Hallo ihr lieben Stellt euch mal vor, hat doch tatsächlich eine aus meiner Klasse zu mir gesagt: ,,Ich hätte gerne mal eine Essstörung, nur um zu wissen wie es sich anfühlt, ich versuch eine zu bekommen, aber natürlich nur für kurze Zeit. " Also echt das kann man doch nicht auf sie leichte Schulter nehmen und nur mal eben eine psychische Krankheit bekommen. Ist doch echt bescheuert oder? Sorry das musste ich los werden, ich hab mich ziemlich geärgert! Liebe Grüße Lou
Kann ich gut nachvollziehen, dass du dich geärgert hast! Am liebsten würde man doch als Betroffene bzw. wissende Person dem Mädel ins Gesicht brüllen, was sie da für eine riesengroße Sch*** von sich gibt und dass sie überhaupt keine Ahnung von der Tragweite ihrer Aussage hat. Ja klar, man knipst mal eben die Essstörung an, weil man Lust darauf hat, zu wissen, wie es sich anfühlt und dann auch wieder aus, wenn man ihr überdrüssig wird. Aber irgendwie rufen solche Aussagen in mir auch immer Resignation hervor, denn man kann eben nur als Betroffene die Belastung und Tragweite der Essstörung nachvollziehen und die "Außenwelt" wird das wohl nie richtig verstehen können, was in unseren Köpfen und Körpern vor sich geht, wie viel Aufklärungsarbeit auch immer man leistet...
Liebe Lou, ich kann deine Wut und deine Entrüstung sehr gut nachvollziehen. Aber ich möchte dennoch darauf hinweisen, dass es mit sehr großer Wahrscheinlichkeit eine unbedachte Aussage deiner Klassenkameradin war. Ich nehme an, dass sie außerdem nicht weiß, dass du an einer ES leidest. Als Jugendliche hatte ich übrigens auch sehr oft solche Gedanken. Ich wollte gerne für einen Tag drogenabhängig, obdachlos oder eine Prostituierte sein. Dieses Bedürfnis es am eigenen Leib zu erfahren, weil man es sonst nicht richtig begreifen und verstehen kann ist vermutlich gar nicht so ungewöhnlich. Damals habe ich das auch in Unterhaltungen erwähnt und viele meiner Freunde haben zugegeben, auch darüber nachgedacht zu haben. Um es jetzt nicht auf das Alter zu schieben, auch heute habe ich manchmal noch solche Gedanken. Als ich erfahren habe, dass mein Großvater vor seinem Tod an Schizophrenie erkrankt war, habe ich mich in Fachliteratur und Dokumentationen gestürzt, um den Zustand verstehen zu können. Das habe ich natürlich nicht, weil man sowas nicht durch Lesen begreifen kann. Dann habe ich mir auch heimlich gewünscht, für ein paar Tage schizophren zu sein. Natürlich würde ich nie im Leben zu einem Erkrankten sagen "ach, ich wäre für ein paar Tage auch furchtbar gerne so krank wie sie, weil ich ein verwöhntes, ignorantes Arschloch bin, dass ihr Leiden nicht verstehen kann." Genauso hätte deine Klassenkameradin nicht in deiner Gegenwart gesagt, dass sie gerne mal eine ES hätte, wenn sie wüsste, dass du unter einer leidest. Ich glaube ich bin jetzt ein wenig abgeschweift Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass man solche Kommentare nicht immer persönlich nehmen darf. Und sie kommen auch nicht immer von ignoranten Idioten, die kein Einfühlungsvermögen und Taktgefühl haben. Meist ist es nicht böse gemeint, sondern einfach nur ein ausgesprochener Gedanke. Überlege dir doch mal, wie viele Leute du vermutlich schon durch eine unachtsame Aussage verletzte hast, weil du über ihre Probleme nicht Bescheid weißt. Liebe Grüße, Opheliac
Hallo ihr lieben, Danke für eure Antworten. Ich muss sagen ich hab mir das in meiner Anfangszeit auch gedacht, aber einfach in diesem Moment hab ich mich ziemlich geärgert. Weil ich einfach weiß wie es ist. Danke für 's zuhören. Ich glaube aber auch siehst nicht richtig darüber nachgedacht. Liebe Grüße Lou
Und ja, du hast sehr recht, natürlich hab ich auch schon Aussagen von mir gegeben die vielleicht nicht gerade nett waren.
Liebe Lou, ich denke jede von uns hätte sich tierisch geärgert Das ist ja auch verständlich, wir leben diese Hölle jeden Tag. Ich nehme solche Kommentare auch schnell persönlich und muss mich erst daran erinnern, dass es nicht so gemeint ist. Schönes Wochenende!
