Die Spirale - oder das Anfang vom Ende.

Dieses Thema im Forum "Diskussionen" wurde erstellt von schwanenfeder, 25. Juli 2015.

  1. Gast

    Artemis

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    Ja, der ständige Kampf im Umgang mit den Lebensmitteln zermürbt so sehr...
    Wir können dem nicht entgehen, weil wir jeden Tag aufs Neue damit konfrontiert werden, Nahrung ist immer um uns herum verfügbar. Und wir MÜSSEN essen, um zu existieren, aber warum passiert immer wieder dieser Kontrollverlust.
    Ich finde es sehr gut, Schwanenfeder, wie du erzählst, die Schokolade bewusst einzubauen und einem Bedürfnis nachzugeben. Vielleicht ist dies ein kleiner Schritt, der das Verlangen etwas stillen kann ohne auszuarten.
    Vor zwei Tagen war ich leider nicht so stark und habe alles mögliche in mich reingeschoben. Es war kein extremer FA, aber dennoch deutlich zu viel. Die Scham und der Selbstekel sind so schwer zu ertragen. Aber ich habe mich gezwungen, das Essen drin zu behalten und es auch geschafft, obwohl die Magenschmerzen und das Völlegefühl furchtbar waren. Ich sehe es auch als einen winzigen Schritt nach vorne an, ich versuche mir diese Gefühle in Erinnerung zu rufen und abgeschreckt zu sein und ich erhoffe mir, dass diese Abschreckung immer mal wieder funktioniert.
    Dadurch, dass wir das Thema Essen nicht meiden können und jeden Tag in die sprichwörtliche Höhle des Löwen müssen, brauchen wir so unglaublich viel Kraft. Aber vielleicht können wir daraus manchmal auch eine Hoffnung schöpfen, gerade weil es so unausweichlich ist. Eine stille Resignation, eine gewisse Akzeptanz, dass kein Leben ohne Essen möglich ist, dass man Energie braucht, dass das Leben durch unbeschwertes Essen so viel schöner sein kann. In manchen Momenten gelingt es mir...
     
  2. schwanenfeder

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    liebe artemis, das war ein unheimlich wichtiger und STARKER schritt, das essen drinzubehalten! respekt dafür! ich geb dir aber nen tipp: versuch, das ganze umzuwerten. versuch, den FA nicht als schwäche anzusehen, sondern als bedürfnis deines körpers und deiner seele. als signal, dass irgendetwas nicht gestimmt hat. kannst du noch rekonstruieren wie du dich unmittelbar vorgefühlt hast, was passiert ist, welche gedanken du hattest? vielleicht hilft es dir, zu verstehen, warum es passiert ist... sei nicht abgeschreckt davon, denn auch DAS gehört zu dir! versuch, dir wohlwollend und mit verständnis zu begegnen. du sprichst ja schon von akzeptanz. genau das ist es.. akzeptieren, dass die bedürfnisse da sind - und momentan eben auch noch die krankheit - als indikator für die verrückungen in dir. schau doch mal zu dir hin und betrachte dich selbst nicht als abschreckung. dafür bist du mit all deinen empfindungen zu wertvoll! - ja, es kostet kraft. auch dieser weg kostet kraft. denn es sind scheißunangenehme gefühle, die einem begegnen und die man durch rauskotzen oft umgeht. ich machs ja auch oft genug. aber manchmal ist es auch spannend, sie auszuhalten und sie "anzuschauen" und daraus zu lernen, dass sie aushaltbar sind und vorbeigehen. glaub an dich und vertrau dir! essen ist da. wird immer da sein, um uns herum. aber essen ist nicht unser feind. essen mag ein trigger sein. aber nur dadurch, dass wir es so bewerten. essen kann uns auch stabilität geben, damit eben solche "entgleisungen" nicht mehr passieren. verstehst du so ungefähr, was ich meine?
     
