Also, ich weiß zwar nicht, ob ich hier richtig bin, hoffe aber, das mir jemand weiterhelfen kann... Meine erste Frage wäre: Kann man auch unbewusst eine Essstörung entwickeln? Es geht hierbei um meine Mitbewohnerin/beste Freundin, die im Dezember letzten Jahres angefahren wurde und eigentlich glücklich darüber sein sollte noch am Leben zu sein und nicht im Rollstuhl zu sitzen (wegen einer Wirbelsäulenverletzung). Wegen der Sache hat sie allerdings ziemlich in der Luft gehangen, da man ihr von Anfang an immer wieder gesagt hat, das sie nicht weiter in ihrem Beruf wird arbeiten können und auf jeden Fall Schäden für den Rest ihres Lebens zurück bleiben werden, was ihr ziemlich zu schaffen gemacht hat. Seit dieser Zeit hat sie ca. 20 Kilo abgenommen, bewegt sich aber noch im normalen Bereich, verhält sich ziemlich seltsam was essen angeht, klagt öfter's über Magenschmerzen, Übelkeit und Schwindelgefühle, hatte ein oder zwei Kreislaufzusammenbrüche, hat oft keinen Hunger und trinkt eigentlich nichts mehr außer Wasser und Kaffee und davon eine Menge und zeig noch ein paar andere Symptome, die Google zumindest EDNOS zuordnet... Eigentlich ist sie mit Mitte 20 nicht unbedingt in dem Alter, in dem man so etwas entwickelt, aber ist es möglich, das die Angst vor der Zukunft irgendwie auf das Essverhalten überetragen wird? Und wenn ja, wie fange ich ein Gespräch darüber an? Würde ich sie offen darauf ansprechen, würde sie mir sagen, das alles in Ordnung ist und ich mich nicht lächerlich machen soll. Liebe Grüße
Hallo Abra, auf die Frage ob du hier richtig bist, kann ich nur antworten, dass wir hier keine ausgebildeten Psychologen haben und nur unsere unprofessionelle Meinung bieten können. Ob es das ist, was du suchst, musst du am Ende selber entscheiden. Zuerst einmal tut es mir sehr leid, was deiner besten Freundin widerfahren ist. Essstörungen sind wie alle psychischen Störungen sehr komplex und nicht leicht zu erkennen oder zuzuordnen. Das was du beschrieben hast klingt schon sehr nach einem gestörter Essverhalten, aber es bleibt deine subjektive Wahrnehmung der Situation und die entspricht nicht immer der Realität. Mit Mitte 20 ist man aber auf keinen Fall zu alt, um eine ES zu entwickeln. Das Klischee, dass nur junge, perfektionistische Mädchen aus gutem Elternhaus an Essstörungen erkranken ist schon lange widerlegt. Es gibt auch Frauen und Männer, die erst mit 40 oder später an einer ES erkranken, es kommt auf die individuellen Lebensgeschichten und Probleme an. Ein einschneidendes Erlebnis oder Trauma, wie es deine Freundin erlebt hat, kann zur Entstehung einer ES beitragen oder den Ausbruch fördern. Wie du sie am besten darauf ansprichst ist eine schwierige Frage, da ich aus meiner Sicht auch ungerne darauf angesprochen werden wollen würde. Auf jedem Fall sollte das Gespräch unter vier Augen stattfinden und keine beiläufige Frage sein wie "der Film war toll, haben wir noch Popcorn, hast du eine Essstörung?" Vermutlich ist es am besten, das Thema in einer ernsteren, bereits laufenden Unterhaltung anzusprechen. Versuche ihr zu vermitteln, dass du sie nicht verurteilen willst und dir nur Sorgen machst, biete ihr vielleicht an zusammen zu einer unverbindlichen Beratung zu gehen, was kann man schon verlieren? Liebe Grüße, Opheliac
Hallo Abra, ob deine Freundin eine Essstörung hat, können wir schlecht beurteilen. Das kann nur ein Fachmann, in diesem Fall ein Psychologe. Ich würde sie auch nicht so direkt drauf ansprechen, sondern erst einmal vorsichtig anmerken, dass du dir Sorgen machst. Möglicherweise ist ihr wirklich nicht einmal selbst bewusst, dass sie ein Problem mit dem Essen entwickelt hat. Dafür würde ich eine Unterhaltung unter vier Augen vorschlagen. Opheliacs Vorschlag, dass du ihr anbieten könntest mit ihr zu einer Beratung oder einem Arzt zu gehen, halte ich für sehr gut. Aber natürlich nur, sofern sie nicht sofort abweisend wird und deutlich macht, dass sie nicht darüber reden möchte. Denn man kann niemanden zwingen sich helfen zu lassen - das muss schon von ihr selbst aus gehen, sie muss damit einverstanden sein und wenn sie mit dir absolut nicht reden möchte, solltest du das dann auch akzeptieren und gucken, ob sie vielleicht irgendwann von sich aus zu dir kommt. Viel Erfolg! Liebe Grüße Püppchen
Also ich persönlich kann dazu nur sagen, ab wann ICH jemanden für essgestört halte. Ähnlich wie die beiden anderen - Opheliac und Püppchen - ist das sehr subjektiv und man will da ja auch nicht etwas schreiben, was dich dann zu einer Fehlentscheidung bringt. Das größte Problem ist auch, dass das von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, welches Gewicht für ihn am gesündesten ist. Manche haben mit 2000 kcal am Tag auch eine dünne Erscheinung, andere werden nur von 600 kcal schon gefühlt dick. Am deutlichsten deutet für mich jedoch die Eigenschaft auf eine Essstörung hin, wenn man eben des Nicht-Essen als Bewältigungsmechanismus benutzt. Du kannst ja mal darauf achten, unter welchen Umständen sich ihr Essverhalten wie verhält. Hat sie Stress und hungert dann, kann es sein, dass sie der Typ Mensch ist, der bei Stress unter Appetitlosigkeit leidet sowie andere dazu neigen, mehr zu essen, wenn sie unter Stress stehen. Ein offenes und ruhiges Gespräch ohne Andeutungen und Vorwürfe könnte ja helfen, auch dir selbst Klarheit zu schaffen und beruhigter zu sein. Wichtig ist, dass es nicht deine alleinige Verantwortung ist, über ihr Essverhalten zu urteilen. Menschen müssen auch selbst ein wenig Verantwortung für sich und ihr Leben übernehmen. Man kann nur Hilfe anbieten, ein offenes Ohr und du kannst ihr ja öfter was anbieten. Vielleicht findet sie auch keine Motivation oder Zeit, um zu kochen und hat dann keine Lust. Auch würde ich dann mal darüber nachdenken, ob es nicht eine Krankheit ist. So eine rapide Gewichtsabnahme in Verbindung mit Schmerzen im Bauchbereich kann auf Leber- oder Nierenprobleme hindeuten. Ich wünsche Dir ganz viel Glück und Entspannung Liebe Grüße