Skinny-Selfies

Dieses Thema im Forum "Diskussionen" wurde erstellt von BlackSun, 3. August 2015.

  1. Gast

    BlackSun

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    Top Poster des Monats

    whiteFee, ich denke, dein Wort "einschüchternd" passt sehr gut.
    Ich fühle mich manchmal schon im 'Zugzwang', wenn ich so dünne Mädels sehe. So nach dem Motto: Was die kann, das kann ich doch auch!
    Es ist schon dumm, dieses Denken. Schlimmer ist es noch, sich dessen bewusst zu sein und nichts daran ändern zu können.


    Opheliac
    Ja, eine ES ist ein persönliches Problem. Da gebe ich dir gerne Recht.
    Wobei man sich das Umfeld sehr genau ansehen sollte.

    An den Profis allerdings zweifel ich etwas.
    Ich möchte nicht deren Kompetenz und Herzblut in Frage stellen, ganz und gar nicht!
    Aber in meinem Fall glaube ich nicht daran, dass ein Essensplan allein mit weiterhelfen könnte. Intellektuell weiß ich, dass ich meinem Körper nicht gut tu und dennoch kann ich davon mich nicht ausgewogen und gesund ernähren. Wie soll da ein Therapeut wirklich etwas ausrichten können? Ich wünschte mir, man könnte das Gehirn aufschneiden und mir dieses Fehldenken einfach rausoperieren.
    Ich weiß nicht, wie ich das anders beschreiben könnte.

    Liebe Grüße
    BlackSun
     
  2. Probezeit nicht bestanden

    Mina

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    Dabei seit 11. August 2015
    :tröst:
    Ohje, whiteFee ich hatte gerade das Bedürfnis dich in den Arm zu nehmen, als ich deinen Post gelesen habe.
    Tut mir leid, dass nagende Emotionen in dir hoch kochen, wenn du dir die Bilder anschaust, die irgendwelche Zeittotschläger (warum auch immer?!) in die Weiten des Internets gepustet haben.
    Ich muss ganz ehrlich sagen, das die Bilder mir nicht viel mehr als ein Augenverdrehen entlocken.

    Dieses Phänomen was Opheliac hier beschreibt kenne ich sehr gut:
    Allerdings aus Situationen des echten Lebens. Wenn ich Frauen beobachte die (in meinen Augen) wesentlich attraktiver und ganz offensichtlich um einiges dünner daher kommen, dann versetzt mir das auch einen Stoß in die Magenregion. Bis hin zu Gedanken, die man eindeutig als getriggert ansehen kann.
    Bei Fotos ist das allerdings nicht der Fall.
    Ich weiß nicht genau wieso, aber insofern ich eine besonders schöne, anormal dünne und einfach perfekt wirkende Frau auf einem Bild sehe, schreien mind. 80% der Stimmen in meinem Kopf: "Fake!!"
    Es gibt (auch für den Privatgebrauch auf dem Smartphone, wie ich von diversen Ex-Kommilitoninnen gehört habe) mittlerweile so viele Tricksereien, die über übliche Foto-Filter hinaus gehen, dass ich einfach nicht mehr so richtig an die Aufrichtigkeit von digital aufgenommenen Bildern glauben kann. (Von den verschiedenen Perspektiven-Tricks, die man beim Selbstknipsen anwenden kann, mit denen man gleich nochmal 5 kg schlanker aussieht erst gar nicht zu sprechen!)

    Thinspo-Bilder haben bei mir deshalb im Regelfall auch absolut keine Wirkung.
    Ich weiß nicht ob es dir hilft, aber vielleicht versuchst du beim nächsten Bild das dir einen Stich versetzt, daran zu denken, dass man Lücken zwischen den Oberschenkeln mit Schattierungen vergrößern, Hautunreinheiten mit Filtern wegzaubern und dünne Beine durch eine schräg von oben herunter schauende/knipsende Perspektive erzeugen kann.
    :imagination:
     
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  3. ehemaliges Mitglied

    Opheliac

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    Dabei seit 1. November 2014
    Ich glaube auch, dass das Umfeld bei der Entstehung eine gewaltige Rolle spielt.
    Am Ende sind aber wir es, die die Störung aufrechterhalten.
    Ich gebe meiner Familie immer noch sehr viel Schuld an meinen Problemen, inzwischen habe ich aber begriffen, dass es mich nicht weiterbringt, denn jetzt bin ich diejenige, die das Rad am Laufen hält.