  3. Gast

    Artemis

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    Vielen Dank, liebe Schwanenfeder, für deine bestärkenden Worte!
    Uns blockiert so oft die Angst vor unseren Gefühlen, weil wir nicht glauben, sie aushalten zu können und letztendlich blockieren uns dann nicht die Gefühle, sondern die Angst selbst.
    Ja, das Essen kann auch Stabilität verleihen und es kann so wundervoll sein, wenn es schmeckt und man einfach "normal" isst. Unsere Selbstachtung uns gegenüber sollte mit jedem Mal, bei dem dies funktioniert, in die Höhe wachsen, bis die Krankheit letztendlich keine Chance mehr hat. Den Bedürfnissen ohne Argwohn nachgehen zu können, im Vertrauen, dass mein Körper mir sagt, was gut und richtig für ihn ist, ohne zu entgleisen, das wünschen wir uns wohl alle!
     
  4. schwanenfeder

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    .... ein Text aus meinem Blog von heute, der vielleicht auch ganz gut dazu passt ... momentan ist echt schlimm bei mir. Heftige (und teure) Attacken, weil ich ansonsten nur vor mich hin hungere ... ich muss mich endlich wieder aufraffen, zu essen ...


    Graue Nebelschwaden hängen 30 Zentimeter über dem Bett. Der Abstand zwischen qualmender Zigarette und Matratze. Irgendwo dazwischen hab ich mich platziert. Abgestellt. Für die leeren Stunden am Tag, an denen ich bewegungslos ins Schwarz starre.

    Ich kotze mich durch den Morgen und ficke mich durch die Nacht. Ich mime die perfekte Liebhaberin, untermale meinen Hauch von Leben mit rauer Gitarrenmusik und merke nicht, dass ich mir die Melodien nur vorspiele. Es ist einfach, nicht hinzusehen. Und es ist noch viel einfacher, alles einfach so weiter zu machen, wie man es Jahre lang gemacht hat. Aber du kannst dich nicht davonstehlen. Aufstehen und gehen und „Tschüss!“ sagen, wenn die Drecks-Gefühle wieder anklopfen. Wenn der Druck in der Kehle pocht, wenn die Traurigkeit dich zerreißt. Wenn du genau weißt, was zu tun ist, aber nicht handeln kannst.

    Ich hab das alles schon mal durch. Immer und immer wieder kehre ich an diesen Nullpunkt zurück. Hungern, trinken und Männer. Und wenn das alles zu viel wird, erbrichst du den ganzen Müll. Hast du das Gefühl, dass du gar nicht so viel fressen kannst, wie du kotzen willst. In diesen Momenten lächelst du wie verrückt. Du strahlst wie nie zuvor. Weil du einfach nicht glauben willst, dass es wieder so weit ist. Dass du wieder an diesem Punkt. Du steckst immer noch in den guten Momenten fest, obwohl dein Leben schon wieder völlig aus den Rudern läuft. Du merkst das. Du siehst das. Aber du handelst nicht. Du tust und tust und tust nur einfach weiter, was du schon immer gemacht hast, sobald du dich unsicher gefühlt hast. Kompensieren.

    Was bleibt, ist die Einsamkeit.
    Was bleibt, ist die Realität.
    Was bleibt, bin ich.
    Und die ablaufende Zeit.
     
  5. Gast

    BlackSun

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    Liebe schwanenfeder,

    deine Worte erinnern mich an eine Zeit in meinem Leben, die wohl nicht die vorzeigbarste Zeit war.
    Ich habe diese Zeit geliebt, ich habe sie gehasst.
    Einerseites habe ich gelebt. Ich habe mein Leben gespürt, auf der Überholspur und habe nur wenig anbrennen lassen.
    Andererseits war ich es, die abends allein daheim war und mich selbstverlezt habe, weil die Einsamkeit so groß war.

    Ich bereue wenig aus dieser Zeit, auch wenn manche Begnungen überflüssig waren. Immerhin stärkt man sein inneres Ich in dieser Zeit, so ging es mir zumindest.

    Denke nicht an die ablaufende Zeit. Versuche das hier und Jetzt zu genießen, auf deine ganz eigene Weise.

