Ein Brief an die Essstörung

Dieses Thema im Forum "Diskussionen" wurde erstellt von Mausi, 13. Mai 2018.

  1. Newbie

    Mausi

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    25 Jahre alt
    Dabei seit 8. Mai 2018
    Nachdem einige Beiträge veröffentlicht wurden, wo von Betroffene über Essstörung gesprochen wir (YouTube) oder Briefe geschrieben haben, wollte ich das selbe mal tun ABER aus der Sicht einer Mutter.

    Der Brief hat mich sehr bewegt. Das eine Mutter dass alles mit durchmachen muss. Zu sehen, wie die eigene Tochter immer näher dem Tot entgegen tritt und machtlos zu sein. NICHTS TUN ZU KÖNNEN!

    „Hallo Magersucht! Seit 2013 bist Du ein ständiger Begleiter meines Lebens…

    Es fühlt sich so an, als wärest Du der Stalker, von dem täglich in der Presse berichtet wird. Nur kann ich Dich weder anzeigen, noch eine einstweilige Verfügung gegen Dich erwirken und vor Dir flüchten kann ich auch nicht. Du folgst mir jeden verdammten Tag – egal wohin ich gehe. Du hast mich fast genauso krank gemacht wie mein Kind.

    Du hast dafür gesorgt, dass es meinem Kind sehr, sehr schlecht geht – hast sie fast getötet und als sie sich endlich entschieden hat, gegen Dich zu kämpfen, hast Du es ihr so schwer gemacht, dass sie sogar sehr oft darüber nachgedacht hat, sich umzubringen, weil Du (ihr Gegner) ihr einfach zu stark erschienen bist.

    Jedes Jahr seit 2013 musste mein Kind mehrere Monate (teilweise unter Zwang) in Psychiatrien oder Kliniken verbringen – sie hat ihre ganze Jugend für Dich geopfert und bis Anfang 2015 immer für Dich gekämpft! Doch damit ist jetzt Schluss…. Jetzt hat sie den Kampf gegen Dich angenommen und gewinnt diverse kleine Kämpfe. Trotzdem bist Du immer noch ein großer Bestandteil ihres Lebens!!

    Ich habe mich all die Jahre damit ausgepowert, Dich zu besiegen; meiner Tochter klar zu machen, dass Du ein Feind und kein Freund bist. Am Ende war ich so kraftlos, dass ich beinahe zugelassen habe, dass meine über alles geliebte Tochter verhungert. Ich war handlungsunfähig und völlig ohnmächtig. Ich konnte ihr nicht mehr helfen!! Doch meine Tochter hat mich dann gebeten, sie in eine Klinik zu bringen; da habe ich nochmal alles mobilisiert…… und da ist sie nun seit über 5 Monaten! UND ich würde mein Leben dafür geben, wenn sie es diesmal schafft, Dich in die Wüste zu schicken!!!

    Sie hat sich inzwischen dafür entschieden, nicht mehr zu Hause zu wohnen, weil sie alles an diese schlimme Zeit erinnert! Also hast Du ihr auch ein Stückweit das zu Hause weggenommen und mir die Zeit, die ich gern noch mit ihr zusammengelebt hätte. Ob sie jemals Kinder bekommen wird, steht noch in den Sternen – auch das hat sie Dir zu verdanken! Was willst Du hier noch??

    Ich weiß nicht, ob ich Dir für irgendwas danken kann – vielleicht hast Du meine Tochter vor anderen schlimmen Dingen bewahrt (Drogen, Alkohol etc.). Das weiß ich nicht – und es fällt mir auch schwer einem Killer wie Dir meinen Dank auszusprechen.

    Dafür hast Du uns zu viel Leid gebracht; wir mussten auf vieles verzichten, haben immer Rücksicht genommen. Und wenn wir mal keine Rücksicht genommen haben, dann hatte ich meiner Tochter gegenüber ein schlechtes Gewissen und fühlte mich dann damit schlecht.

    Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, würde ich mir von ganzem Herzen wünschen, dass Du aus unserem Leben verschwindest, am besten ganz von dieser Welt verschwindest…… und ich würde mir wünschen, dass meine Tochter den Kampf gewinnt und ein schönes langes Leben vor sich hat, dass nicht von Dir gesteuert wird.

    Das schlimme daran ist, ich kann mich gar nicht mehr an ein Leben ohne Dich erinnern….. aber eines weiß ich noch – wir waren eine kleine glückliche Familie!

    Viele Grüße
    C.P.“
     
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  2. ehemaliges Mitglied

    Philly

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    wow, das hat mich gerade echt berührt. es ist so traurig und wahr... woher hast du den Brief?
     
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  3. Newbie

    Mausi

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    Den Brief habe ich von einem alten Blog. Leider kann ich den nicht mehr Finden :(
     
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  4. Law
    Member

    Law

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    Dabei seit 3. April 2018
    Der Brief ist wirklich sehr berührend.
    Danke das du es mit uns geteilt hast. :)
     
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  5. Gast

    LisaBrew

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    Top Poster des Monats

    Hallo,

    wow ich bin gerade sehr bewegt von diesem Brief. Es ist Wahnsinn so zu lesen, was eigentlich die Außenstehenden bzw. Angehörigen mitmachen. Wenn man selbst da drin ist, denkt man finde ich nicht so viel daran wie es anderen damit gehen könnte. Und ich möchte nicht egoistisch klingen. Es ist nur leider so, dass ich finde man fühlt sich eher unverstanden.
     
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