch vor einiger Zeit habe ich mich ziemlich oft selbst verletzt, mittlerweile tue ich das nicht mehr. Und das Blödeste daran: Ich vermisse es zwischendurch. Und ich denke in solchen Momenten tatsächlich, dass ich ja wenigstens noch meine Probleme mit dem Essen habe.
    Ganz grundsätzlich würde ich die Zeit nicht zurückdrehen wollen. Selbst wenn ich könnte, ich würde diese Erfahrungen nicht ungeschehen machen. Ich hoffe einfach, dass das alles einen Sinn hat, dass es für irgendwas gut ist, und dass ich letztendlich daran wachse.
    Du hast schon recht, ich schwanke eigentlich die ganze Zeit, ich bin total unsicher. Aber vielleicht.. wird auch das ja mit der Zeit besser? Ich will ja gar nicht, dass ich irgendwann vollkommen gesund bin und genau wie alle anderen einfach esse, vollkommen ohne nachzudenken. Ich würde mir einfach nur wünschen, dass ich mir einigermaßen sicher sein kann, dass ich einen stabilen und für mich gut aushaltbaren Zustand beibehalten kann. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, immer so zu leben, wie ich es jetzt tue. Diese Unsicherheit frisst so unglaublich viel Kraft.

    *Mina*
     
Die Seite wird geladen...