Ja, das kann ich sehr gut nachvollziehen, man nimmt sowas sehr schnell persönlich. Danke, ich wünsche dir auch ein schönes Wochenende
Ich kann Opheliac nur zustimmen. Würde aber noch eine Vermutung anhängen: Ich könnte mir vorstellen, dass das Mädchen zwar ausgesprochen hat, dass sie gerne mal am eigenen Leib erleben würde, eine Essstörung zu haben - aber eigentlich gedacht und gemeint hat sie bestimmt etwas anderes. Und zwar: "Ich wäre gerne mal "zu" dünn" - mit allem was man sich von außen darunter vorstellt: Leichtigkeit, Aufmerksamkeit, Schönheit, Unnahbarkeit... Ich kann mir schwer vorstellen, dass sie sich dabei vorgestellt hat, dass sie stundenlang über der Toilette hängt, all ihr Geld für Essen ausgibt, vereinsamt, Depressionen hat oder sich auf verschiedene Weise selbst schadet und verletzt. Ich finde es schon interessant, dass sie ihren Wunsch auch gegenüber dir und anderen (?) ausgesprochen hat. In welchem Kontext? Mich persönlich ärgert es eher Kommentare zu hören wie zum Beispiel: Guck mal, die da ist doch bestimmt magersüchtig. Aber naja, es rutscht jedem mal was raus...
Hallo Anouk, du hast recht, jedem rutscht mal so etwas raus. Du könntest schon recht haben, dass sie etwas Aufmerksamkeit erlangen möchte. Wir hatten eben das Thema Essstörung weil es in einer Zeitschrift stand. Ich glaube über ihre Aussagen war sie sich nicht ganz bewusst. Man denkt, Essstörung = dünn sein etc. aber keiner weiß wie es ist Stunden über der Toilette zu hängen, Schwindel usw.. Danke für eure Antworten Liebe Grüße Lou
Das geht gar nicht > Ich kenne auch jemanden, der so ist. Mich regt sowas meegaa auf. Oder welche, die nur vorspielen, eine Essstörung zu haben. Ne, gibt dich mit der Person nicht ab. Und das auch noch zu jemand essgestörtem zu sagen, Hallo tickt es bei der net mehr ganz? Hoffe für dich, dass diese Person damit aufhört und dich in Ruhe lässt. Alles liebe
Danke für deine Antwort, ich geb mich auch nicht wirklich mit ihr ab.. so ne Situation ist mega blöd, vorallem sich richtig zu verhalten, denn ich möchte ja auch keinen persönlich angreifen. Liebe Grüße LouKritz
Ist zwar schon ein etwas älterer Thread, doch ich wollte nur auch noch mal sagen: sowas ist echt total unbezogen, unempathisch und nervig. Man müsste da eigentlich drüberstehen können, doch es ist schwierig. Menschen ohne ES kapieren wirklich selten, wie es sich anfühlt, wirklich eine zu haben - und lassen dann mitunter solche grauenhaften Sprüche fallen. Ich zumindest kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand mit einer wahrhaftigen ES diese hat, weil er fand, das sei eine lustige kurzweilige Freizeitbeschäftigung. Ich musste mir auch schon ähnliches anhören. Jemand, der mir sehr nahe steht, dem ich die ES anvertraut habe, hatte sogar die Frechheit zu sagen: "Ach was, das ist doch keine Esstörung, du bist doch gut so, wie du bist. Ich mach mir auch manchmal Gedanken über mein Gewicht, das ist normal." Äh, ja. Ich dachte einfach nur: verreck doch in der Hölle (sorry). War bestimmt nicht böse gemeint von der Person, aber ich war ziemlich geplättet von soviel Mangel an Einfühlungsvermögen.
Diese Menschen vergessen oft, wie schlecht es den "echten" Betroffenen geht. Ehrlich gesagt fühle ich mich auch echt untröstlich, wenn ich so etwas jetzt lese, wie das von Lou hier. Da bin ich entrüstet, sprachlos und würde meinem Gegenüber, der dies gesagt hat, am liebsten die Fakten an den Kopf knallen, was natürlich nichts bringt. Denn: Diese Menschen lernen wahrscheinlich wortwörtlich nicht aus. Schade. Erinnert mich irgendwie an das ganze Pro-Ana-Gedöns. Diese Mädels denken doch auch ähnlich, in dem sie sich eine Krankheit an den Hals wünschen, obwohl sie eigentlich gesund sind. Diese Menschen wissen das nicht zu schätzen. Ich weiß auch, wie Arielle, dass dies ein älterer Therad ist, aber sowas zieht immer meine Meinung an. Und ganz ehrlich: Ist das nicht schön? Gesund sein...?