    Vermutlich kannst du die Kompetenz vieler Therapeuten in Frage stellen.
    Was ich inzwischen gehört und selbst erlebt habe war eine Katastrophe.
    Das derzeitige Therapiekonzept für Essstörungen bräuchte mit Sicherheit ein Update.

    Was ich eigentlich gemeint habe ist, dass Profis nicht durch unsere Störung gefährdet sind, weil sie gelernt haben damit umzugehen.
    "Normale" Menschen können das meist auf Dauer nicht.
    Ein klassisches Beispiel ist eine Familie, in der ein Mitglied ein Suchtproblem hat.
    Schnell dreht sich das gesamte Familienleben um die Sucht, man teilt die Krankheit und wird ungewollt zum Therapeut und einer Person, die die Krankheit im Endeffekt sogar ermöglicht und unterstützt.


    Das wünsche ich mir auch oft :tröst:
    Ich glaube daran, dass wir unsere Krankheiten überwinden oder zumindest besser in den Griff bekommen können.
    Das wird sicherlich nicht von alleine passieren und wahrscheinlich auch nicht in absehbarer Zeit, aber irgendwann schaffen wir es.
    Es gibt viele Fortschritte in der Pharmaforschung und Verhaltenstherapie, hoffentlich werden wir auch noch davon profitieren.
    Also Kopf hoch meine Liebe!
     
  4. Gast

    BlackSun

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    Top Poster des Monats

    Ich bin in der Versuchung einem (selbstherbeigeführten?) Hirnschaden 'Schuld' daran zu geben.
    Es ist doch so, dass viele Betroffene eigentlich genau wissen, was sie ihrem Körper antun, dass das alles andere als gesund ist. Und dennoch können wir uns von der Umklammerung der ES nicht lösen.
    Rein faktisch, rational (oder wie auch immer) ergiebt das einfach keinen Sinn.



    Danke <3
    So hart wollte ich eigentlich mit denen nicht ins Gericht gehen. Aber ich persönlich glaube nicht an den Erfolg von Speiseplänen oder Ähnlichem. Der Knackpunkt liegt ganz woanders. Und solange man darauf nicht individuell eingeht, kann es einfach nichts werden. Außer man behandelt die armseligen Personen, die sich einfach von der Presse die Konfektionsgröße diktieren lassen.


    Darf ich dich fragen, was dich so sicher macht, dass 'normale' Menschen (oder auch Therapeuten) sich nicht dabei ertappen zu deken, wie wäre mein Leben mit einer ES?!
    Ich stelle mir das sehr schwer vor, wenn ich mehreren essgestörten Personen zuhören müsste, ohne mich mit ihren (irrwitzigen) Idialen zu vergleichen .
    Man darf auch nicht vergessen, dass hinter jedem (ausgebildeten) Therapeuten ein ganz gewöhlicher Mensch steckt.


    Danke <3

    Ich glaube, dass wir gerade die Vorreiter sind. Jede Störung muss erst einmal erforscht werden, bevor man sie versteht und ein 'Gegenmittel' erfinden kann.
    Mit meiner ES habe ich mich abgefunden. Sie gehört anscheinend zu mir und zu meinem Leben. Wenn ich anderen Menschen dadurch helfen könnte, würden die täglichen Strapazen wenigstens etwas Sinn machen.


    Ich danke euch, dass es Foren wie dieses gibt <3
     
  5. Probezeit nicht bestanden

    whiteFee

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    31 Jahre alt
    Dabei seit 11. August 2015
    Hey Opheliac, ja du hast vollkommen Recht!