    Fühle dich gedrückt
    BlackSun
     
  6. Probezeit nicht bestanden

    whiteFee

    Expand Collapse

    112
    0
    0
    31 Jahre alt
    Dabei seit 11. August 2015
    Huhu <3
    Ich finde es auch wichtig, das man im Augenblick lebt. Klar, es ist wichtig, dass man sich vor Augen hält, was früher passiert ist und in der Zukunft wichtig ist, aber man kann es ja nur im Hier und Jetzt umsetzen.
    Mich motiviert immer der Satz: Heute ist es vielleicht leichter als morgen und irgendwann ist man stark genug, um es zu schaffen. Wenn ich esse und mich danach schlecht und hässlich fühle, sage ich mir zum Beispiel, dass es noch ok ist und morgen wir es ja vielleicht schon mehr essen. Aber so hilfreich ist das auch nicht immer.

    Das ist es schon leicht, sich mit vielen Dingen abzulenken. Habe auch manchmal das Gefühl, ich hetze von Knaller-Moment zu Knaller-Moment, nur um nicht herauszufinden zu müssen, was passiert, wenn ich plötzlich im Moment bin und alles zusammen wahrnehme.
    Gott, klingt das dramatisch ^^`

    *wop-rose*
     
    Collapse Signature Expand Signature
  7. Gast

    BlackSun

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    Und WIE dramatisch es klingt <3


    Aber anders geht es mir ja auch nicht.
    Wenn ich nüchternd darüber nachdenke, dass bei jedem Kotzen ein Knötchen im Hirn platzen könnte, wegen dem Druck und Drumherum, dann klingt deine Post fast schon nicht mehr dramatitisch :)

    Wir sind doch eigentlich bescheuert, dass wir uns das antun, oder?
     
  8. Gast

    Artemis

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    "Bescheuert" liegt im Auge des Betrachters... aber ein bisschen sind wir es wohl schon, wenn man sich vor Augen hält, dass man dem Körper langfristig gesehen ernsthaft schadet.
    Aber was ist nun besser? Das Kotzen und somit dem Körper schaden, aber wenigstens vom Gefühl her hinterher wieder besser dastehen oder zu versuchen, das Essen drinzubehalten und dann vor Verzweiflung nicht ein und aus zu wissen?
    Immer wieder versuche ich, mich nicht zu übergeben und hab dann so sehr mit mir selbst zu kämpfen. Ich fühle mich hässlich und fett, wie ein aufgepumptes Flusspferd und weiß nicht was ich machen soll...
    Wie ist das bei euch?
    Akzeptiert ihr den Kreislauf aus Fressen und Kotzen und habt es so einigermaßen im Griff oder kämpft ihr auch manchmal damit, ein Mini-Schrittchen nach vorne in der Hoffnung auf Besserung zu gehen?
     
  9. Gast

    BlackSun

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    Liebe Artemis,

    darf ich fragen, wie alt du bist?

    Die Bulimie ist immer der falsche Weg, um abzunehem. Immer!
    Das ist eine Hölle ohne Ende. Gehe diesen Weg bitte nicht.

    Ja, manche Frauen (wie auch Männer) wiegen etwas mehr, aber kommt es nicht eigentlich auf die inneren Stärken an?
    Ich bin bulimikerin, ich bin körperlich gebaut ok (wie man es auch immer betrachten mag). Ich merke aber auch, wie meine Kraft schwindet. Früher war es ein LKeichtes fest anzupacken. Jetzt fragen Menschen über meinen Kopf hinweg, ob es kräftigere Hilfskräfte gibt.
    Früher war ich Dick, aber ich war ausgelassener.
    Im Moment bin ich ein Schatten meiner selbst. Und das ärgert mich schon sehr.
    Eben weil dieser 'Moment' schon Jahre anhält.

    Du VERSUCHST dich zu übergeben?
    Bitte lass diese Scheiße. Man endet in einem Kreislauf, den man nicht mehr steuern kann.

    Man schadet den Körper mit der Kotzerei mehr, als man denk.