Natürlich ist das schön. Aber man begreift es eben nicht. Ich muss leider sagen, dass ich auch eher aus der " ich wünschte..." Gruppe stamme.... Ich hab mir damals die "richtige" Essstörung iwie... richtig antrainiert auf eine gewisse Weise... es hat sich dann nur wahnsinnig schnell verselbstständigt. Aber als es bei mir anfing, wollte ich "essgestört" aussehen. Eben richtig krank. Damit jeder sieht, dass es nicht okay ist. Damit jeder sieht, dass ich nicht okay bin. Damit ich mir damit " Therapie" verdiene. Hat natürlich nicht funktioniert. So dünn wurde ich nie und dann kam recht schnell der Umschwung von " diszipliniertem Nicht-Essen und wenn ich muss Erbrechen" zu einem reinen " Fress-Brech"- Verhalten. Ich schäme mich da bis heute dafür... das ist auch eine der Sachen, warum ich versuche ohne Therapie aus zukommen. Ich hab es mir schließlich " ausgesucht", ich wusste was ich tat als ich zum ersten Mal erbrach, es kam nicht einfach über mich und war da. Ich hatte beschlossen, dass das der einzige Weg ist. Bitte versteht mich nicht falsch... ich finde das auch ziemlich daneben... aber iwie... bin ich ja eine von "denen".
Hm. Ich bin der Überzeugung, es macht nicht wirklich einen Unterschied, WOHER die ES kam in Bezug auf die Frage, wie echt sie ist. Es kann zahlreiche Auslöser geben, und keiner davon ist ein eindeutiger Hinweis auf vermeintliche Echtheit oder nicht. Das liest sich für mich ehrlich gesagt anders. Abnehmen und krank sein zu wollen, um anderen vor Augen zu führen, dass etwas nicht stimmt mit einem, ist keineswegs banal. Das ist meiner Meinung nach auch eine sehr viel tiefgreifendere Ursache als einfach nur "ich will es mal ausprobieren". Krankheit als Hilfeschrei - sehr ernstzunehmend. Schlussendlich kann ja jeder nur für sich entscheiden, wie krank er ist oder wie gesund und wie glücklich er sich damit fühlt. Deshalb muss ich auch LittleMissKnits ein kleines bisschen widersprechen: gesund sein in Bezug auf die Ernährung, ja, mag sein, dass das schön sein kann. Für mich persönlich stellt sich dieser Gedankengang aber als unlösbar dar. Wenn ich so esse, wie es im Allgemeinen als 'gesund' betrachtet würde, würde meine Seele leiden. Und eine kranke Seele in einem gesunden Körper kann nicht hundertprozentig gesund sein. Es ist schwierig. Komplex. Und genau deshalb hab ich mich hier beworben :!:sweatsmile:!:
an sich ist mir das ja auch bewusst... aber wenn ich dann genauer nachdenke überkommt mich da einfach Scham... es gibt so viele die einfach unbewusst reingerutscht sind... und ich wusste was ich tue. Ich hatte das nicht nur auf die Ernährung bezogen. Ich bin inzwischen so weit, dass ich lieber einen gesunden, wohlgeformten, athletischen Körper will. Das andere Traumziel passte einfach nicht mehr zum Rest meines Lebens, irgendwie. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diesen Traum ablegen konnte.
Liebe littleMissKnits, Als ich eben gelesen habe was du schriebst musste ich sehr an mich selbst denken und finde es mutig und gut, dass du es so offen ansprichst, trotz Scham. Ich habe immer die Mädchen beneidet, denen man die Krankheit richtig ansah. Ich selbst war immer nur die dicke, die zu viel aß und nie einen von denen, die es "geschafft" hatten und untergewichtig waren. Wenn ich jetzt meinen letzten Satz nochmal lese und dann darüber nachdenke, wie ich mich damals gefühlt habe und was dafür heute aus mir geworden ist, macht mich das traurig und wütend zu gleich. Ja, ich habe extrem abgenommen. Ja, die Menschen um mich rum bekamen mit, dass mit mir etwas "nicht stimmte". Ja, ich fühlte mich richtig krank.... Und jetzt? Jetzt bin ich ein körperliches Wrack, ohne Selbstwertgefühl. Was für ein Preis. Was für ein Bullshit. :!:disappointed:!:
Ob man... Nein, warte. Ich kann nur von mir sprechen... Ob ICH diesen Preis zahlen will/möchte, darüber war ich mir noch nie im Klaren. Mir ist nur mit der Zeit bewusst geworden, wie selbstverständlich alles ist. Für mich. Meine Krankheit denkt einfach: Du hast nicht gesund zu sein! Du hast zu leiden! Und ich finde den Gedanken, ich werde eventuell nie ein einfaches, beschwingliches, normal ernährendes Leben führen, zermürbend. Denn schließlich habe ich schon einige Versuche hinter mir. Versuche, die mich vielleicht retten könnten, aber es nicht getan haben, weil es nur Versuche waren, die schief gingen. Ich hatte versucht (nach dem Motto: Augen zu und durch) normal und regelmäßig zu essen. Ich fühlte mich nicht wohl. Aber jetzt fühle ich mich auch nicht wohl. Werde ich mich jemals wohl fühlen?