    Genauso sehe ich das auch. Aber hier geht es ja um diesen Trend dachte ich. Also, dass Mädchen Münzen in ihren Schlüsselbeinen ablegen und so weiter. Das finde ich schon verletzend, weil ich das nicht als Ausdruck der eigenen Schönheit oder der eigenen Individualität sehe, sondern eher so, dass es zu einem Wettbewerb wird über äußerliche Vergleiche und man damit schon irgendwo Oberflächlichkeit bestärkt. Ist ja eigentlich egal, ob du einmal um deinen Bauch an deinen Nabel greifen kannst, aber die, die es nicht können, laufen dann auch in Gefahr, sich minderwertig zu führen. Für mich ist es halt eine Kategorisierung in "Können" und "Nicht können". Du bist zu dick, wenn du es nicht kannst. Natürlich denke ich nicht so, aber es deutet diese Aussage irgendwie an, findest du nicht ?
    Und wenn ich dünne Mädchen draußen sehe, bin ich auch ziemlich traurig. Ich blicke ihnen hinterher, wie schön sie in ihren Kleidern aussehen und wie toll alles sitzt und fühle ich fett und eklig, obwohl ich das gar nicht muss. Da ist natürlich unser Problem, unsere Verantwortung. Man sollte schon versuchen, Menschen, die man bewundert, deswegen nicht anders zu behandeln. Sonst wird man genauso oberflächlich wie diejenigen, die man kritisiert. Deswegen versuche ich mir immer zu sagen, dass ich mich für sie freuen sollte und mir als Ziel setzten muss, eines Tages auch so über mich selbst zu denken.

    Und Danke Mina, das ist ja wirklich lieb von dir, dass du das schreibst. Hab mich auch getröstet gefühlt. *herzig* Das ist natürlich auch bei jedem anders. Ich finde es krass, dass du zum Beispiel einfach darüber hinweg gucken kannst. Das zeugt für mich schon von einem starken Charakter. :D

    und BlackSun und Opheliac: Ja, das Umfeld ist für mich da auch entscheidend. Das kann so viel verändern. Ich glaube, dass man mit seinem Körper auch ganz anders umgeht, wenn man in einer anderen Kultur aufwächst. Essstörungen sind ja vor allem in der westlichen Welt verbreitet. Wir sind dafür leider gute Beispiele. Ich glaube, dass man auch manchmal andere mit hineinzieht, wenn man über seine ES spricht. Habt ihr diese Angst auch manchmal? Also man erzählt zum Beispiel offen darüber, wie man über sein Gewicht denkt und inspiriert erst dadurch eine andere Person, überhaupt auf diese Gedanken zu kommen. Meine Mutter hat auch mal wegen mir Diät angefangen, weil ich so fokussiert auf Idealgewicht und ähnliches war.

    Das Gefühl habe ich auch. Man traut sich glaube ich auch einfach nicht so raus aus diesem Denken. Was kommt danach und wird man wirklich glücklich, wenn man ungezwungen ist...manchmal habe ich nämlich auch das Gefühl, dass viele einen sogar um die ES beneiden :eager: Und das ist echt krass.
     
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  6. Gast

    BlackSun

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    Top Poster des Monats

    Ja, so ging es mir mit meiner Schwester, als sie mir mal beichtete, dass sie nicht so wie ich schaffe, den Finger in den Hals zu stecken.
    Ich war schockiert und beschämt zugleich.

    Sie fühlte sich zu schwach, weil sie nicht Kotzen konnte.
    Ich fühlte mich schwach, weil ICH die Tür zu dieser unereichbaren Tür geöffnet habe.
    Ich fühlte mich furchtbar, weil ich an ihre kleine Tochter dachte.. Weil ICH der Grund war, warum etwas in der Familie nicht stimmt.

    Allein dieser Gedanke ist doch scheiße, oder nicht?