    Liebe Grüße
    BlacckSun
     
  10. Gast

    Artemis

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    Liebe BlackSun,

    du hast da irgendetwas missverstanden, ich hatte geschrieben "ich versuche es, mich NICHT zu übergeben, sondern das Essen drinzubehalten".
    Mir ist vollkommen klar, dass die Bulimie kein Mittel zum Zweck, sondern ein furchtbarer Teufelskreis ist. Ich bin kein Teenie mehr, der denkt, die ultimative Abnehmmethode für sich persönlich entdeckt zu haben. Deswegen zwinge ich mich ja auch immer wieder, so normal wie möglich zu essen und mich nicht zu übergeben. Aber es ist so schwer, das Gedankenkarussell, das folgt, zu kontrollieren.
    Nach einem heftigen FA bleibt einem fast nichts anderes übrig als zu kotzen, da hilft mir nur das und anschließend schlafen. Das Völlegefühl, die heftigen Verdauungsbeschwerden und Krämpfe sind kaum auszuhalten, einhergehend mit dem Gefühl, es ein weiteres Mal versiebt zu haben.
    Ich weiß, dass ich mir und meinem Körper schade, aber meine Gedanken kreisen zu stark ums Essen, im Moment komme ich dagegen nicht an.
     
  11. schwanenfeder

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    Die letzten drei Wochen war ich wohl in einer Akut-Phase, die daraus bestand, dass ich nur noch geschlafen habe bis spätnachmittags oder abends - vorausgesetzt ich musste nicht arbeiten. Den Rest des "Tages" hab ich dann mit Attacken verbracht. Heißt: Nur Attacken, kein Essen sonst, nicht einmal trinken. Ab und zu dafür deftige Alkoholräusche. Da hab ich tatsächlich nicht daran gedacht, irgendwelche Schritte nach vorne zu gehen.
    Mittlerweile weiß ich aber, dass kein Weg aus der Spirale führt, als wieder anfangen zu essen. Das ist einfach Fakt. Damit der Körper wieder aus dem Notzustand rauskommt. Nach einem Notarzteinsatz hab ich noch ein paar Tage gebraucht, um das zu realisieren und gestern dann zum ersten Mal wieder Gemüse, Tofu, Frischkäse, etc. eingekauft. Das alles gestern spätabends gemampft und damit auf ca. 1500 kcal gekommen. Die große Entscheidung also: drinbehalten und 1. vor Schmerzen sterben, 2. die Gewichtszunahme riskieren, 3. Gedankenfick aushalten, aber 4. damit auch die Endlos-Schleife endgültig erstmal wieder unterbrechen - ODER - rauskotzen und das Spielchen der letzten Wochen weiterführen und wieder Richtung Kontoüberziehung rasen und weiterhin einen Alltag mit Kreislaufkollapsen, ständigem Durst und absoluter Schwäche führen.
    Tja. Ich habs drinbehalten. Ja. Mir ging es beschissen. Mir geht es auch heute beschissen. Nach 320 Kalorien. Weil sobald Mageninhalt vorhanden ist, ich das Gefühl habe, dass die Rippen weg sind und man mich rollen kann. Dass ich Abschaum bin. Usw.
    ABER ich nehme wieder am Leben teil. Es ist diese EINE ENTSCHEIDUNG. EINMAL das Essen aushalten, um den Kreislauf zu durchbrechen. Und dann kämpfen. Jedes Mal. Für die Werte, die du dir für dein Leben auserwählt hast. Dafür, dass du jeden Moment einfach VOLL mitkriegen willst und nicht im Taumel einer Gier nach Essen oder weil du grad wieder ausgeknockt nach der Attacke bist. Ich hoffe, du schaffst es, dich in nächster Zeit, dieses eine Mal zu entscheiden. Such dir irgendetwas gesundes, auf das du Lust hast. Das du in dir erträgst. Ich weiß, du denkst jetzt erstmal "NICHTS!" .... aber ich weiß, dass es da irgendwas gibt. Vertrau auf dich und gesteh es dir ein ... es wird dir so gut tun ... <3
     
  12. Unregistriert hanna

    Expand Collapse

    Top Poster des Monats

    Sehr starke Entscheidung

     
Die Seite wird geladen...